Vieir Sèitefizellen einen grünen Saft enthalten. Nun aber, und diefs
ist für die Bestimmung jener zackigen Körperchen ein sehr wichtiger
Umstand, finden sich dieselben nie zwischen diesen grünen, sondern
beständig zwischen jenen, mit einer wässerigen Flüssigkeit erfüllten,
grofsen Eckzellen. Wenn matt diese grofsen Zellen in Längeschnitten
untersucht, so sieht man, dafs sie aus wasserhellen, mehr
breiten als langen, in eine senkrechte Richtung geordneten Schläuchen
bestehen, und diese Schlauchreihen Werden an unbestimmten
Stellen durch jene zackigen Körperchen unterbrochen, welche dergestalt
zwischen ihnen eingefügt sind, dafs der balgförmige Haupt-
theil derselben, Welcher sich schon durch seihe ungleich festere Con-
äistenz und seine weit dunklere Farbe unterscheidet, von ihnen eingeschlossen
ist, und nur seine konisch zugespitzten Fortsätze in die
Lücken hervorragen. Alle Umstände scheinen also darauf hinzudeuten,
dafs in diesen so genannten Lücken, wenigstens in ihren frühem
Perioden, da sie noch mit einer sehr feinen zellichten Substanz angefüllt
sind, durch besondere Grundtheile wichtige Absonderungen
vor sich gehen, welche nach verschiedenen Mischungen verändert,
von andern eingesogen und zur Ernährung der Pflanze' verwandt
werden; so wie wir gestehen müssen, dafs die ausschliefsende Bestimmung
dieser Lücken zu Luftwegen auch dadurch sehr bedenklich
wird, dafs wir selbst in ihren spätem Perioden, wenn sie leere
Räume darzustellen scheinen, in dem frisch äbgeschnittenen Blattstiel
sie beständig, wenigstens zum Theil, mit einer wässerigen Feuchtigkeit
angefüllt finden. 1 s)
18) So bemerkt man bey feuchter Witterung, oder dem angemessenen feuchten
Standort beständig, in der innein Höhlung dés Stengels der Impatiens
Noll tangere, durch die durchsichtigen Wände desselben, ohne alle äufsere
Verletzung, deutlich eine gehäufte wässerige Feuchtigkeit, die jeder Richtung
des Stengels folgt, und nur von den Schläuchen abgesetzt seyn kann,
welche das innere abgängige Mark zunächst umgeben.
§• 47.
In Beziehung auf die siebente Anmerkung zum vierzigsten Paragraph
müssen wir hier noch eine Benennung der eigenthümlichen
Gefafse'berichtigen, welche durch ein sonderbares Mifsverstandnifs
ein neues GefafsSystem entdecken liefe. Herr Dr. Joh. Heinr. D a n
ie l M o ld e n h aw e r , gegenwärtig praktischer Arzt in Hamburg,
würdigte in einer akademischen Streitschrift >) die bisher noch wenig
beachteten eigenthümlichen Gefafse einer vorzüglichen Aufmerksamkeit,
und unterschied sie durch den Namen der Markgefäfse, (vasa
medullaria,) um sie durch ihre gewöhnlichste Lage zu bezeichnen, 2)
indem er die zellichte Substanz unter dem Namen des Marks (me-
dulla) überhaupt begriff. 3) M o ld e n h aw e r fand, dafs sich die
eigenthümlichen Gefafse (seine Markgefäfse) an gewissen Stellen verästeln,
wie es sich Z. B. am Grunde der Blätter und bey der Ent-
Stehuüg der Zweige in der Asclepias fruticosa leicht bemerken läfst.
Zugleich scheint er die besonderen Schlauchreihen im Mark der Gar-
1 ) D e vasis plantarum speciatim radicem herbamque adeuntibus. Traj. ad
Viadr. 1779. ,
2) W e il sic sich, setzt er hinzu, im contextüs cellulosus überhaupt befinden.
pag. 28. 3) Zwar bemerkt Herr Professor B e r n h a r d i , (Beobachtung, über Pflanzeng.
S. 54. ) »cs bleibe unbegreiflich, wie viele Schriftsteller, als I i e d w i g ,
S p r e n g e l , M o ld e n h a w e r die eigenthümlichen Gefafse übersehen, oder
” gar wegleugnen können.” Aber M o ld e n h a w e r sagt ja ausdrücklich,
gleich bey der ersten Erwähnung des Namens der Markgefäfse, pag. 28.
§. i 4. iiot. a. Peculiaria vascula, a M a lp i g h io in Ebulo et Apio rystico
delineata, (Anat. plant, p. 1 7 .) kaec nostra medullaria sunt. Es wäre in
der That unbegreiflich, wie Herr B e r n h a r d i eine so bestimmte Erklärung
übersehen konnte, wenn wir nicht etwa voraussetzen inüfs.ten, dafs
er M o ld c n h a w e r ’ s jetzt etwas seltene Abhandlung nicht zur Hand hatte,
und jenes blofs aus dem, was er bey verschiedenen Schriftstellern über
die Markgefäfse fand, vermuthete.