Herr Professor S p r e n g e l *) wollte im jüngsten Splint derjenigen
Laubhölzer, welche im reiferen Holze nur Treppengänge oder
poröse Röhren zeigen, wahre Spiralgefäfse bemerkt haben. Indessen
machte man Herrn Professor S p r e n g e l den Einwurf, dafs er das
Mark mit**der Rinde verwechselt, wahre Spiralgefäfse um die Markröhre
gesehen, und geglaubt habe, sie in der Rinde zu finden. Aber
wie läfst sich von einem so geübten Beobachter ein Versehen der Art
erwarten, welches man kaum dem ersten Anfänger verzeihen würde.
S p r e n g e l soll nicht nur die Flüchtigkeit gehabt haben, den Umstand
zu versäumen, auf den hier alles ankam, er soll sogar die
Struktur der Rinde mit der des Markes da verwechselt haben, wo
beide durch ihre Säfte und das Verhältnifs ihrer Grundtheile so auffallend
verschieden sind. Wir haben gesehen, dafs die Treppengänge
und porösen Röhren sich ursprünglich als wahre Spiralgefäfse zeigen
können, zwar in Verbindung mit einem besonderen Grundtlieil, der
sich aber bey seiner ersten Bildung nur zu leicht übersehen läfst,
wenn man die Gefäfse blofs im Längeschnitt, oder unter einer sehr
schwachen Vergröfserung betrachtet. Ueberhaupt wollte S p ren g e l
nur bemerken, dafs die Treppengänge in einer gewissen Periode sich
wirklich abrollen lassen, wahre Spiralgefäfse zu seyn scheinen, ob er
gleich gestand, dafs sich die Art des Ueberganges der verschiedenen
Formen in einander bis jetzt nicht entdecken lasse, da es an sichern
Beobachtungen fehle, um Erfahrungen über diese schwierige Materie
zu sammlen. 2) Wir haben gezeigt, dafs dieser Uebergang durch
einen besondern Grundtheil bewirkt wird, ohne dafs sich darum die
eigentliche Form des Spiralgefäfses an sieh betrachtet, in so ferne wir
es uns von einem spiralförmigen Bande gebildet denken, verändere.
3) Anleit, zur Kenntnifs der Gew. Samml. 1. S. io4„
2) A. a. O. S. io5.
Damit wollten wir aber keinesweges behaupten, dafs dieser Grund-
tlieil ein besonderes Organ bilde, welches sich von den völlig entwickelten
und verhärteten spiralförmigen Fasern trennen, und in diesem
Zustande noch als eine besondere Faser darstellen lasse: wir
wollten blofs dadurch andeuten, dafs jene feinen verbindenden Fäden,
welche bey den porösen Röhren ein Ganzes auszumachen scheinen,
bey der ersten Bildung dieser Gefäfse, und wenn wir sie bey verschiedenen
Treppengängen als ein sehr breites und dickes Band bemerken,
5) in Vergleichung mit der spiralförmigen Fiber verschiedene
Grade der Consistenz und Durchsichtigkeit verrathen; und wir müssen
es bey einem Gegenstände, der blofs mit den Augen betrachtet
werden kann, unentschieden lassen, ob sie aus einer ursprünglich verschiedenen
Masse, oder durch eine Modification derselben Substanz
entstehen. Mit der verschiedenen Mischung der Gallerte, aus der
wir alle diese Bildungen zuerst entstehen sahen, ändert sich auch in
unmerklichen Nüanzen die Form der organischen KrystaUisationen.
So sahen wir im Mays mit der gröfsern Festigkeit der Umgebungen,
mit der geringem Entfernung Vom Knoten, die Theilungen und Verbindungen
der spiralförmigen Fäden sich vermehren und vervielfältigen.
Aehnliche Uebergänge nehmen wir sehr leicht bey der gemeinen
Balsamine wahr, wenn wir die innern, von zärtern Umgebungen
eingeschlossenen, Gefäfse mit den äufsern vergleichen. In dem Marke
selbst und in der Nähe desselben finden wir beständig eigentliche
Ringgefäfse, dann folgen allmählich Spiralgefäfse, welche aus kiirzern
Gliedern zusammengesetzt sind, und öfter getheilte und verbundene
Fasern zeigen, bis sie sich durch immer mehr gehäufte Theilungen
und Verbindungen, welche kleine rundliche, mehr oder weniger regelmäßige,
Räume einschliefsen, der Form der porösen Röhren nähern.
Fig. 11 und 13. der dritten Tafel stellen ein einzelnes, durch Mace-
1 3) Tab. III. fig. 9. vergl. §. 69.