diesen eigen Ihiimlichen Gefaßten der Rinde Haben die jüngern Zweige
der strauchartigen Schwalbenwurz noch andere, theils im Umkreise
des Marks, theils im Innern desselben, zerstreute Milchgefäfse. Diese
letztem besonders lassen sich wegen ihres etwas gröfsern Durchmessers,
ihrer zärtern Umgebungen und ihrer vereinzelten, von allen
übrigen Gefäfsen und fibrösen Röhren entfernten, Lage leichter und
ohne Gefahr der Täuschung beobachten. Haben diese Gefäfse, wie
gewöhnlich, ihren weifsen Saft nicht völlig ausgeleert und betrachtet
man sie in diesem Zustande, ohne sie selbst zu verletzen, in dünnen
senkrechten Segmenten unter dem Mikroskop, so stellen sie sich als
einfache Canäle dar, indem der dicke Milchsaft, welcher, im durchfallenden
Lichte betrachtet, bräunlich erscheint, sie zu sehr verdunkelt,
als dafs man etwas von ihrer Struktur und Zusammensetzung
erkennen könnte. Eben so wenig läfst es sich bey - dieser Art der
Beobachtung entscheiden, ob sie wirklich eigene für sich bestehende
Canäle, oder blofse Gänge zwischen den Zellen, ohne besondere ein-
schliefsende Haut ausmachen. Selbst wenn man mit Hülfe der Ma-
ceration im Stande war, eine einzelne Schlauchreihe der Marksub—
stanz mit dem anliegenden eigenthümlichen Gefäfte abzutrennen, stellt
es sich gewöhnlich, durch den verdorbenen und verdickten, nun braunen
Saft verdunkelt, so undeutlich dar, dafs es einen durchaus einfachen
Canal zu bilden scheint. Erst dann, wenn man es durch
eine fortgesetzte Maceration in Wasser gereinigt, ausgespült und von
allen seinen Umgebungen getrennt hat, bemerkt man dieselbe Zusammensetzung,
aus einzelnen fast cylindrischen, etwas verjüngt zulaufenden
Schläuchen, welche um so mehr aufgetrieben sind, je
weniger sich das Gefäfs bey seiner ersten Verletzung ausleerte. 2 )
Dieselbe Zusammensetzung entdeckt man, bey einem ähnlichen Ver—
1 ) Tab. V . fig. i i .
2) Tab. V . fig. 12.
fahren,: in den oben erwähnten Milchgefäfsen der Rinde. Die Länge
der Schläuche selbst ist nach dem Wachsthum der Pflanze und besonders
nach der Lage 'des Gefäfses, oft in demselben Gefäfse, sehr'
verschieden, und immer zeigen sie, selbst nach einer kurzen Maceration,
einen sehr schwachen Zusammenhang, obgleich die einzelnen
Schläuche einèr mehrere Monate fortgesetzten Maceration unverändert
Trotz bieten. Auffallend ist es, dafs man bey denen Gefäfsen,
welche ihren Saft gänzlich, oder doch gröfstentheils ausgeleert hatten,
und sich eben dadurch früher vorzüglich deutlich darstellen,
einen glänzenden Ueberzug bemerkt, welcher an der lebhaften Zusammenziehung
dieser Gefäfse einigen Antheil haben könnte, und
vielleicht die Ursache ist, dafs die'älteren eigenthümlichen Gefäfse
einiger Pflanzen fast keine Spur mehr ihrer ursprünglichen Zusammensetzung
zeigen.
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Ungleich verhüllter sind die eigenthümlichen Gefäfse des gemeinen
Schöllkrauts, (Chelidonium majus Linn.) ob sie sich gleich durch
ihren anfangs gelben, im reiferen, mehr ausgearbeiteten Zustande,
orangefarbigen Saft auszeichnen. Aber sie geben über die Verwechselung
dieser Gefäfse mit den fibrösen Röhren, über ihre Verhältnisse
zu * den übrigen Grundtheilen und ihren Bau eine sehr befriedigende
Aufklärung. Und ihre Untersuchung liegt um so mehr in
unserm Plan, da es nicht allein unsere Absicht ist, den besonderen
Bau dieser Gefäfse zu zeigen, sondern zugleich die Ursachen aufzusuchen',
welche denselben verhüllen und verändern, oder sie selbst
übersehen und mit ganz verschiedenen Grundtheilen verwechseln
lassen.
Wenn man den Stengel des gemeinen Schöllkrauts quer durchschneidet,
so bemerkt man schon mit ungewaffneten Augen einzelne