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Januar.
vier Japaner das Haus des Gesandten verlafsen. Diese Unglücklichen
sahen also nach einer beschwerlichen Reise von 14 Monaten
zwar ihr Vaterland wieder, mufsten aber hier sieben Monate
mit uns im Gefängnifse zubringen; und selbst dann war es noch
zweifelhaft, ob sie zu ihrenFamilien zurückkehren durften, ob diefs
gleich der einzige Bewegungsgrund war, der sie hatte verleiten
können, ein freyes und sorgenloses Leben, welches sie in Rufsland
führten, aufzugeben. Was den Unglücklichen bewogen
habe, sein Leben auf eine gewaltsame Weise beendigen zu wollen,
läfst sich zwar nicht mit Gewifsheit bestimmen, obgleich es an
Ursachen, sich das Leben zu nehmen, einem Japaner nie fehlen
kann. Wahrscheinlich war es Verzweiflung, in sein Vaterland
zurückgekehrt zu seyn, und nicht zu seiner Familie; eilen zu
dürfen; auch hatte sich, das Gerücht verbreitet, dafs das Schicksal
derer, die Laxmann im Jahre 1792 nach Japan gebracht, ein
ewiges Gefängnifs sey, ohne die geringste Gemeinschaft mit ihren
Familien zu haben. Es ward noch eine Ursache angeführt, die,
wenn sie wahr ist, mein vielleicht zu hart scheinendes Urtheil
über diese Japaner im fünften Capitel rechtfertigen wird. Er soll
nämlich, gleich bey unserer Ankunft in Nangasaky, den Banjofsen
eine Schrift überreicht haben, in welcher er nicht nur über
die harte Behandlung geklagt, welche die Japaner in Rufsland
erlitten, sondern auch die Rufsen als bigotte Ghristen geschildert,
und hinzugefügt hafte, dafs mehrere von ihnen zur Annahme
der christlichen Religion gezwungen worden wären, und
dafs sogar der Zweck dieser Reise hauptsächlich darin bestünde.,
einen Versuch zu machen, die christliche Religion in Japan einzuführen.
Nichts als die gröfste Bosheit konnte diesen Menschen
zu dieser abscheulichen Handlung gebracht haben, da
Rache ihn hiezu nicht verleiten konnte, indem er nebst allen i8o5.
seinen Landsleuten in Rufsland mit einer beispiellosen Güte auf- Januar-
genommen, sie bey ihrer Abreise vom Kaiser beschenkt, und
*mf dem Schiffe mit aller Nachsicht behandelt worden waren.
Diese Schrift hatte indefs keinen Erfolg, und theils Verzweiflung,
seine Absicht verfehlt zu haben, theils auch Gewifsensbifse über
seine , teuflische Handlung, konnten ihn vielleicht dazu bringen,
sich das Leben zu nehmen. Nachdem seine Wunde geheilt
war, hörte man ihn oft , sagen, die Rufsen seyen sehr gut, nur er
sey schlecht; und er wünsche sein Leben, bald endigen zu
können.
Den 19ten Februar machte man dem Gesandten die officielle Febr. 19.
Anzeige, dafs der Kaiser einen Bevollmächtigten, von acht vor- ---
nehmen Personen begleitet, nach Nangasaky abgeschickt habe, i
um in Unterhandlungen mit ihm zu treten. Obgleich die Doll-
metscher es nicht gerade zu aussagten, dafs der Gesandte nun
nicht, nach Jeddo zu reisen brauche, so konnte man dieses doch
leicht aus den Umständen schliefsen. Der Mann, den der Kaiser
schickte, war von so hoher Würde, dafs er, nach dem Ausdrucke
der Dollmetscher, die Füfse des Kaisers sehen durfte,
ohne indefs seine Blicke höher richten zu dürfen, (eine Ehre, die
selbst dem Gouverneur von Nangasaky nicht wiederfahrt.); und
von einer so vornehmen Person liefe es sich nicht denken, dafs
sie blos deshalb nach Nangasaky geschickt worden sey, um den
Gesandten nach Jeddo zu begleiten. Dafs die japanische Regierung
jetzt recht ernstlich wünschte, uns im Anfänge Aprils von
hier absegeln zu sehen, diefs gab uns. ein Bfesuch der Dollmet-
scher zu erkennen. Den 27^* Februar kamen sie an Bord, a?.
um sich, auf Befehl des Gouverneurs, nach meinem Befinden zu
E R S T E R T H E I L .