welche aus ihnen die Korpertheilchen anzögen, die sich zwischen die
vorhandenen setzen sollen. J)
Wenn wir nun aber in ungleich niedrigem Thieren besondere
Gefafse finden, welche den Gang des Nahrungssafites leiten, welche
an bestimmten Stellen die Säfte .sondern, die zur .Ernährung der verschiedenen
Organe bestimmt sind; kann man glauben, dafs die Natur,
hier einen Sprung mache , wie wir ihn nirgends finden. Und man
vergesse doch nicht, dafs diejenigen Thiere, bey welchen wir keine
Gefafse zu.entdecken glauben, ob wir gleich immerfort da Gefafse
finden, wo sie niemand ahndete, aus einer gleichförmigen Masse bestehen;
dafs sich der Nahrungssaft keinesweges zufällig in den Zwischenräumen
der Theile verbreitet, sondern von Zelle zu Zelle durch-
geseigt und geläutert wird; dafs selbst bey den Pflanzen die Nahrungssäfte
gleich verderben, sobald sie aus ihren besondern Behältern
treten. Wie können sich aus jenem Thau, der die unsichtbaren Poren
des Speisecanals durchdringen soll, die verschiedenen, durch ganz
heterogene Theile gedeckten, Organe die bestimmten Nahrungstheile
zueignen, wenn sie nicht mit ihrer Substanz in unmittelbare Verbindung
gebracht werden. Nicht aus dem Blute überhaupt, sondern aus
dem Blute, wie es nach wiederhohlten Absonderungen in einem -bestimmten
Gefafse vorhanden ist, können sich die verschiedenen Theile
des Organismus diejenigen Korpertheilchen wählen, welche zu ihrer
Ernährung und Erhaltung fähig sind. Ist es nicht ungleich wahrscheinlicher,
dafs dieser Thau, oder in welcher Form sich auch immer
die nährende Flüssigkeit bilden mag, von den Gefäfsen, welche
sich in unendlichen Ramificationen auf allen Verdauungsorganen, ihren
Anhängen und dem so genannten Herzen selbst .verbreiten, ein—
1 ) C u v i e r über die Ernährung der Insekten, i n R e i l ’ s Archiv für die P hy -
siol. Rand 5. Heft l , S. l i 4 ff.
gesogen, durch wieflerhohlte Absonderungen verändert, den Einflüssen
der Atmosphäre ausgesetzt, und in einer bestimmten Form den
verschiedenen Organen zugeführt wird, in denen sich die Tracheen
auf dieselbe Art verästeln, als die Blutgefäfse der vollkommneren
Thiere.
In den Tracheen der Flügel verschiedener Schmetterlinge wollte
schon L e e uw e n h o e k *) eine tropfbare Flüssigkeit entdeckt haben,
die sich durch einen gelinden Druck fortbewegen hefs. Leicht bemerkt
man sie in den durchschnittenen Flügeln größerer Schmetterlinge,
und es ist nicht glaublich, daß sigjaus den benachbarten Thei-
len so schnell in dermaßen feine, mit Luft oder Dunst erfüllte, Röhren
hätte fliefsen können.
§. 88.
Wären die Tracheen der Insekten entschieden wahre Luftgefa-
fse, so würde uns doch dnTblofse äufsere Form nicht, berechtigen,
den Spiralgefäfsen der Pflanzen dieselben Geschäfte beyzulegen. Schon
L y 0n e t entdeckte in dem Spinnorgan der Weidenraupe ein G e -
fäfs, 3) welches den wesentlichen Bau der Tracheen, eine äufsere
und innere Haut, und einen zwischen beiden Häuten spiralförmig gewundenen
Faden zeigt. Doch ist es einzig und allein für tropfbare
Flüssigkeiten bestimmt, ob es gleich nicht immer, wenigstens in demselben
Maße, angefüllt ist. Offenbar hat es in seinen Windungen
und der Form seines Bandes die gröfste Aehnlichkeit mit den Spi-
ralgefäfsen der Pflanzen.
Wenigstens kann es nicht die Bestimmung der Spiralgefäfse
seyn, die äufsere Luft in die Pflanze zu leiten, oder die im Innern
2} Arcana natnrae det. Delpli. Bat. 1695. p. 3og.
3) A. a. O. chap. i 5. p. öoo. pl. i4. fig. n* g