Da man indefs auf einigen Gefäfsen, bey denen sje selbst L e e u -
w e n h o e k noch immer gelten liefs, fortdauernd wirkliche Erhöhungen
wahrnahm, so brachten verschiedene Veranlassungen, welche wir
bereits (§. 70. §.71. Anmerk. 16.) bemerkt haben, das Phänomen dieser
Kügelchen wieder in Aufnahme, da sie zumahl Herr B r is s e a u -
M irb e l selbst zu dem Range zusammengesetzter Drüsen erhob.
Nach den Beobachtungen des Herrn Dr. T r e v ir a n u s sind diese
Kügelchen anfangs durchsichtig und erfüllen ohne Ordnung den Canal
der jungen Faserschlaüche. 8) So wie aber die Wände dieser
Schläuche durch den Wachsthum ausgedehnt werden, setzen sich die
Körner an der innern Oberfläche derselben fest, und bewirken das
getüpfelte Ansehen der porösen Röhren. 9) Dann werden die vorhin
durchscheinenden Körner zu undurchsichtigen Tüpfeln, 1 °) und
bleiben Tüpfel, obgleich bisweilen solche Tüpfel zur Entstehung wirklicher
Poren Anlafs geben können. 1 1) Auf eine ähnliche Art bilden
sich nach Herrn Dr. T r e v ir a n u s die Treppengänge, welche er besonders
durch den Namen der falschen Spiralgefafse unterscheidet:
die durchscheinenden Körner werden zu undurchsichtigen Punkten,
es bewegt sich in den Zwischenräumen dieser Körnerlinien eine gal-,
lertartige Materie, welche erstarrend die horizontalen Reifen bildet, 12)
8) Vom inwencL Bau der Gew. Absclin. 7. §, 1. S. 83.
9) A. a. O. S. 84. „Bey jener Ausdehnung der Wände der Gefäfse bleiben
„die Körner an der innern Oberfläche derselben sitzen, und machen das
„getüpfelte Ansehen.' Warum sie aber sich in solche horizontal^ Reihen
„ordnen, als inan in den getüpfelten Gefäfsen bemerkt, kann ich zur Zeit
„nicht angeben.”
10) A. a. O. Abschn. 5. $.2. S. 61.
11) A. a. O. Abschn. 5. § . 2. S. 60. Abschn. 7. § . 2. S. 87. Man vergleiche,
was ich (§. 70. 72.) über" die verschiedenen Grade der Helligkeit und Dunkelheit
dieser Poren gesagt habe.
12) A. a. O. S. 87.
bis sich jene Kornerlinien in Querspalten verwandeln. 13) Daher
trifft man sehr oft in diesen Spalten die Spuren des körnigen Wesens
an. 14) Nach dieser Theorie gründet sich also die verschiedene Bildung
der porösen Röhren und der Treppengänge auf die verschiedene
Lage der Körner, durch welche in der Folge rundliche Poren
oder Spalten entstehen. Sind die reihenweise geordneten Körner etwas
von einander entfernt, so bilden sich getüpfelte Gefäfse; liegen
hingegen die Körner jeder Tüpfelreihe, dicht an einander , so bilden
sich Querspalten, es entsteht ein Treppengang. 1 5)
Herr Dr. T r e v i r a n u s beruft sich besonders auf die Spiralge-
fäfse der Linde. Hier, sagt er, sieht man offenbar in den künftigen
Querspalten der Treppengänge horizontale Körner liegen, sieht die
Querspalten aus parallelen Tüpfelreihen entstehen. 16) Untersucht
man aber diese Gefäfse der Linde genauer, so zeigt sich ein Umstand,
der unwiderspreehlich beweist, dafs diese Tüpfelreihen, ans
“welchen die Querspalten der falschen Spiralgefafse entstehen sollen,
eine blofse Täuschung sind. Diese Gefäfie der Linde sind nämlich
beständig da, wo sie an andern anliegen, so weit sie dieselben berühren,
poröse Röhren; da aber, wo sie von zellichter Substanz
13) A. a. O. S. Gi. Daselbst S. 8.7. „Wie es dabey zugehe, vermag ich nieht
„zu sagen.”
14) A. a. O. S. 87*
15) So latst es sich erklären, in wiefern Herr Dr. T re v iran u s neuerlich
( Reytr. zur Pflanzenph. S. 22.) seine ursprüngliche Meinung gewisser Ma-
fsen widerrufen und zugeben .konnte, „dafs die getüpfelten Gefäfse, falschen
und wahren Spiralgefafse sich niemals in einander verwandeln;”
und uns dennoch in derselben Schrift Tab. II. fig. 20. ein junges, in der
Bildung begriffenes-, falsches Spiralgefäfs, (Treppengang,) der Linde nur
hin und wieder mit einigen Querspalten, sonst mit einzelnen, reihenweise
neben einander geordneten, Punkten bezeichnet darstellt.
16) A. a. O. Abschn. 4. §. 3. S. 53. Abschn. 5. §. 2. S. 61.