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durch eine gelbgrüne Farbe und eine beträchtliche Dicke ihrer Wände
auszeichnen, in gar keinem Verhaltnifs steht. Eben so sehr unterscheidet
sie,. in einem gesunden nicht verkrüppelten Stamme oder
Zweige diesem Rohrs, der bey weitem gr&fsere Durchmesser der zarten
Markzellen, welche sie gröfstentheils ausmachen.
{. 56.
Es erfordert mithin nur eine mäfsige Aufmerksamkeit und eine
weniger kunstmäfsige Behandlung, wenn man zumahl den Bau verwandter
Pflanzen zu Rathe zieht, das Eigenthiimhche dieser Substanz
auffallend zu bemerken. Schwerer ist es, ihre eigentliche Zusammensetzung
und die sehr verschiedenen Grundtheile zu entdecken, welche
sie ausmachen. Wenn man mit einem sehr scharfen Messer einen
möglichst feinen, vollkommen horizontalen Querschnitt eines der in—
nern gröfsern Bündel abzieht, so unterscheidet man deutlich in dieser
Substanz zwey ganz verschiedene Grundtheile. 7) Der eine besteht
aus beträchtlich grofsen, meist vierseitigen, sehr zarten Markzellen,
die der Substanz, welche wir beobachten, ihr zartes weifses
Ansehen geben und einen wässerigen Saft enthalten. Aber zwischen
den Ecken dieser Zellen zeigen sich äufserst kleine runde Oeffnun-
gen, welche einen dickem trübem Saft enthalten, der ihnen unter
allen Grundtheilen der Mayspflanze eigentümlich ist, und den sie
beym Durchschnitt des Stengels einer gesunden lebhaften Pflanze
reichlich genug fahren lassen. 8)
7> Tab. I. £g. 1. b.
8) M a l p i g h i liatte daher ganz Recht, wenn er ans dieser Stelle allein einen
eigentümlichen Saft ausfliefsen sah. Anat, plant, pag. 7. Non Ion ge ab
his ( s p i r a l ib u s f i s t u l i s ) peeuliare hiat vasis os, (T ab . IV . fig. 15. F . )
qnod proprium reddit succumj rclirpium areae fislularam era exhibent.
Beide Grundtheile treimen sich bald nach einer kurzen Einweichung
in Wasser. Aber eben die, Leichtigkeit, mit der die. Macera-
tien dieselben trennt und auflöst, in Verbindung mit der Festigkeit
ihrer Umgebungen, erschwert nicht wenig ihre genauere U n te rs t
oliung. Bey der Maceraliom eines Gefafsbiindels ist jene Substanz
längst zerstört, ehe sich die äufsern TheUe desselben trennen. Man
kann daher die beiden erwähnten Grundtheile nur in sehr zarten
Längeschnitten betrachten, welche genau die Mitte der Substanz trafen,
die sie zusammengenommen ausmachen, damit nicht die durchscheinenden
festeren Umgebungen den feineren, ohnehin, vermöge
seiner Lage zwischen den Enken der Zellen, nicht sehr auffallenden
Grundtheil verdunkeln.. Unter diesen Vorsichtsmafsregeln erscheint
jene, von M a lp ig h i als ein einzelnes eigentliümliches Gefäfs betrachtete,
Substanz, aus zwey verschiedenen Grundtheden zusammengesetzt,
die doch in gewisser Rücksicht eine Aehnlichkeit haben, und
sich nur durch eine kurze Maceration in kaltem Wasser, mit der
gehörigen Behutsamkeit, ohne Beschädigung von einander trennen
lassen. Der eine, welcher im Durchschnitt meist vierseitige, ver-
hältnifsmäfsig grofse Zellen bildete, und Tab. III. fig- 17- einzeln, der
Länge nach, unter einer stärkern Vergröfserung dargestellt ist, besteht
aus kurzen, länglichen, verschlossenen Schläuchen, welche sich,
wie die Zeichnung zeigt, von einander trennen lassen, und sich 111
keinem wesentlichen Umstande von denen unterscheiden, welche die
zellichte Substanz überhaupt und besonders das Mark und die nächsten
Umgebungen der Gefäfse und Gefäfsbündel der Mayspflanze
bilden, o) die sie noch an Zartheit Übertreffen. Der' andere Grundtheil,
welchen die i 6te Figur der dritten Tafel der Länge nach abbildet,
kommt in so fern mit dem ersteren überein, dafs er gleichfalls
aus Schläuchen zusammengesetzt ist. Aber diese sind nicht, wie
9) Tab. III. fig- i3- 14. i 5-
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