biindel des Bambusrohrs dargestellt. Aber noch auffallender zeigen
sich jene verschiedenen Ansichten, wenn die fibrösen Röhren so grofse
Mündungen haben, dafs das Licht durclifallsn und sie sich daher als
helle Oeffiiungen darstellen können. Wenn man, zum Beyspiel, die
fibrösen Röhren des gemeinen Schöllkrauts, (Clielidonium majus,) wel-
che in jedem Gefäfsbiindel nach aufsen liegen, in einem dickem
Querschnitt betrachtet 5 so sieht man wiederum eine gleichförmige,
gelbgriine Masse und in dieser gröfsere helle, und kleinere dunkle
Öeffnungen, da die fibrösen Röhren nicht in ihrer ganzen Länge
gleiche Durchmesser haben, sondern spitzig zulaufen. Hat aber der
Querschnitt die möglichste Feinheit; so erscheinen nun alle Oeffnun-
gen der Röhren als helle .Flecke, und auf den Zwischenwänden
der Röhren sieht man mit der gröfsten Deutlichkeit zirkelförmige,
dem innem Umrifs der Oefl'nungen parallele Linien, welche die eigen-
thiimliche Wand jeder Oeffnung von den Wänden aller benachbart
ten Öeffnungen absonderh. Aber wir entdecken in diesem lockerem
Bau noch einen sehr wichtigen Umstand. . Da nämlich die Oeffnun-S
gen und also auch die Umrisse der Wände fast genau zirkelförmig
sind; so bleibt da, wo drey oder vier Röhren an einander stofsen,
zwischen den zirkelförmigen Umrissen ein leerer Raum, der nachdem
er grofs oder klein ist, bald hell, bald als ein dunkler Punkt
erscheint. Macerirt man einen solchen Querschnitt in Wasser, so
et» erhält man eben so viele einzelne häutige Ringe, als man Oeffnungen
sali. Wenn die fibrösen Röhren der Bündel in einem schwachen
Zusammenhänge stehen, wie man es' bisweilen bey den neuerzeugten
der Baumrinden findet, dafs sich also beym Durchschnitt die
besonderen Wände etwas trennten; so sieht man den dunkeln Strich,
welcher die Gränzlinie der zusammengofugten doppelten Wände angab,
sich in eine matte Schattierung verlieren, wreil zwischen den
etwas getrennten Wänden ein gewisser Grad von Helligkeit Statt
findet. Alle jene- Erscheinungen lassen sich nun- hey den fibrösen
Röhren verschiedener Flolzarten ins Unendliche vervielfältigen und
von jedem mit der gröfsten Leichtigkeit anstellen, der nur die nicht
gewöhnliche Fähigkeit hat, einen möglichst feinen Querschnitt zu verfertigen
und ein Instrument besitzt, welches auch bey stärkeren Ver—
gröfserungen die gehörige Deutlichkeit hat»
Betrachten wir nun aber (diefs führt uns auf die Ansicht, in der
sich gewöhnlich die zellichte Substanz darstellt,) in eben solchen Querschnitten
andere fibröse Röhren, welche dünnere Wände haben, wie
z. B. die der innern Gefäfsbündel der Mayspflanze; (Tab. I. fig. 1. a.)
so sehen wir nicht mehr zwischen den Oefihungen der Röhren eine
helle oder gefärbte Masse; wir sehen jede Oeffnung von der andern
nur durch einen dunkleim Strich abgesondert, und je dünner die Haut
der Röhren ist, desto weniger kann man auch unter den stärksten
Vergröfserungen den mindesten Umstand bemerken, welcher eine doppelte
Wand verriethe. Aber auch hier sowohl, als in den obigen Fällen,
löst nicht allein die Maceration den Querschnitt in so viele einzelne
Röhrentheilchen auf, als man Öeffnungen sah, sondern man
kann sich auch auf einem noch sicherem und dabey sehr bequemen
Wege überzeugen,' dafs jede fibröse Röhre ihre besondern Wände hat
und einen für sich bestehenden Grundtlieil bildet. Man nehme irgend
ein fibröses Röhrenbündel aus der Rinde, oder aus einer krautartigen
Pflanze, denn im Holze hängen diese Röhren zu fest aneinander, als
dafs man sie bald und bequem trennen könnte. Um den Versuch
desto leichter und augenfälliger anzustellen, wähle man solche fibröse
Röhren, welche eine beträchtliche-‘Länge haben. Man betrachte das
einzelne Bündel in einem Querschnitt, man bemerke genau die einzelnen
Öeffnungen, man versichere sich auf das bestimmteste von der
Anzahl der in dem Bündel enthaltenen Canäle; und man wird bey der