Safte zu. Ob aber nicht zu gewissen Zeiten, an bestimmten Stellen, in
die Zwischenräume der eigentlichen zellichten Substanz der Pflanzen
besondere Säfte abgesetzt werden, diese Frage werde ich zu seiner
Zeit zu beantworten suchen.
§■ 10.
Die bisher beschriebenen Röhren haben ferner das Eigenthiimli-
che und unterscheiden sich dadurch von allen Grundtheilen mlserer
Mayspilanze, dals sie durchaus einfache, nirgends eingeschniirte,
blofs häutige Canäle bilden, welche an ihrem obern und untern Ende
spitzig zulaufen und völlig verschlossen sind, so dafs sich nie und in
keinem Fall eine in die andere durch eine Fortsetzung des Canals, oder
einen Nebenzweig öffnet. 1 ■ ) Im natürlichen Zustande sind sie cylin-
drisch und endigen sich gewöhnlich erst kurz vor ihrem Ende in die
Spitze, mit der sie anfangen und endigen. Bisweilen, endigen sie sich
auch mit zwey Spitzen, und die folgende Röhre ist mit ihrer einfachen
Spitze zwischen die beiden Arme der erstem Röhre eingefiigt.
Aber diese Endigung mit zwey Spitzen, welche ich besonders auffallend
in dem Stengel der Melone fand, wo die beiden Spitzen eine
größere Länge haben als beym Mays, ist ungleich seltner. Gewöhnlich
endigen sich diese Röhren mit einer einfachen Spitze, die folgende
Röhre fängt kurz vor dem Ende der hohem an, und ist durch
zarte Fasern an derselben befestigt. 15) Die Spitze der untern Röhre
tritt dann gewöhnlich, wie in der angezogenen Zeichnung, über den
Rand der hohem deutlich hervor, oder in einem seltnem Fall hat die
aufhörende Röhre eine kleine Vertiefung, welche die Spitze der angefügten
neuen deckt. Oft ist die eine Seite der Endigung einer Röhre,
na) Tab. II. fig. 17. 18,
i 3) Daselbst fig. 20. b.
da wo eine neue anfängt, etwas schräger zugeschnitten, > *) oder die
Spitze ist ein wenig abgebogen, 3 6) um der Einfügung der neuen Röhre
Raum zu geben. Oft ist diefs gar nicht der F a l l ,. sondern zwey bey-
nahe an derselben Stelle aufhörende, fast gleidhmäfsig zugeschnittene
Rölwen bilden den Winkel zur Einfügung einer neuen Röhre. V6)
Alle diese kleinen Abänderungen haben blofs die möglichst genaue
Verbindung der Röhren zum Grunde, und ändern sich, so wie eine,
oder mehrere Röhren zugleich, boy einer gewissen Verbindung der
übrigen anfangen; aber nie ruhet das Ende der einen Röhre genau
auf dem Anfang der andern. Die Länge der einzelnen Röhren ist
oft in derselben Stelle der Pflanze merklich verschieden, und die
eine oft doppelt so lang als die benachbarten. 1 7) Aber eine ungleich
gröfsere Verschiedenheit findet in verschiedenen Stellen desselben Gliedes
der Mayspflanze Statt,, wenn es seine völlige Länge erreicht hat.
Von dem untern Knoten des Gliedes bis an jenen dunkelgrünen, wa-
gerechten Streifen, der, wie ich oben bemerkte, (§ .£ .) genau über
der Stelle liegt, wo die Wurzeln hervortreten, welche selbst die obem
Glieder treiben, sind sie beständig ungleich kürzer. Aus dieser Stelle
sind sie in der igten Figur der zweyten.Tafel vorgestellt. Ich werde
in der Folge zeigen, dafs liier ein ungleich schwächerer Wachsthum
Statt findet. Ungleich länger sind sie jenseits dieser Stelle bis gegen
den obern Knoten. Eins der kürzesten und kleinsten ist in der zweyten
Tafel Fig. 17. vorgestellt; gewöhnlich sind sie hier bey weitem
länger. Der Wachsthum eines Theils scheint also auf ihre Länge
Einflufs zu haben. Aber in verschiedenen Pflanzen sind sie überhaupt
von sehr verschiedener Länge. An der innern Seite der innern
Bündel des Mays (Tab. I. fig. 1. a.) findet sieh oft eine einfache Schicht
yon gröfserem Durchmesser in dem Verhältnisse von Tab. U. fig. lfl.
14) Tb.)- II. fig. 19. a.
1 5) Daselbst b.
16 ) Daselbst c.
1 7 ) Daselbst a. c.