Meinen Schläuchen, welche sich nur bey möglichst feinen Querschnitten,
die mit einem sehr scharfen Instrumente abgenommen wurden,
deutlich erkennen lassen und einen ungefärbten gallertartigen
Saft enthalten. Nur die Querschläuche, welche an dieser Stelle gleichfalls
äufserst zart, doch etwas fester sind, als diese eben erwähnten
Schläuche, fuhren einen grünlichen, aber äufserst blassen Saft. Bey
fortgesetzter Beobachtung bemerkt man, dafs die einzelnen Tlieilchen
des zarten Streifens allmählich die bestimmte Form und Consistenz
der Grundtheile der Rinde, andere die der Grundtheile des Holzes
annehmen, sowohl die der Spiralgefalse als die der fibrösen Röhren.
Bey der Ablösung der Rinde vom Holze, hängen die Theüchen des
erwähnten Streifens theils der Rinde, theils dem Holze an. Endlich
gegen das Ende des Sommers wird dieser Streifen immer schmäler,
es werden keine neuen Grundtheile mehr zwischen dem Holze und
der Rinde erzeugt, die noch vorhandenen Anlagen der Grundtheile
des Holzes und der Rinde erreichen ihre Ausbildung und Consistenz,
die Absonderung organischer Stoffe zwischen Holz und Rinde hört
durch die Einwirkung derselben Ursachen auf, welche den VVachs-
tltum in die Länge hemmen, und die Rinde hängt, nun so fest dem
Holze an, dafs man sie nicht ohne gewaltsames Zerreissen: davon
trennen kann. Die allgemein bekannte Erfahrung, dafs Bäume, welche
nach eintretender trockener Witterung ihre Rinde - nicht mehr
ablösen liefsen, durch einen erquickenden Regen, oder ein reichliches
Regiefsen, nach der Sprache der Gärtner, wieder in Saft tre-
ten, das heifst, ihre Rinde mit derjenigen Leichtigkeit ablösen lassen,
welche zu der Operation des Einäugelns erforderlich ist, beweist,
dals die Adhäsion, oder Trennbarkeit der Rinde vom Holze,
durch einen bestimmten Yorrath von Feuchtigkeit und nicht durch
.eine Verfechtung der Theile bewirkt wird. Allerdings wird diese
Adhäsion, nach Entfernung der Feuchtigkeiten, durch die Verdichtnng
der schleimigen Säfte befördert, welche gewöhnlich zwischen
Holz und Rinde abgesondert werden; so wie eine rückkehrende
Feuchtigkeit die Zähigkeit dieser Säfte mindert. Dafs die Feuchtigkeit
des Herbstes und Winters keinen Einflufs auf die Trennbarkeit
der Rinde haben kann, folgt schon aus der Verdichtung der Safts
durch die eintretende Kälte, welche alle Absonderungen hemmt
Dafs aber die Külte eine wirkliche Verdichtung und Gerinnung der
Säfte bewirkt, sieht man sehr leicht und deutlich in den sehr durchsichtigen
Rindezellen der jährigen Triebe des gemeinen Hollunders,
welche im Sommer einen grünen, dünnen Saft enthalten, der im
Herbst in ein kleines, rundes, grünes Kügelchen gerinnt, welches
mit der Gröfse der Zellen in gar keinem Verhältnisse steht und der
Wand anhängt, oder auf dem Boden ,des Schlauches ruht; wie dieses
die i 5te Figur der fünften Tafel darstellt. In mehrern Bäumen
und besonders auffallend im Papiermaulbeerbaum finden wir mit Anfang
des Herbstes in die Röhren der äufsersten Holzschicht einen
verdickten Saft abgesetzt, der durch die Querschläuche aus der Rmde
dahin geführt zu seyn scheint und sich mit der eintretenden warmem
Jahrszeit verliert. Aber auch die, durch ununterbrochene Thä-
tigkeit geschwächte, Lebenskraft der Blätter und die dadurch gehemmte
Bereitung der eigenthümlichen Säfte der Rinde, hat auf die
Adhäsion derselben einen bedeutenden Einflufs. Daher hängt z. B.
bey unsern Obsthäumen, wenn wir sie auch vorher in eine künstliche
Wärme gebracht haben, doch im Herbste die Binde dem Holze
fest und unzertrennlich an; bis sie neue Blätter entwickelt haben,
da sie dann auch im Winter ihre Binde mit der gewöhnlichen
Leichtigkeit abtrennen lassen. Durch diese also und andere Ursachen,
deren Erwähnung uns jetzt zu weit von unserem Ziele führen
würde, nicht durch eine Verflechtung der Grundtheile, zu der
man blofs durch die Zersplitterung der Rinde, bey beginnender stär