1804. auch an der West-Küste und in der Nähe von Karakakua ge-
Juni. hätte. Ich liefs daher um 1 Uhr in der Nacht das Schiff
10. nach Norden umlegen. Um 41 Uhr lag uns Mowna-Roa ' in
N N O ; die Südspitze von Owaihi in NOtO. Ein dicker Nebel
aber bedeckte das ganze Land, und verhinderte uns den übrigen
Theil der Insel zu sehen, von welcher wir nicht über 10
Meilen entfernt seyn konnten. Um 8 Uhr ging der Wind nach
Norden herum, . und wehete so schwach,' dafs, wenn er auch
günstig gewesen wäre, wir keine Aussicht hatten, die Nähe von
Karakakua zu gewinnen. Diese ungünstigen Umstände, und die
Ungewifsheit, selbst in Karakakua unsern Zweck zu erreichen,
bewogen mich, den Entschlufs zu fafsen, keinen Augenblick
länger zu verlieren die Küste sogleich zu verlafsen, und nach
Kamtschatka zu segeln, wo wir nothwendig in der Mitte des Juli
Monats anlangen mufsten. Jedoch ehe ich diesen Entschlufs bekannt
machte, liefs ich die ganze Mannschaft aufs genaueste von
Dr. Espenberg untersuchen. Bey keinem einzigen fand er
nur die* geringsten Symptome von Scorbut. Hätte er [irgend
einige Zeichen von dieser Krankheit bemerkt, so wäre ich ohne
Zweifel nach Karakakua gegangen, wenn diefs uns gleich einen
Aufenthalt von einer Woche verursachen konnte, und in unserer
jetzigen Lage ein solcher Zeitverlust von der gröfsten Wichtigkeit
für uns war; denn ich hatte mich bey Abänderung des
Plans der Reise verbindlich gemacht, Nangasaky noch in diesem
Jahre zu. erreichen, und diefs schien mir nach dem Eintritte des
NO Monsoons mit Schwierigkeiten verbunden zu seyn. Ich
machte meinen Entschlufs, Owaihi zu verlafsen, und die Ursachen,
die mich dazu bewogen, meinen Offizieren bekannt.
Obgleich alle sich sowohl auf den Aufenthalt in Karakakua gefreut
hatten, als auch der Wunsch, frische Lebensmittel zu er- 1804.
halten, ziemlich lebhaft seyn mochte; denn seit drey Monaten May.
kam auf unsern Tisch keine andere Speise, als die für den
Tisch des Schiffsvolks gekocht war1: so schien dennoch ein jeder
mit meinem Entschlufse vollkommen zufrieden zu seyn. Capi-
tain Lisianskoy, defsen Zeit ihm nicht so kostbar war, wie mir die
meinige, nahm sich hingegen vor, anf einige Tage in Karakakua
Bay einzulaufen, und alsdann seine Reise nach Kodiak fortzusetzen.
Um 6 Uhr Abends lag uns die Südspitze von Owaihi in
NO 87°. Die östliche Seite von Mowna-Roa in NO 62°. Diese
zwey Peilungen bestimmten meinen Punkt der Abreise, welcher
nachVancouvers Charte in 18.0 58' der Breite und i 56.° aof der
Länge liegt. Um 7I Uhr Abends trennte uns ein frischer Ostwind,
welcher nach einigen Stunden Windstille entstanden war,
von der N e w a . ■ Ich steuerte SW, weil es meine Absicht war,
in der Parallele von 17° bis zum i8osten Grade der Länge zu
segeln. Zwey Ursachen bewogen mich hiezu. Erstlich weil in
der Parallele von 16 und 17° die Pafsatwinde frischer wehen,
äls im 20 oder 2 islen Grade, und zweytens weil diese Curslinie
genau in der Mitte von Capitain Clerke’s Curs, den er im Jahre
1779 hielt, Und dem, welchen alle Handlungs - Schiffe auf ihrer
Fahrt von den Sandwich - Inseln nach China nehmen, führt. *).
Es war demnach eine Möglichkeit vorhanden, irgend eine neue
Entdeckung zu machen.
Den xiten Juni Mittags befanden wir uns in 17.0 5p/ 4°" ^
und i 58.° 00/ 3o" W. Die Beobachtungen zeigten, dafs der
*) Capitain Clerke verfolgte bis 179.0 30' der Länge die Parallele von
ao Grad. Die von den Sandwich - Inseln nach China segelnden Kauf-
farthey-Fahrer bleiben gewöhnlich in der Parallele von i 3 “ , bis 6ie
sich den Marianen nähern.