Durchmesser sind, läfst die Jahrwiichse der Eiche so auffallend unterscheiden.
Weniger auffallend unterscheidet man daher die Jahr—
wüchse da, wo blofs der letztere -Umstand Statt findet, zum Beyspiel
in der Linde. Aber auch hier sind die in dem Holze unordentlich
zerstreuten Spiralgefafse von jener zellichten Substanz umgeben. Bey—
läufig mufs ich bemerken, dafs dieser Umstand, nämlich die allmähliche
Verminderung des Durchmessers der äufsersten fibrösen Röhren
des Jahrwuchses, ein Phänomen aufklärt, welches bisher unsern besten
Beobachtern unerklärlich schien. 2 °) Indem nämlich die äufsersten
fibrösen Röhren des Jahrwuchses allmählich feiner werden, bis
endlich die äufsersten, im Querschnitt betrachtet, eine selbst bey einer
stärkern Vergröfserung oft nicht leicht zu entdeckende OefFnung haben;
so sieht man hier mit bloßen Augen, oder bey einer geringen
Vergröfserung, überhaupt bey einem zu dicken Querschnitt, einen dunkeln
Strich, den man in jedem andern Fall zu sehen glauben würde,
wenn man “die Oeffnungen querdurchschnittener Gefäfse nicht unterscheidet.
In denen Hölzern, die aufser den Strahlengängen, blofs aus
Spiralgefafsen bestehen, z. B. im Taxbaum, verengern sich die Spiral-
gefäfse selbst, gegen die äufsere Gränze des Jahrringes. Hierzu kommt
noch, dafs oft in die äufsern Röhren des Jahrringes im Herbst aus
der Rinde ein eigner Saft abgesetzt wird, der wahrscheinlich- in der
Folge mit zur Bildimg der neuen Schicht verwandt wird; aber selbst
dann in den Häuten jener Röhren, eben sö wie in der braunen, ursprünglich
grünen Umgebung der Gefäfsbündel der Farrenkräuter,
einen Stoff zuriickläfst, der sie in der Folge dunkler und selbst bräunlich
färbt. Im Papiermaulbeerbaum sieht man spät im Herbst in die
20) T r e v i r a n u s vom inwendigen Bau der Gewächse. Götling. 1808. S. i 54.
„Üebrigcns giebt sich das Zusammengränzen zweyer Jahrringe gemeinig-
„ l ich durch ciné etwas dunkler gefärbte Linie zu erkennen ; was diese
v eigenllick sey;- darüber habe ich mich nicht belehren können.”
äufsersten fibrösen Röhren der einfachen Holzschicht junger einjähriger
Zweige einen dann verdickten Saft abgesetzt, der seihst bey Zärtern
Querschnitten nicht ausläuft, und sich bey starkem Vergrößerungen
dunkel darstellt. Jene Verengerung' der äufsersten Röhren
des Jahrrings scheint offenbar in der mit Annäherung des Herbstes
verminderten Vegetation ihren Grund zu haben. Denn in dem oben
erwähnten Campecheholz und in denjenigen Cäsalpinien, welche wir
unter dem Namen des Blauholzes erhalten und welche mit ununterbrochener
Vegetationskraft fortzuwachsen scheinen, findet durchaus
gar keine Unterscheidung der Jahrringe Statt. Indefs sieht man hier
jene zellichte Substanz, in dem jüngsten Splint genau eben so wie
im ältesten Kernholze, die zerstreuten Spiralgefafse umgeben, und sich
oft von einem Spiralgefäfs zum andern in die Quere fortpflanzen; so
dafs man verleitet werden könnte, auch hier Jahrwüchse zu sehen,
wenn man nicht bey genauerer Untersuchung fände, dafs diese zellichten
Linien schnell abbrechen und sich bald zu einem hintern, bald
zu einem vordem Spiralgefäfs durch den scheinbaren Jahrring fortpflanzen.
In allen diesen erwähnten Färbehölzern, wo sich die zellichte
Substanz so auffallend von den fibrösen Röhren unterscheidet,
findet man dieselbe im jüngsten, noch fast ganz ungefärbten, Splint
und im ältesten tiefrothen Kernholze unverändert und in derselben
Lage, immer blässer als die fibrösen Röhren, welche den Färbestoff
besonders aufnehmen und dem Holze seine eigenthümliche Farbe geben.
Es läfst sich also an keine Veränderung des einen Grundtheils
in den andern denken.
§. iS.
Diese beiden Grundtheile fand nun M a lp igh i in verschiedenen
Hölzern. Er stellte die fibrösen Röhren in der Rinde sowohl als im
Holze dar, und auch die Zellen, welche die Spiralgefälse umgeben,
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