thum. Diese unmäfsige Freude ist wohl ein Beweis, dafs sie noch
wenig Gelegenheit gehabt haben, das für sie so kostbare Metall
zu erhalten. Auch sind nach der Erzählung von Roberts seit
sieben J ahren nur zwey kleine amerikanische Handelsschiffe hier
gewesen.
Da ich erfuhr, dafs eben nicht viele Schweine vorhanden wären,
so erklärte ich, dafs Aexte und Beile nur gegen sie vertauscht
werden sollten. Um den Eintausch von Lebensmitteln überhaupt
zu befördern, hatte ich sogleich bey meiner Ankunft der
Schiffsmanschaft untersagt, irgend etwas, sogar keine Seltenheiten
von den Eingebornen zu tauschen; wobey ich versprach, dieses
Verbot einige Tage vor unserer Abreise aufzuheben, sobald ein
hinlänglicher Vorrath von Lebensmitteln eingekauft seyn würde.
Den Lieutenant Romberg und Dr. E sp en b e rg ernannte ich,
den Tauschhandel zu dirigiren, und nur ihnen allein war es
erlaubt, Lebensmittel zu kaufen; ich sah diefs .f. ür das einziOge
Mittel an, um Ordnung zu erhalten. Da ich aber fand, dafs
wir keine Schweine bekommen konnten, und an Cocosnüfsen
nie Mangel seyn würde, so hob ich das Verbot schon nach
einigen Tagen auf, und jeder erhielt die Erlaubnifs, nach seinem
Gutdünken sich mit den Seltenheiten dieser Insel zu versehen.
Um 4 Uhr Nachmittags kam der König mit seinem Gefolge
an Bord. Sein Name war T ap eg a KettenoWee. Er war
ein sehr starker wohlgebildeter Mann, mit einem dicken Speckhalse,
von ungefähr 4° his 45 Jahren. Sein Körper war von
dunkler, fast schwarzer Farbe, ganz tatuirt, sogar bis zu den
Stellen seines Kopfes, von welchen man das Haar abgeschoren
hatte. Er zeichnete sich durch nichts vor dem geringsten seiner
Unterthanen aus; denn er war, das T s ch iab u * ) ausgenommen, 1804.
völlig nackt. Ich führte ihn nach meiner Gajüte, und beschenkte
ihn mit einem Mefser und einem Stück rothem Zeuge von ungefähr
20 Ellen, welches er sogleich um seine Hüften band. Sein
Gefolge, das meistens' aus Verwandten bestand, beschenkte ich
gleichfalls, obgleich Roberts mir rieth, nicht zu freygebig zu
seyn; denn sie erkennen es doch nicht, sagte er, und keiner,
selbst der König, wird ihnen das geringste Gegengeschenk machen.
Ich unterliefs nicht, den König auf die Gröfse unsers
Schiffs und die Menge unserer Kanonen aufmerksam zu machen,
und versicherte ihn dabey, dafs ich nicht wünschte, von denselben
gegen seine Unterthanen Gebrauch zu machen, nur
möchte er ihnen aufs schärfste befehlen, uns nicht zu Gewalt-
thätigkeiten zu reizen. Damals glaubte ich, dafs das Ansehen
der Könige hier gleich grofs mit dem sey, welches die Könige
auf den Sandwich-Inseln und den Gesellschafts-Inseln haben, ich
überzeugte mich aber bald von dem Gegentheil. Als er wieder
aufs Verdeck kam, so fielen ihm einige kleine brasilische Papageyen
auf, über die er sein Erstaunen und seine Freude in
nicht geringem Mäfse zeigte. Er setzte sich nieder und betrachtete
sie mehrere Minuten lang. Ich glaubte seine Zuneigung
um so sicherer zu gewinnen, wenn ich ihm mit einem ein Geschenk
machte. Roberts schien indefs, da er meine Freygebig-
keit tadelte, ihm nicht mein Ajierbieten der Wahrheit gemäfs
dargestellt zu haben; denn am folgenden Tage ward mir ein
Schwein dafür gebracht.
*) T s c h i a b u ist der Gürtel, den die Wilden um die Hüften tragen, auf
den Sandwiclx Inseln wird er M a ro genannt.