Denselben Bau der Spaltöffnungen finden wir in der Virginia
sehen Tradescantie. (Tradescantia yirginica Linn.) Nur sind liier
Tröpfchen Saft gefunden habe, wenn nicht die benachbarten Theile verletzt
waren. Es verdient bemerkt zu werden, dafs bey mehrern Bäumen,
welche nur auf der untern Seite der Blätter Spaltöffnungen haben, z. B.
beym Viburnum Tinus, die zellichte Substanz der untern Seite aus kleinen,
fast kugelrunden Bläschen besteht, welche beträchtlich grotse, sechseckige
Bäume freylassen, die blofs von den Zellen der Oberhaut bedeckt
sind; da hingegen die Zellen der obern Seite unter der Oberhaut so dicht
an einander liegen, dafs auch nicht der kleinste bemerkbare freye Raum
übrig bleibt. Schon defshalb läfst sich die Oberhaut der obern Seite schwerer
ablösen, indem sie mehreren Zellen anhängt.
Ich würde den Zweck dieser Untersuchungen, bey welchen ich blofs
den Bau der Spaltöffnungen beabsichtige, zu sehr aus den Augen verlieren,
wenn ich hier die Functionen derselben näher zu bestimmen suchen wollte.
Ich darf also nur noch bemerken, dafs ich diese Spaltöffnungen, wenn
ich sie an regenhaften Tagen und ganze thauige Nächte hindurch, in solchen
Oberhäuten, welche sich leicht ablösen lassen, z. B. der des gemeinen
"Weifskohls, unausgesetzt beobachtete, beständig geschlossen fand, da
sie hingegen beständig geöffnet waren, wenn an einem heitern Morgen die
■ abgetrockneten Blätter,von der Sonne beschienen wurden, wenn also nach
bekannten Beobachtungen die Ausdünstung der Pflanzen am stärksten war.
Der gemeine Weifskohl war zu dieser Beobachtung auch defshalb vorzüglich
tauglich, weil er auf beiden Seiten der Blätter Spaltöffnungen hat.
Blätter, welche nur auf der untern Seite Spaltöffnungen haben, halten
sich schon darum besser, wenn sie mit dieser Fläche auf "Wasser gelegt werden,
weil sie weniger ausdünsten. "Wir müssen erwägen, dafs die Spaltöffnung
sich in eine Höhlung öffnet, welche mit mehrern kleinern Räumen
zwischen den Zellen Gemeinschaft hat; dafs also mit der untern Oberfläche
ein bedeutender T heil der innern zellichlen Substanz der L u f t ausgesetzt
ist. Nach B o n n e t s Versuchen (sur l’usage des feuilles Mem. I.
nr. 7. p. 17 .) hielten sich kleine junge Blätter des Weinstocks, mit der
untern Fläche auf Wasser gelegt, nur fünf Tage; da hingegen Blätter von
mittlerer Gröfse, mit der obern Fläche auf Wasser gelegt, einen ganzen
Monat durchlebten, und grofse Blätter wiederum nach zwey Tagen abstar-
(Tab V fig 4.) die Zellen, welche die Oberhaut ausmachen, in genau
senkrechte Schlauchreihen geordnet; da hingegen in dem vorigen
Beispiel die Form des Organs und sein Verhältmfs zu den ubn
gen Zellen eine dem Anschein nach unordentliche Zusammenfiigung
der Zellen nothwendig machte. Hier ist die nächste Umgebung der
Spaltöffnung nicht von'vier, sondern von zwey besondern Zellen em-
geschlossen. Es fehlt die Zelle über a. und unter b. fig. 5., und es
sind nur die beiden zwischen a. und b. vorhanden. Wir bemerken
hier, fig. 4-, wiederum, und zwar genau auf der Mitte der nächsten
ben D ie ersteren verloren nämlich durch ihre noch äußerst zarte Oberhaut
der Obern Seite mehr Feuchtigkeit, als sie durch die untere erhielten
die mittleren gewannen durch die, mittelst des Einflusses der Sonnenstrahlen,
noöh wenig , verdichtete Oberhaut der obern Seite hinlängliche
Feuchtigkeit, und verloren weniger durch die doch schon festere der untern
Seite;, die letz tem empfingen, durch die nun zu dichte Oberhaut der
obern Seite weniger Feu chtigk eit, als sie durch die dem Lichte weniger
ansgesetzte, mithin weniger verdichtete Oberhaut der untern Seite verloren.
D ie B o n n e t s e h e n Versuche, b ey denen w ir auch immer au f die
Haare und andere Umstände der untern Seite Rücksicht nehmen und erwägen
müssen, dafs w ir nicht von dem Verhalten der kränkelnden, vor
dem Versuche immer etwas einschrumpfenden, (B o n n . a. a. O. p. 12.) Blatte
r auf die Wirkungsa rt der gesunden, mit dem Zweige in Verbindung
stehenden Blätter sicher scliliefsen können, zeigen also eigentlich ganz etwas
anderes, als B o n n e t daraus ableitete; sie führen darauf, dafs die
Oberhaut beider Blattflächen, so w ie die Pflanzen-Membranen überhaupt,
ursprünglich mit großer Leichtigkeit wässerige Feuchtigkeiten dnrchläfst,
obgleich diese Fähigkeit in der Oberhaut der obern Fläche durch den Einflu
ß des Sonnenlichts mehr oder weniger abnimmt, und sich in der diesem
Einflüsse weniger ausgesetzten Oberhaut der untern besser erhalt. Dagegen
wissen w i r , dafs gasartige Flüssigkeiten sehr schwer durch feuchte
Häute dringen, und daß, mittelst dieser Spaltöflhungen und der mit ihnen
in Verbindung stehenden Zwischenräume der Zellen, eine ungleich größere
Fläche der Blattsubstanz der unmittelbaren Einwirkung äußerer Umstände
ausgesetzt ist.
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