Bau, so weit wir ihn kennen, zu folgen; aber jede Zusammenzie—
hung -wird sie dahin treiben, wo der wenigste Widerstand, oder der
mindeste neue Zuflufs ist.
§. 4o f
Aus unsern bisherigen Beobachtungen scheint wenigstens so viel
mit Gewifsheit zu folgen, dafs sich die verschiedenen Organe, welche
man bisher unter dem Namen der eigentliümliclien Gefäfse begriffen
hat, nicht allgemein als blofse Aushöhlungen im Zellgewebe,
selbst nicht als einfache Röhren betrachten lassen, welche sich also
in keinem wesentlichen Umstande von den fibrösen Röhren unterschieden,
mit denen sie daher auch mannigfaltig verwechselt worden
sind. Aber auch der Name der eigenthümlichen Gefäfse scheint
schon defshalb weniger schicklich, weil er sich auf die, wenigstens
nicht erwiesene, Voraussetzung gründet, dafs diese Organe immer
eine eigentümliche, von den Säften derselben und aller andern Pflanzen
verschiedene, Flüssigkeit enthalten. Er widerspricht auch der
Regel, welche wir bisher genau befolgt haben, die verschiedenen
6 ) Auch nicht durch ihre vereinzelte Lage, denn nicht immer sind die fibrösen
Röhren in Bündel vereinigt. Man vergleiche, was wir im i 4ten § .
S . 34. von den fibrösen Röhren der niedrigen Sago-Palme bemerkten, welche
zwar in der Nähe der Oberhaut in kleine Bündel oder in einfache
Reihen geordnet sind, aber nach innen allmählich einzeln zwischen den
Zellen stellen. Auch in der innern Rinde älterer Zweige der Juniperus
Sabina sind sie zwar neben einander, aber doch in einfache Reihen geordnet.
7 ) Wo llte man die zellichte Substanz unter dem a llgemeinen Namen des Markes
begreifen, so möchte der Name Markgefäfse schon defshalb den Vorzug
verdienen, weil er ihre gewöhnlichste Lage bezeichnet. W ir werden
am Ende dieses Kapitels Gelegenheit haben, die Mifsvcrständnissc aufzudecken,
mit denen dieser Name überhäuft worden ist.
Grundtheile nicht nach der oft -veränderlichen Mischung ihrer Säfte,
sondern nach den unveränderlichen Charakteren ihrer Struktur zu
benennen, an denen sie sieh immer erkennen lassen. In dieser Rücksicht
könnte vielleicht für diejenigen Gefäfse, welche wir bisher beschrieben
haben, der Name der zellichten Gefäfse (vasa cellulosa)
angemessener scheinen, indem er ihren besondern Bau in möglichster
Kürze ausdrückt. Sie bilden, auf eine äußerst einfache Art, Wege
in der zellichten Substanz, indem sich einzelne Schläuche derselben
in einander öfihen, und dadurch einen zusammenhängenden Canal
hervorbringen. Eben diese einfache Zusammensetzung und die Aehn-
lichkeit mit den Schlauchreihen der zellichten Substanz ist es, welche
diese Gefäße so leicht übersehen läfst, wenn sie sich nicht durch die
Farbe ihrer Säfte und die Form der Schläuche, welche sie zusammengenommen
ausmachen, unterscheiden. Hätten die eigenlhiimk-
chen Gefäfse des Bananen-Pisangs nicht eine besondere Form ihrer
Schläuche, zeichneten sie sich nicht im hohen Alter durch den Niederschlag
eines röthlichen Färbestoffs aus, so würde sie nur ein besonders
glücklicher Zufall entdecken lassen. Fr'eylich würde es sehr
übereilt seyn, wenn man aus der blofsen Möglichkeit des Vorlian-
denseyns der eigenthümlichen Gefäße, da, wo sie sich unserer Beobachtung
entziehen, auf das wirkliche Daseyn derselben schließen
wollte; aber nicht weniger voreilig wäre es, wenn wir uns berechtigt
glaubten, aus dem Umstande, daß sie selbst in solchen Pflanzen,
wo sie sich leicht erkennen und auffinden lassen, nicht immer
in allen Theilen, wenigstens lebend und thätig, vorhanden sind, die
Folgerung zu ziehen, daß die Vegetation ohne diese Gefäfse, selbst
in ihrer Vollkommenheit, Statt finden und ihre Absonderung leicht
durch die der andern Grundtheile ersetzt werden könne.