Aber noch ein anderer Umstand findet bey diesen Fasern Statt,
Welcher um so mehr unsere Aufmerksamkeit verdient, da er ihnen oft
die täuschende Aehnlichkeit eines Gefafses giebt. Nicht immer nämlich
findet sich an den Rändern der Zellenwände ein einfacher Faden,
sondern es laufen zwey feine Fäden neben einander, welche durch
Querfortsätze in kleinen Entfernungen verbunden sind. Besonders
aulfallend zeigt sich diese Form und zugleich die erstere im Mark der--
Garten-Rose. In diesem Mark bemerkt man nämlich einige Zellen,
welche sich durch ihren geringen Durchmesser, ihre Festigkeit und
ihre Farbe von den eigentlichen Markzellen unterscheiden. In der
i2ten Figur der 4ten Tafel sind diese kleineren Zellen, zugleich mit
den sie umgebenden eigentlichen Markzellen, aus dem Querschnitt
eines noch sehr jungen Zweiges, unter einer schwachen Vergröfse-
rung dargestellt. Sie enthalten, hier einen grünen Saft. Die u t e
Figur stellt die Lage dieser kleineren Zellen genauer und umständlicher
dar. Sie sind aus einem älteren, aber noch im Wachsthum
begriffenen, Triebe genommen, und haben bereits eine gelbgrüne
Farbe. Die 15te Figur zeigt eben diese Zellen im Längeschnitt,
aus einem ein Jahr und darüber alten Zweige, im zweyten Sommer
nach seiner Entstehung Sie haben hier ihren grünen Saft verloren,
und zeichnen sich von den gleichfalls saftleeren Markzellen, vermöge
ihrer gröfsern Festigkeit und der dickern Flüssigkeit, welche
ihre Wände durchdrungen hat, durch eine dunklere Farbe aus.
Daher erscheinen sie, wie die eine der vorgestellten Schlauchreihen,
etwas heller, wenn sie ihre Säfte früh verloren. 4)
4) Es ist ein für die Verbindung des Marks und der Rinde, vermöge der*
Qnerscliläuche, sehr wichtiger Umstand, dafs diese kleinern Zellen offenbar,
mittelst jener Querschläuche, aus den Zellen der Rinde entstehen,
mit denen sie eine, auffallende Aehnlichkeit haben. Schon im Querschnitt
Lost man nun einige Schlauchreihen dieser Zellen, mit der ge—
hörigen Vorsicht und Sauberkeit, zugleich mit de i Markzellen ab
und betrachtet sie, in reinem Wasser ausgespült, unter einer stärkeren
Vergröfserung, so zeigt sich mit der bestimmtesten Deutlichkeit
ein besonderer Bau, welcher über den Gegenstand, den wir genauer
äufzuklären bemüht waren, ein vorzügliches Licht verbreitet und in
der folgenden i4ten Figur mit möglichster Treue dargestelit ist.
Die gröfsern eigentlichen Markzellen-sind nämlich durch dickere Fasern
verbunden, welche eine Zusammensetzung aus mehrern feinem
zu verrathen scheinen; die kleinern festem Zehen hingegen scheinen
liier, beym ersten Anblick, von äufserst feinen Bläschen umgeben,
die beständig dieselbe Lage haben und behalten, welche die Zeichnung
darstellt. Aber bey genauerer Untersuchung finden wir in
diesen anscheinenden Bläschen nicht den mindesten Umstand, welcher
eine Oeffnung, oder Höhlung, oder besondere Wand ver-
riethe, weder die' Maceration, noch irgend ein anderes Verfahren
stellt uns hier ein einziges besonderes Bläschen dar; sondern wir
entdecken blofs feine Fasern, welche durch eben so feine Querfa-
sern verbunden sind und sich immer, wie wir oben überhaupt be-
des iürigern Triebes, wenn die Bündel der fibrösen Röhren mit ihren Spi-
ralgefäfsen durch ausgedehnte Querschläuche abgesondert sind, sieht man
deutlich, dafs die letzteren im Umkreise des Marks eine .senkrechte Richtung
annehmen, dafs sich diese senkrechten Schlauchreihen durch Quer-
fortsätze in das Innere des Marks forlpflanzcn, wiederum eine senkrechte
Richtung annehmen, und diese innern senkrechten Schlauchreihen gleichfalls
(man vergleiche die angezogene löte und i 4te Figur, Tab. IV .) durch
ähnliche Querfortsätze verbunden sind. In melu-ern andern Räumen, z. B.
der gemeinen Wallimfs, nehmen die Quersehläuche gleichfalls, indem sie
ihre Consistenz .und die Farbe ihrer Säfte behalten, im Umkreis des.Marks
eine senkrechte Richtung, an, und bilden, unter der täuschenden Gestalt
von Gefäfsen, jenen grünen Saftring, welcher der Gegenstand mannigfaltiger
Vermulhungen war,