■ Jungen daher entstehen, dafs jeder einzelne Schlauch, welcher bey
der stärksten Anfüllung des Gefäfses oval ausgedehnt ist, sich in der
Mitte stärker zusammenzieht, und daher seinen beiden Enden einen
keulenförmigen Umrifs giebt. Deutlicher stellt diefs die stärkere Ver-
gröfserung desselben Gefäfses fig. 10. dar. Die seinen Wänden anhängenden,
sehr feinkörnigen Niederschläge des nun, während der
Maceration, verdorbenen Saftes scheinen ihm, wenigstens gröfsten-
theils, das getüpfelte, faserige Ansehen zu geben.
Es würde uns zu weit von unserm Hauptzweck abfiihren, wenn
wir hier die Wirkungen und Ursachen der besonderen Zusammenzie-
hurig jedes einzelnen Schlauches verfolgen, oder die Frage beantworten
wollten, ob nicht wenigstens in gewissen Perioden des Wachsthums,
oder gewissen Zuständen der Pflanze eine lebhaftere Bewegung
des eigentümlichen Saftes notwendig ist? da sie wenigstens
durch die Struktur des Gefäfses und die besondere Zusammenzie—
hung seiner einzelnen Theile möglich wird5 indem jeder Schlauch
durch seine Zusammenziehung den benachbarten ausdehnt, und mittelst
des Widerstandes, welchen die Verengerung desselben der Bewegung
der Flüssigkeit entgegenstellt, wenigstens die Elasticität desselben
aufs höchste spannt, bis sie, mit einem gewissen Stofs, den
höhern Schlauch in denselben Zustand versetzt. Es ist wahr, dafs man
oft selbst unter dem Mikroskop, in glücklichen Segmenten, welche
die eigentümlichen Gefafse ohne Verletzung und ohne einen beträchtlichen
Druck abtrennten, den Saft stofsweise und mit einer unterbrochenen
und abgesetzten Heftigkeit ausfliefsen sieht. Wenn man
indéfs die Schnelligkeit, mit der verschiedene Pflanzen, bey der bloder
Zusammenfügung in eben dem Mafse verschieden. Wenn aber diese
Gefafse zwischen genau auf einander ruhenden Zellen laufen, zeigen sie
* eine ähnliche Zusammenfiigung, als die beschriebenen des Stengels.
fsen Berührung, ihre eigentümlichen• Säfte austreiben, 4) mit den
Beobachtungen vergleicht, welche wir im dritten Kapitel über die
Faser des vegetabilischen Zellgewebes vorgetragen haben, so wird es
allerdings sehr wahrscheinlich, dafs diese auf ihre Bewegung Em-
flufs. hat, so wie sie im Stande ist, • den erhaltenen Eindruck zu ihnen
fortzupflanzen. 5) Dafi sich übrigens die Flüssigkeit dieser Ge-
fäfse nach jeder Richtung bewegen könne, scheint zwar aus ihrem
4) Ungleich lebhafter als beym Garten-Salat beobachtete ich dieses Phänomen
beym Sonebus fruticosns. . Bey der blofsen Berührung der Kelchblätter
tritt der Milchsaft in grofsen Tropfen, besonders an den Bändern derselben
hervor, und die Menge des Ausflusses steht mit dem Wohlseyn der
Pflanze in geradem Verhältnifs.
5) Die auf gewisse Theile beschränkte Reitzbarkeit verschiedener Pflanzen,
z. B. die des Blattstiels der Averrlioa Carambola, und die durch einen gelinden
Reitz der Binde des Zweiges veranlafste Bewegung des Blattstiels,
da hingegen das Blatt selbst völlig unempfindlich ist, und die stärkste Verletzung
desselben auf die Bewegung der Stiele keinen Einflufs hat, (V o i g t
Magazin für das Neueste aus der Physik und Nat. Band 4. St. 2. S. 58. )
liefse schon einen sehr verschiedenen Grad der Erregbarkeit der vegetabilischen
Faser in verschiedenen Theilen derselben Pflanze vermnthen. Fortgesetzte
Beobachtungen werden vielleicht die Phänomene der Empfindlichkeit
verschiedener Pflanzen und Pflanzentheile mit dem bemerkten Ausflüsse
des eigcnthümlichen Saftes, nach einem angebrachten. R e itz , m eine
nähere Verbindung bringen. Das gradweise, immer einige Secunden dauernde,
Fortrücken der gereitzten Blattstiele der Averrhoa Carambola, welches
man auch gewisser Mafsen bey einigen Staubfäden bemerkt, scheint wenigstens
unsere Aufmerksamkeit aufznfordern. Wenn man ein Blättchen
der schamhaften Sinnpflanze am Grunde berührt, so richtet sich nur dieses
Blättchen auf. Schneidet man aber mit einer scharfen Scheere, ohne
Erschütterung, ein kleines Stückchen von einem solchen Blättchen ab, so
: sicht man schnell ein Tröpfchen eines besonderen Saftes austreten, und es
richtet sich erst das verletzte Blättchen, dann die übrigen Blättchen des
partiellen Stiels und die der andern, nach einer fast bestimmten Folge auf,
bis endlich der allgemeine Blattstiel niedersinkt.