scheinen, wenn wir dieses wichtige Organ durch ein anderes ersetzt
sehen, welches auf eine andere Art denselben Zweck erfüllt. Dafs
solche Behälter selbst unmittelbar zur Ernährung der Samen beytra-
gen können, liefse sich schon aus der grofsen Anzahl abnehmen, welche
in den Zapfen der Fichte verbreitet sind, und aus der Menge
des Saftes, den sie bey einigen Arten sogar durch jene festen Umgebungen
durchschwitzen lassen. Diese und ähnliche Vermuthungen haben
wenigstens eben so viel Gewicht, als die Gründe, welche man
für die Entbehrlichkeit dieser Gefäfse anführen, und sich berechtigt
glauben könnte, ihre Säfte als eine Art von Auswurf zu betrachten,
weil sie sich nicht immer in allen Theilen des Pllanzenkörpers finden,
und bisweilen nur eine sehr geringe Länge haben. Bey den
Insekten und verschiedenen Würmern büden die Canäle, welche die
zur Zeugung erforderlichen Flüssigkeiten und den Samen selbst absondern,
und bey den höhern Thierarten mit dem allgemeinen Ge-
fäfssystem Zusammenhängen, abgesonderte Gänge, welche aus der
zellichten Substanz entstehen, durch allmähliche oder schleunigere
Erweiterung zugleich zur Aufbewahrung der bereiteten Säfte dienen,
und sie, bey einer oft sehr geringen Länge, zu einem wenig entfernten
Theile hinleiten. Schon bey den Krebsen sehen wir einige blinde
Anhänge, welche sich in den Darmcanal senken, den ganzen zusammengesetzten
Apparat der mannigfaltigen Organe ersetzen, welche
bey den höhern Thierarten den Procefs der Verdauung und Ernährung
befördern, und bey einigen Käfern sind diese blinden Anhänge
so kurz, dafs sie das Ansehen feiner, kurzer Haare haben. Selbst
bey den hohem Thierarten finden wir einfache Canäle, welche eine
bestimmte Flüssigkeit von einem Theile zum andern leiten, und welche
wir unter dem Namen Gänge (ductus) von den Theilen des
allgemeinen Gefäfssystems unterscheiden. Eben so sehen wir auch
bey den Pflanzen die eigenthümlichen Gefäfse mit den verschiedenen
iö9
Gradationen der abzusondernden Flüssigkeit versclüedene Formen und
Bestimmungen ihrer Ausdehnung annehmen.
§. 42.
Aber, man hat auch mit diesen Gefäfsen andere zusammengesetzte
Organe verwechselt, welche gewissen Pflanzen eigentliümlich
sind. Dahin gehören besonders die grofsen Terpentingefäfse der Nadelhölzer,
ob sie gleich in andern Pflanzen ähnliche und selbst ganz
verschiedene Säfte führen. Schon H ill J) bemerkte, dafs die eigenthümlichen
O^fafse der orientalischen Fichte durch ihre ringförmige
Stellung ein §fofses Behältnifs einschlössen, welches dazu bestimmt
sey, die überflüssigen Säfte der ersteren aufzubewahren. Den einzelnen
Gefäfsen legte er denselben Bau bey, welchen man in den
eigenthümlichen Gefäfsen überhaupt zu finden glaubte. Er hielt sie
für einfache Köhren, und da sie sich, in so fern, in keinem Umstande
von seinen äufsern eigenthümlichen Gefäfsen, (propria exteriora,‘)
welche, wie wir oben (S. 60.) bemerkten, die fibrösen Röhren, oder
so genannten Bastgefäfse, der Rinde sind, unterschieden, so verwechselte
er sie mit denselben, und glaubte daher das zusammengesetzte
Organ, welches wir jetzt untersuchen, auch da zu sehen, wo sich
blofs Bündel fibröser Röhren finden, wie seine bestimmte Zurückweisung
zum Querschnitt der Eiche, auf der dritten Platte, Buchstab
d, beweist, welcher offenbar auf die innern fibrösen Röhrenbündel
der Rinde dieses Baums hinzeigt, 3) die er hier gleichfalls, wie
das erwähnte Organ, mit dem Namen der vasa propria interiora bezeichnet.
Eben so gut, als in der orientalischen Fichte, lassen sich
diese Gefäfse in der bekannten Weymouthskiefer untersuchen, ob-
2) Constrüct. o f timber. Lond. 1774. fol. p. 29. PI. 12.
3) A. a. O. p. 29. Tlieir Situation is shewn in tlie Oak in Plate III. at let-
ter d. ■