eines Jahres berechneten Parenehymas der Rinde, wenn es gleich in
andern Baumen ein höheres Alter zu erreichen pflegt ; so wie auch
die Markröhre verschiedene Grade der Vergänglichkeit zeigt.
§. 26.
Die Schläuche der zellichten Substanz stellten sich als verschlossene
Bläschen dar, und selbst diejenigen Beobachter, welche den ganzén
Pflanzenkörper als ein zusammenhängendes Gewebe einer und
der nämlichen Haut betrachten, nehmen doch an, dafs diese Schläuche
durch Querwände zu verschlossenen Zellen gebildet werden.
Dennoch sehen wir, daß diese Zellen nicht nur ihre besonderen Säfte,
sondern auch selbst andere, durch künstliche Verfahrungsarten
in die Gefäfse der Pflanzen gebrachte, Flüssigkeiten aufnehmen und
sich einander mittheilen. Hieraus scheint zu folgen, dafs es in den
Zellenwänden Zwischenräume geben müsse,- welche ein solches Durchschwitzen
der Flüssigkeiten verstatten. Aber es würde ein sehr übereilter
Schlufs seyn,: wenn wir hieraus folgern wollten, dafs es deutliche
sichtbare Poren in den Wänden der Zellen geben müsse. Wir
wissen ja, dafs es mehrere thierische Membranen giebt, welche selbst
dickere Flüssigkeiten durchlassen, ohne dafs wir unter den stärksten
Vergrößerungen sichtbare Poren in ihnen entdecken könnten, - ob
gleich über ihre Zwischenräume kein Zweifel Statt finden kann. Man
könnte hiergegen einwenden, dafs jene thierischen Membranen eine
gewisse Zusammensetzung hätten, welche ihre schräge liegenden Poren
dem Auge entzieht; so wie wir z. B. in einem feinen Löschpa-
prer unter dem Mikroskop keine Poren entdecken, ob es gleich, selbst
dickere Flüssigkeiten durchläfst Aber wer hat denn schon darge-
than, dafs die Wände der Zellen wirklich so einfach sind, als sie
scheinen, und wie viele Membranen, nicht blofs von Zellen-, sondern'
auch solcher Gefäfse, welche offenbar durch ihre Wände die Be—
standtheile ihrer Säfte aufciehmen,: stellen sich nicht bey den Insekten
eben so einfach dar, als jene Zellenwände, ohne daß wir sichtbare
durchgehende Poren in denselben bemerken könnten. Wenn
man, wie wir oben dargethan haben, unter den stärksten Vergröfse-
rungen zwey neben einander liegende Membranen für eine ansehen
kann, wie können wir es denn als ausgemacht betrachten, dafs alles
wirklich einfach ist, was uns unsere Mikroskope als einfach darstellen.
Wollten wir also aus jenem Grunde das Daseyn sichtbarer
Poren folgern, so würden wir um so mehr gegen das erste Gesetz
anatomischer Untersuchungen fehlen, den Bau der Theile nicht nach
ihren Verrichtungen zu bestimmen, da wir uns nicht einmahl auf die
Analogie berufen könnten.
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Indessen fehlt es nicht an Beobachtern, welche deutliche Poren
in den Membranen der Zellen gesehen haben wollen. Dagegen versichern
andere, nichts als heterogene Theilchen, Saftkügelchen, Bläschen
und dergleichen an den Membranen der Zellen bemerkt zu
haben, welche sich unter dem täuschenden Anschein von Poren darstellen.
Es blieb also noch der Beweis übrig, dafs solche Theilchen
sich nicht so darstellen können, wie jene Beobachter die Poren wollen
gesehen haben, und dafs sich diese Poren wirklich in den Zellen
befinden; oder dafs sich wenigstens einige dieser Poren nicht
bezweifeln liefsen, und sich von diesen analogisch auf das Daseyn
der übrigen weniger deutlichen schliefsen lasse. ,
Aber hierüber haben wir bis jetzt noch keine befriedigende
Auskunft erhalten, ob uns gleich Herr M irb e l neuerlich einige
scharfsinnige Bemerkungen über diesen Gegenstand mitgetheilt hat.
Herr M irb e l beruft sich besonders *) auf die unter dem Namen
1 ) Lettre a Mr. Ie D. T r e v i r . p. 18.