Als hierauf die Marksübstanz mit Alkohol acht Tage einer kalten
Maceration unterworfen, und der Aufgufs bey gelinder Wärme
verdampft war, erhielt man nur eine äufserst unbedeutende Rinde,
welche sich gänzlich in Weingeist wieder auflöste.
Mit Alkohol anhaltend im Sandbade digerirt und fast bis zum
Sieden erhitzt, lieferte die, vermittelst einer feinen Leinwand aus-
geprefste, Marksubstanz eine Flüssigkeit, welche sich bey dem Zusatz
von etwas Wasser trübte, und beym gelinden Abdampfen harziges
Extract absetzte, das sich bis auf wenige weifse Häute in Alkohol
wieder auflöste.
Verdünnte Salpetersäure wirkte bey kalter Maceration sehr wenig
auf die Marksubstanz, welche sich noch nach einem Zeitraum
von drey Tagen ganz ungefärbt zeigte.
Aber schon bey der Erwärmung der Substanz mit verdünnter
Salpetersäure ward die Einwirkung der letztem bald merklicher; sie
färbte die Substanz bald gelb, und löste bey Zunahme der Concen-
tration der Säure einen Theil des Markes auf.
Die hierbey entstandene Auflösung trübte das Kalkwasser und
die essigsaure Bleyauflösung nicht. Bey dem Abdampfen, der mit
Salpetersäure durchdrungenen, gelblich gefärbten Masse der nicht aufgelösten
Marksubstanz, zeigte sich die auffallende Erscheinung, dafs
sie allmählich zu einer gelben, nicht mehr sauer, sondern bitter
schmeckenden Materie eintrocknete, welche bey fortgesetzter gelinden
Erwärmung im Sandbade sich mit Geräusch und Funkenspriihen
verkohlte. 9)
Mit ätzender Kali-Lauge gekocht, ward die Marksubstanz braun-
gelb gefärbt und allmählich gänzlich aufgelöst
9) Man sehe die nächste lote Anmerkung zum folgenden Paragraph.
Aus diesen Untersuchungen ergeben sich demnach zunächst folgende
Resultate.
Jene aus den Spiralgefäfsen der Eiche gezogenen häutigen Röhren
und die häutigen Schläuche, welche zusammengenommen die
Marksubstanz des gemeinen Hollunders ausmachen, weichen nur sehr
wenig in ihrer Mischung von einander ab, und selbst diefs Wenige
scheint in anhängenden heterogenen Theilen seinen Grund zu haben.
Wasser und Weingeisf nehmen bey kalter und warmer Digestion
nur sehr wenig aus diesen Substanzen auf.
In beiden entdeckt die Silbersolution etwas Extractivartiges.
Gallussäure und Gerbestoff sind in beiden nicht vorhanden.
Das ätzende Kali löset beide auf, doch geht diese Auflösung langsamer
bey den Markschläuchen vor sich, da sie eine festere .Textur
besitzen, und zumahl zusammenhängend und in Masse der Prüfung
ausgesetzt wurden.
Die Salpetersäure wirkt auf beide; nur werden jene Röhren sehr
leicht und gänzlich, die Marksubstanz hingegen schwerer und nur
zum Theil aufgelöst.
Die säuern Auflösungen von beiden trüben weder das Kalkwasser
noch die Bleysolution.
Es folgt aus diesen Resultaten:
dafs die innere Membran der Spiralgefäfse der Eiche kein gum-
michter Niederschlag seyn kann;
dafs sie eben so wenig ein Niederschlag von harzichter Beschaffenheit
seyn kann;
dafs sie nicht Gallussäure oder Gerbestoff ist;