1804.
Oktober
er ein paarmal auf, wie,wenn er die Luft, die seinen Gebieter
umgab, in sich schlürfen wollte *); dann referirte er kaum hörbar
leise, und mit beständigen Luftseufzern untermischt, in wenigen
abgebrochenen Sätzen dem Banjos eine Unterhaltung, die im
Holländischen mehrere Minuten gedauert hatte. Ward ein Japaner
von einem Banjos angeredet, so kroch er zu ihm hin, neigte
seinen Kopf zur Erde, und wiederholte beständig den einsilbigen
Laut: ,,Eh, eh“ , welches so viel als: wohlverstanden, bedeuten
soll. Die Banjos benahmen sich beständig mit vieler Würde.
Sie lachten nie, gaben aber dann und wann ihr Wohlgefallen
durch ein anständiges Lächeln zu erkennen. Da sie mir übrigens
Lebensart zu besitzen schienen, so fiel uns eine sehr unanständige
Sitte auf, in der sie sich gar nicht genirten, und von
der sie doch sehr gut wifsen müfsen, wenn ihr eigenes sittliches
Gefühl es ihnen auch nicht sägte, dafs sie unschicklich sey, da
die holländischen Dollmetscher sie nicht an sich haben.
Die Kleidung der Banjos, so wie die der Dollmetscher, besteht
aus einem kurzen Oberkleide mit sehr weiten Aermeln, und
einem ganzen Kleide, das bis zu den Füfsen reicht, sich am
Halse schliefst, und ganz einer europäischen weiblichen Kleidung
ähnlich, nur von den Hüften herunter viel enger ist, so dafs sie
ihnen das Gehen sehr beschwerlich macht. Auch gehen sie in
der' That nie anders, als wenn absolute Nothwendigkeit sie
dazu zwingt. Diese Kleidung ist die allgemeine Kleidung aller
Japaner: der einzige Unterschied zwischen den reichern und
ärmern besteht darin, dafs sich die erstem in Seide, die letztem
in grobe baumwollene Zeuge kleiden. Das Oberkleid ist ge*)
Dieser - zischende Ton des Einschlürfens mit dem Munde, ist eine all-
gemeine Höfficbkeitsbezeugung unter den Vornehmen.
meiniglich schwarz, doch findet man auch andere Farben. Zum
ganzen Kleide werden besonders bunte Farben gewählt. Das
Familienwappen eines jeden ist in seinem Kleide an mehrern
Stellen etwa von der Gröfse eines halben Imperials eingewürkt.
Diefs ist eine allgemeine Sitte beyder Geschlechter in Japan.
Man erkennt nicht nur beym ersten Anblick, zu welchem Ranee.
sondern auch zu welcher Familie jemand gehört. So lange ein
Frauenzimmer unverheyrathet ist, trägt sie das Wappen ihres
Vaters; nach ihrer Verheyrathung nimmt sie das Wappen ihres
Mannes an. Die gröfste Ehrenbezeugung, die ein Prinz oder
Gouverneur jemand erzeigen kann, ist, wenn er ihm ein Oberkleid
mit seinem Wappen schenkt; wer ein solches Oberkleid
mit dem Wappen zum Geschenk erhält, trägt alsdann sein
Familien wappen auf dem Unterkleide. Man bereitete mehrere-
mal den Gesandten auf das grofse ihm bevorstehende Glück,
wenn ihm der Kaiser ein Geschenk mit einem Kleide, geziert
mit dem kaiserlichen Wappen machen würde. In die Kleidungen,
die von japanischen Zeugen gemacht sind, ist das Wappen
eingewirkt, auf den chinesischen Zeugen hingegen,, ist es auf-
genähet. Im Winter tragen «die Japaner oft fünf bis sechs Kleider
übereinander, ich habe aber bey keinem eine Kleidung von
Tuch gesehen, so wie sie auch kein Pelzwerk tragen, obgleich
in den-Monaten Januar und Februar die Witterung sehr rauh
ist. Sonderbar ist es, dafs die Japaner ihre Füfse nicht zu bekleiden
verstehen. Ihre Strümpfe, die ihnen nur bis zur halben
Wade reichen, sind von baumwollenem Zeuge zusammengenäht;
statt der Schuhe tragen sie blofs Sohlen von Stroh geflochten,
welche sie an einem überstehenden Bügel mit der grofsen Zehe
fest halten. Da die Fufsboden ihrep Zimmer überall mit gepol