Macerirt man jene einfache Schicht in Wasser, . bis sich die einzelnen
Theile derselben allmählich von einander lösen, so sieht man noch
deutlicher, dafs die anscheinenden Membranen einfache Röhren sind ?),
und dafs die anscheinenden Gefafse weiter nichts als äufserst feine Fasern
waren, welche die einzelnen Röhren, aus denen diese ganze Masse
besteht, aneinander hefteten. Schneidet man diese Röhren quer durch,
so sieht man deutlich ihre OefFnung und ihren innern Canal 5 6).
Da sich nun diese Röhren einzeln darstellen lassen, da sie quer
durchschnitten eine deutliche innere Höhlung zeigen, da die Röhre von
den umgebenden Fasern getrennt, durchaus keine weitere Zusammensetzung,
keine Nath, keine Spur des Yerwachsens einzelner aneinander
gefugter, flacher Membranen verräth, da sie, selbst bey der längsten
Maceration, welche endlich alle zellichten Verbindungen der
Pflanzen trennt, nie in solche Membranen zerfällt: so können diese
Rohren unmöglich, wie einige unserer neuesten Beobachter wollen 7),
aus einfachen Membranen dergestalt zusammengesetzt seyn, dafs jede
Röhre mit der benachbarten gemeinschaftliche Wände hätte, und sich
also, wie wir doch das Gegentheil dargethan haben, auf keine
W eise einzeln in Gestalt einer einfachen, nicht weiter zusammengesetzten
Röhre darstellen liefse. Und wenn man auch, gegen alle
Analogie im Pflanzenreich, behaupten wollte, dafs jene einfachen Membranen
so verwachsen könnten, dafs unter keiner Vergröfserung eine
Spur der Verbindung zu entdecken wäre; so miifste man doch in den
ganz jungen neugebildeten Röhren einfache Membranen oder wenigstens
ein Merkmahl ihrer Vereinigung finden. Eben so wenig können
5) Tab. II. fig. 17. 18. Diese einfachen Röhren sind ungefähr 3oo, die Querschnitte
fig. 1. 2. hingegen 100 Mahl vergröfsert,
6) Tab. II. fig. 20. a.
7 ) L i n k Grundlehren der Anat. u, Phys. d. Pfl. Gott. 1807. 8« S. 17.
diese Rohren durch die Verbindungen und Trennungen einer und der
nämlichen fortlaufenden Membran entstehen, so dafs die ganze Masse
eines Bündels jener Röhren nur ein einziges häutiges Gewebe wäre f ) .
In diesem Falle würde die Maceration die Verbindungen des häutigen
Gewebes trennen, sie würde ein Bündel dieser Röhren in zusammenhängende
fortgehende Häute auflösen; aber nie könnte sie ein solches
Bündel in einfache Röhren ohne irgend ein Merkmahl der Trennung
zerlegen. Und wie könnte man die einzige noch übrige Ausflucht
rechtfertigen, dafs diese Membranen, da wo sie durch ihre Faltungen
die erwähnten Röhren bilden, eine oft der längsten Maceration
trotzende Festigkeit, und in den Zwischenräumen derselben, zumahl
bey mehrern krautartigen Gewächsen, und in der Rinde mehrerer
Bäume, den schwächsten, so leicht zu trennenden Zusammenhang hätten.
Würde selbst danii die Trennung genau in eine und dieselbe
gerade Linie fallen, würde ein durchaus ganzer Rand der getrennten
Röhren möglich seyn? Aber auch besondere Gefafse, Zellengänge
glaubte man an den Rändern dieser Röliren hinlaufen und ein Netzwerk
bilden zu sehen, dessen Maschen, mit zarten Membranen überzogen,
eigentlich diese Röhren bildeten s). Entweder sah man, wie
schon L e e uw e n h o e k , die Fasern selbst, welche ich weiter unten,
bey der Beschreibung der Spiralgefäfse, genauer darzustellen mich
bemühen werde, für Gefafse an9); oder man ward, eben so wie H ed -
f ) Mirbel traité d’anat. et phys. yeg. T . 1. pag. 56. 61. Lettre a Mr. Ie D.
Treviranus p. 126.
8) L i n k am ang. O.
9 ) L e e u w e n h o e k arcana naturae det. Delph. Bat. i 6g5. Epist. 74. p. 317.
,jMihi persuasi tubum ligneum (P in i sylvestris) simul etiam conslare ex
,, vasculis recta adscendentibus, quae non per totam dispcrsa erant mem-
„branam, sed ex alterutro tubi erant latere.” W e l c h e an d en R ä n d
e r n d e r R ö h r e n h in la u f e n , (wie Herr Prof. L i n k es zu beobachten
glaubte.) Das. p. 319. „Mecum jam conspiciebat (sculptor) minulissima