der gemeinschaftlichen Balge zweyer Samen, indem sich die aufs ersten
mannigfaltig trennen und verbinden, und in der äufsern zellich-
ten Substanz der Aehre verbreiten, bis sie, wieder zusammengezogen,
zugleich mit den andern bisher ungetheilten Bündeln, ein gemeinschaftliches
Gefäfsnetz bilden, welches unter dem Balge kurz
vor seinem äufsern Rande hegt. Aus diesem vordem Netze entsteht
wiederum ein neues, welches unter dem Balge, an beiden Seiten
desselben, zu dem Knoten zurückkehrt, den die innern Bündel hinter
dem Balge erzeugten. Hier entstehen endlich aus dem Punkte, wo
alle diese Gefafsnetze zusammen kommen, und welcher noch durch
besondere, auf der Mitte des Balges schräge fortlaufende, Bündel,
mit dem vordem Netze verbunden ist, die Gefäße, welche zu den
beiden Blüthen des Balges und ihren Samen gehen.
§. 85.
Ein mehr oder weniger zusammengesetzter, nach Mafsgabe der
Form und Lage des Organs und seiner Theile mannigfaltig veränderter,
künstlicher Bau zeigt sich in allen Früchten überhaupt. Der
gemeine Stechapfel, (Datura Stramonium,) bietet uns hier ein sehr
merkwürdiges, leichter zu verfolgendes, Beyspiel dar. Im Fruchtboden
breiten sich die Gefäfsbündel des Fruchtstiels aus einander, geben
einige Bündel zum Kelche und zur Krone ab, theüen sich dann
mannigfaltig in Zweige, welche sich in ein dichtes, endlich sehr zartes,
Netz, besonders auf der rechten Wand der rechten, und der linken
Wand der linken Klappe, 1 2 * *) verbreiten. Kein einziges dieser
Bündel oder ihrer Zweige geht zum Samen; sondern aus den feinsten
12) Um Mißverständnisse zu verhüten, muß ich bemerken, daß ich die
Klappe, welche zur Rechten liegt, wenn der scharfe Rand der Scheidewand
dem Beobachter zugekehrt ist, die rechte Klappe, die hingegen,
welche bey dieser Ansicht der Kapsel dem Beobachter zur Linken liegt,
Zweigen dieser Bündel, welche sich in kegelförmige scharf zugespitzte
Erhöhungen zusammen neigen, entstehen allmählich, indem
sich gröfsere Gefäfse an die kleineren anlegen, auf der Unken Wand
der rechten und der rechten Wand der linken Klappe andere gleichfalls
netzförmig verbreitete Bündel, die auf jeder Klappe, unter beständigen
Anastomosen mit den ersteren , sich allmählich in gröfsere
Bündel, endUch in ein einzelnes grofses Bündel verbinden,, welches
am Unten Rande der rechten, am rechten Bande der linken Klappe
herab steigt, indem es beständig neue Bündel erhält, und endlich an
der Basis der Kapsel bogenförmig unter die Scheidewand dringt. So
liegen also die beiden herabsteigenden Bündel der rechten und linken
Klappe am Rande der Scheidewand neben einander; und da vier
Klappen vorhanden sind, so sind auch in jeder Kapsel vier herabsteigende
Bündel, von denen' immer zwey am Rande der Scheidewand
neben einander Hegen, da wo diese auf die Ränder der rechten
und linken Klappe stöfit. Kaum sind diese beiden Bündel bogenförmig
neben einander in die Kapsel unter die Scheidewand gedrungen,
so bilden sie, mannigfaltig verschlungen, getrennt und wieder
verbunden, einen dichten Knoten, ein dichtes Gefäfsnetz, aus
dem wieder, durch wiederhohlte Verbindung gröfserer Gefäfse mit
mehrern-kleineren derselben Art, zwey grofie Bündel entstehen, das
eine zur rechten, das andere zur linken Seite der flachen Scheidewand
der Kapsel, welche bogenförmig aufsteigen, sich bey ihrer
ersten Biegung, das eine an den rechten Rand der rechten, das andere
an den linken Hand der Unken Klappe .legen, hernach aber,
einwärts gebogen, frey sind.15) Diese beiden so entstandenen Biin-
die linke Klappe nenne. Dasselbe findet bey den beiden Klappen der
entgegengesetzten Seite Statt, wenn man die Kapsel von dieser Seite, betrachtet.
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l 3) Dasselbe findet auf der andern Seite der Kapsel b ey den beiden andern
herabsteigenden Bündeln der beiden andern Klappen Statt.