1804. sie erst zu Menschen machen müfste, und hiezu scheint mir
Roberts sowohl durch sein Beyspiel und seine Gewandheit, als
auch durch die Achtung, in der er bey' ihnen allgemein steht,
geeigneter als Crook, oder als irgend ein Mifsionair zu seyn.
Er hat sich ein ganz artiges Haus gebaut, und besitzt ein Stück
Rand, welches er mit Fleifs und Ordnung bearbeitet; dabey un-
terläfst er nicht, wo es sich nur thun läfst, Verbefserungen, die
•vorhin unbekannt waren, anzubringen, und er führt seinem Ge-
ständnifse nach, ein glückliches und sorgenfreies ■ Leben. Nur
der Gedanke, von Cännibalen umringt zu seyn, quälet ihn, und
.vor dem ■ nächsten Kriege ist ihm besonders bange. Ich erbot
mich, ihn nach den Sandwich-Inseln zu bringen, von wo er
leicht Gelegenheit finden würde, nach China zu gelangen. Er
konnte- sich aber nicht entschliefsen, sein Weib, welches ihm
während unsers Aufenthalts einen Sohn gebahr, zu yerlafsen,
und wahrscheinlich beschliefst er sein Leben in Nukahiwa.
Von einem Volke, welches in den verworfenen Zustand
versunken ist, wie die Nukahiwer, | kann man wohl nicht erwarten,
dafs es besonders starke Gefühle für den Zauber der
Musik haben werde. Da es indefs kein Volk, . selbst im rohesten
Zustande giebt, bey welchem man nicht einiges Gefallen an
Musik bemerkt hätte, so sind .atfch die Nukahiwer nicht ganz
gleichgültig dagegen. Ihre Musik entspricht ihrem Charakter.
Dieses erhellt aus ihren musikalischen Instrumenten. Der Zweck
der Musik, sanfte Empfindungen zu erwecken, kann bey einem
Volke nicht statt haben, welches keiner Empfindung fähig ist, und
an den mildern Tönen einer Flöte können Menschen nicht Geschmack
finden, die mit Gleichgültigkeit ihre Weiber und Kinder
morden, Nur solche Instrumente können bey ihnen Beifall
finden, und sich im Gebrauch erhalten, welche ihre. Wildheit 1804
anfeuern, wenn die Natur ihre Rechte zu behaupten anfangen a S
sollte; und dazu scheinen ihre Trommeln, die von . einer ungeheuren
Gröfse sind, und einen dumpfen holen Ton von sich
geben, besonders geeignet. Eben so harmonisch ist für die
Ohren der Nukahiwer ein Ton, den sie dadurch hervorbringen,
dafs sie einen Arm dicht an den Körper drücken, und mit der
Fläche der andern Hand mit Kraft in die Hölung schlagen,
welches einen durchdringenden Laut verursacht. Ihr Gesang
und Tan? ist nicht minder wild. Der Tanz besteht in einem
beständigen Hüpfen auf einer Stelle, wobey sie manchmal ihre
Hände in die Höhe heben, und mit den Fingern eine zitternde ,
schnelle Bewegung machen. Der Takt wird dazu mit den Händen
in der obenerwähnten Art geschlagen. Ihr Gesang ist mehr
einem Geheul, als einer regelmäfsigen Vereinigung .von Stimmen
ähnlich, doch genügt ihnen diei's, und ich zweifle sehr, ob durch
die allerschönste Musik ein,Nukahiwer gerührt werden würde.
Die Nachrichten, die ich über die Volksmenge dieser Insel
gebe, beruhen zwar auf einer sehr willkührlichen Schätzung. . •
Wo aber gar keine bestimmte Nachrichten vorhanden sind, da
hat schon eine Näherung einigen Werth. Tayo-hoae kann, dem
Berichte von Roberts zufolge, 800 Krieger gegen den Feind
schicken; Flome 1000; Schegua 5oo; Mau-day hat 1200 Krieger
unter seinem Befehle, Hotty-scheve in SW von Tayo-hoae, und
noch ein Thal in NO, jedes ebenfalls 1200. Diese Zahl nahm
Roberts willkührlich an, denn genau war er nicht davon unterrichtet,
doch glaubte er nicht, dafs seine Annahme zu gering
sey. Es beläuft sich also die Zahl der streitbaren Einwohner
auf 6900. Nimmt' man das dreyfache dieser Zahl für Weiber,