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jeden verliehen. Die mehr gleiche Vertheilung des Eigenthums
mag wohl den Grund dazu legen. Der noch Wenig aufgeklärte
Nukahiwer erkennt in der Person seines Königs noch' nicht
den Despoten, für den allein er seine besten Kräfte aufopfern
mufs, ohne an die Erhaltung seiner eigenen Person oder seiner
Familie denken zu dürfen. Die verhältnifsmäfsig geringe Anzahl
von Vornehmen, die nür in den Verwandten des.Königs
besteht, und ihre geringe Autorität läfst ihm mehr Freyheit zur
Arbeit, und gewährt, ihm den freyen Besitz des Landes, so dafs
ein jeder mit sehr geringen Einschränkungen daran Theil haben
kann.
Der Nukahiwer *) ist durchgängig von grofsem Wuchs, und
sehr wohl gebaut; er hat starke Muskeln, einen schönen langen
Hals, äufserst regelmäfsige Gesichtszüge, in denen man etwas
gutes vermuthen könnte, welches sich auch wirklich im Umgänge
mit ihnen äufsert; wenn man aber weifs, welcher Abscheulichkeiten
diese schönen Menschen fähig sind, so verschwindet
das gute Vorurtheil von ihrem Menschenwerthe; zu
welchem man so leicht durch die schöne Form des Körpers,
verleitet wird, und man entdeckt in ihren Gesichtszügen nur
stumpfe Gleichgültigkeit. Ein feuriges Auge fehlt ihnen durch-
gängig. Das sehr starke Tatuiren, so wie auch das Einreiben
mit einer dunkeln Farbe, giebt ihrem Körper ein schwärzliches
*) Ich spreche nur von den Bewohnern dieser Insel, da ich nur auf ihr
gewesen bin; allein man kann sich unter dem Bilde eines Nuka-
hiwers nicht nur die Insulaner der Waskington Gruppe, sondern
auch die der MencLoza Inseln denken, unter denen eine vollkommene
Aehnlichkeit der Sprache, Regierungsform, Sitten und Gebräuche
statt findet.
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Ansehen, sonst ist ihre natürliche Farbe sehr hell; wenigstens
bey Knaben und Weibern, die sich nicht tatuiren. Sie steht
selbst der Farbe der Europäer an Weifse wenig, nach, höchstens
nur in so weit, dafs sie ein wenig ins gelblichte fällt. Diese
Insulaner zeichnen sich auch noch sehr dadurch aus, dafs man
bey ihnen keine Verwachsene oder mit körperlichen Gebrechen
Behaftete findet, wenigstens hat niemand von uns einen gesehen,
auch ist ihr Körper vollkommen rein, ohne Geschwüre oder
Ausschläge. Diefs haben .sie wohl ihrer Mäfsigkeit zu verdanken
; denn das äuf allen Inseln dieses Meers so allgemein verbreitete
Kawa Trinken, defsen unmäfsiger Gebrauch der Gesundheit
so äufserst nachtheilig ist, indem der Körper dadurch
oft ganz verunstaltet wird, findet sich hier nur bey einigen wenigen,
und selbst bey diesen mit grofser Mäfsigkeit verbunden.
Die Nukahiwer sind überhaupt in dem beneidenswerthen Besitz
einer nicht zu zerstörenden Gesundheit. Auch waren sie
bisher noch so glücklich, von der venerischen Krankheit ganz
verschont zu bleiben. Sie kennen keine Art von Krankheit,
folglich aufch keine Arzeneien. Nur ihre Furcht vor dem K a h a ,
einer krankmachendett Zauberey, wovon ich weiterhin sprechen
werde, kann etwa durch die Macht der Einbildungskraft ein zufälliges
Uebelbefinden zur Krankheit erhöhen, deren Heilmittel
jedoch, die Hebung des Zaubers, sie von den eigentlichen Krankheiten
hinlänglich unterscheidet. Die ganze Heilkunde dieser
Insulaner besteht daher nur im Verbinden der Wunden, worin
der König eine besondere Geschicklichkeit besitzen soll.
Unter den sehr vielen schönen Leuten dieser Insel zeichneten
sich besonders zwey aus, die allgemeine Bewunderung auf
sich zogen.- Der eine war in Tavo-Hoae ein grofser Krieger,
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