Mark oder der Rinde zugekehrten Seite betrachtet. In der (Anmerk. 5.)
angeführten Holzart erscheinen sie bey der ersteren Ansicht zwar
ziemlich gefärbt, aber doch sehr dicht, eben und etwas glänzend;
allein in der letztem Ansicht, von der der Rinde, oder der dem
Mark zugekehrten Seite betrachtet, stellen sie sich ganz korkartig
und weit stärker gefärbt dar. Dieselben Verschiedenheiten dauern
fort, wenn man sie mit einer einfachen Loupe betrachtet, welche
die verschiedenen Durchmesser der einzelnen Schläuche deutlich erkennen
läfst. Es sey nun, dafs diese verschiedene Ansicht durch
die Poren der dem Mark und der Rinde zugekehrten Flächen dieser
horizontalen Zellen entsteht, welche uns doch unsere Instrumente
nicht deutlich wahrnehmen lassen, ob wir gleich jene senkrechten
Wände sehr bestimmt erkennen, oder dafs sie vielmehr durch den
verschiedenen Grad der Dichtigkeit der horizontalen und senkrechten
Wände veranlafst wird; so bleibt. diese Bemerkung. immer für
die Leitung der Säfte aus der Rinde in die Holzmasse von grofser
Wichtigkeit, da zumahl in den Färbehölzern diese Querschläuche,
wenigstens im Splint, gewöhnlich mehr FärbestofF enthalten, als die
fibrösen Röhren. Auch im reiferen, trocknen Holze des Sassafras-
Lorbeer unterscheiden sie sich einzeln betrachtet von den fibrösen
Röhren durch ihre braunere Farbe, welche wir auch in den trocknen
Rindezellen finden.
Aber nicht blofs, wie man gewöhnlich glaubt, in den Strahlengängen
des Holzes und der Rinde findet man jene horizontale Anreihung
der Zellen, sondern in der Linde besteht die ganze eigentliche
Rindensubstanz zwischen den dreyeckigen fibrösen Röhrenbün-
deln 4) aus horizontalen Schlauchreihen, welche von einem Bündel
4y Diese dreyeckigen, mit der Basis gegen das Holz gerichteten fibrösen Röhren
büudel, bestehen aus mehrern dünnen, durch zcllichte Substanz abgesonzum
andern gehen. 5) Besonders merkwürdig ist es, dafs die einzelnen
Schlauchreihen sich so leicht trennen, dafs sie ohne genauere
Verbindung nur neben einander zu liegen scheinen; die einzelnen
Schläuche jeder Schlauchreihe hingegen hängen sehr fest zusammen
und lassen sich nur nach der Maceration in Wasser bequem von
einander lösen. Erst am Ende der Rinde, in der äufsersten Holzschicht,
verändern diese in die Quere geordneten Schlauchreihen ihre
Richtung und nehmen die der gegen die Achse des Stammes gerichteten
Strahlen an.
§. 25.
Wir können also die zellichte Substanz, wo sie sich auch immer
finden mag, unter einem gemeinschaftlichen Namen begreifen.
derten und von Querschläucben durchschnittenen Schichten fibröser Röhren.
In jener zellichten Substanz befinden sich eigenthiimliche Gefäfse.
Ueberhaupt liefert die genauere Beobachtung der Linden-Rinde die wichtigsten
Aufschlüsse über die Bildung der Holz - und Rindeschichten, da
sich hier die Struktur der Rinde besonders auffallend von der des H o lz e s
unterscheidet. Die fibrösen Röhrenbündel zeig en hier im Durchschnitt
einen dreyeckigen mit der Basis dem Holze zugekehrten Umrifs, weil sie
aus den Schichten mehrerer Jahre bestehen, von denen die ältesten, in den
frühem Jahren des Zweiges erzeugten, in die Quere schmäler, die jungem
breiter sind. Es erzeugen sich alle Jahre nach innen neue Schichten, aber
die ältern werden nie breiter.
5) Vermöge des beschriebenen Baues läfst sich die ganze Rinde der Linde
mittelst der Maceration in dünne concentrische Schichten fibröser Röhrenbündel
thcilen, welche immer engere Maschen bilden, je näher sie dem
Holze sind. Die Bündel haben nämlich nicht eine genau senkrechte Richtung,
sondern sie nähern und entfernen, trennen und verbinden sich wieder.
So zeigt derselbe Bau, welcher beym ersten flüchtigen Anblick auf
eine allmähliche Zusammenschnürung der zellichten Substanz in der Rinde
leiten könnte, dafs hier nicht die mindeste Zusammenschnürung der einzelnen
Schläuche, vielmehr eine Dehnung derselben Statt findet.