Wir sehen also, was diese Einschnürungen eigentlich sind, über
deren Entstehung man zeither so mannigfaltige Vermuthungen aufge—
stellt hat Bey den Verästelungen der Gefäfsbündel im Knoten und
in manchen Wurzelstöcken, vorzüglich im Radies, (Raphanus minor
rotundus Reich.) sind sie so auffallend und verrathen sich so leicht,
ohne besondere Handgriffe, dafs sie hier zu der Benennung der hals-
bandformigen Gefafie, oder der 'wurmförmigen Körper Gelegenheit
gaben. Aber von diesen giebt es in verschiedenen Pflanzen, oft in
derselben, wie im Mays, unmerkliche Uebergänge zu jenen geringe-
ren Verengerungen, welche sich nur dann deutlich darstellen, wenn
das Gefäfs von seinen Umgebungen entblöfst is t Hieraus mufs man
sich die widersprechenden Urtheile erklären, worauf man die verschiedenen
Theorien über die Entstehung jener Einschnürungen gegründet
hat. Wenn zum Reyspiel Herr Dr. T r e v i r a n u s 1) behauptet,
dafs sich jene wurmförmigen Gefäfse „ausschliefsend. an solchen
„Orten finden, wo das Wachsthum gehemmt ist und die Pflanze
„sich, so zu reden, in sich selbst zusammenzieht;” 2) und Herr Professor
Uink 3) annimmt, „dafs sie mir da anzutreffen sind, wo ein
„schnelles Wachsthum sowohl in die Länge als in die Dicke Statt
„findet, aber nie in den völlig jugendlichen Theilen;” wenn ferner
i ) Vom inwend. Bau der Gew. S. 70.
a) Die großen Gefäfse des so äufserst lebhaft wachsenden Kürbisstengels zeigen
selbst dann, wenn er seinen Wachsthmn längst vollendet hat, solche
starke wenig entfernte Einschnürungen, die dem Ganzen jenes wurm- öder
halsbandförmige Ansehen geben. Tab. VI. £g. 10. zeigt ein einzelnes - sehr
kurzes Glied eines solchen Gefäfses, ob sie gleich oft weit stärker eingezogen
sind. Dagegen findet man in demselben Bündel andere Gefäfse von
demselben Durchmesser, mit ungleich weiter entfernteren Einschnürungen,
obgleich beiderley Gefäfse ein gleiches Aller haben.
3) Grundl. der Anat. und Physiol. der Pfl. S. 60.
Herr Professor B e r n h a r d !4) vermuthet, „dafs es Gefafse sind, die
„sich so eben aus dem Bast entwickelt haben, und entweder in dies
em Zustande bleiben, oder in andere gleich weite Gefafse übergehen”
. und Herr Professor L in k 5) es wahrscheinlich findet, da&
die Einschnürungen und Absätze der Spiralgefäüe überhaupt „aus
„einer Verschiebung durch den Andrang des anwachsenden Zellge-
„ wehes entstehen.”
Aber nie wird man finden, dafs diese Einschnürungen da, wo
sie sich bey der Entstehung der Gefäfse fanden, in den älteren verschwunden
wären. Dagegen kann man sie, in zahllosen Beyspielen,
im reifsten Kernholz in demselben Verhältnifs antreffen, als im jüngsten
Splint, im ältsten wie im jüngsten Glied des Mays, so wie im
Knoten jene so genannten halsbandformigen Gefalse, von ihrer ersten
Bildung an, in jedem Alter dieselbe Form zeigen. Eben so wenig
ist es begreiflich, wie durch irgend eine Verschiebung jener besondere
Bau entstehen könnte, den wir zuvor beschrieben haben; wie
sie die beständige Bildung zweyer Ringe veranlassen sollte, welche
ohne die mindeste Spur einer Zerreissung oder Verschiebung auf das
genaueste an einander gefügt sind.
Zwar glaubte man sich berechtigt, diese Ringe als zerrissene Spiralwindungen
betrachten zu können ■ aber man darf nur die beiden
gro&en Spiralgefäfse des Mays (Tab. I. fig. 5. c. g.) bis in die untere
Gränze jenes oft erwähnten grünen Streifens weiter verfolgen, um
sie beständig und in jedem Alter in 'der Form eigentlicher Ringge-
fäfse anzutreffen, mit dem einzigen Unterschiede, dafs die Ringe um
so näher an einander liegen, je jünger das Glied ist. In diesem Zustande
stellt sie die 4te Figur der ersten Tafel dar. Die Ringe liegen
hier so dicht auf einander, dafs sie unmöglich durch eine vor-
4) Beobacht, über Pflanzengef. S. 5o.
5) A. a. O. S. 60.