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Auffallend findet der eben erwähnte Umstand beym gemeinen
Hollunder Statt, und zugleich zeigt sich hier, bey genauerer Untersuchung,
das Uebereilte der letzteren Folgerung. Nur im Mark der
jährigen Zweige, und in diesen nur bis gegen den Herbst, oder genauer
bis gegen die Reife der Früchte, aufserdem in der Rinde des
ersten und zweyten Jahres, finden sich in diesem Strauch eigenthüm-
liche Gefafse. Zwar hat man sie in der Rin.de ganz übersehen und
im Mark als sehr unregelmafsige Aushöhlungen im Zellgewebe betrachtet.
Aber diefs letztere blofs aus dem Grunde, • weil man sie
in dem Alter untersuchte, da sie sich freylich durch ihre Farbe am
auffallendsten yerrathen und am leichtesten zu finden sind. Thätig
und lebend zeigen sie denselben Bau, als die obigen Gefafse, von
denen andere dasselbe behaupteten, und deren wahre Struktur wir
durch wiederholilte Versuche und Beobachtungen dargethan haben;
In der Rinde liegen sie neben den Bündeln der fibrösen Röhren, in
der Zahl von eins, zwey, höchstens drey, oder einzeln in der zel-
lichten Substanz, welche die Maschen ausfüllt, die von jenen Bündeln
durch ihre Annäherung und Trennung gebildet werden, indem
sie bald jene Bündel, bald die zellichte Substanz verlassen, um sich
an die Bündel anzulegen. Im Mark sind sie im Umkreise desselben,
in einiger Entfernung vom Holzringe und besonders häufig in der
Nähe jener rundlichen Fortsätze desselben gestellt, welche aus eigentlichen
Spiralgefäfsen und zellichter Substanz bestehen, und mit dem
Mark selbst von gleicher Dauer sind. Nur so lange das Mark, welches
sie umgiebt, noch ganz frisch und grün ist, läfst sich hier, sowohl
in dünnen Längeschnitten, als durch Maceration in kaltem Wasser,
ihr eigentlicher Bau wahrnehmen, indem sie fester sind und
nicht so leicht zerstört werden, als die Schläuche der zelhchten Substanz.
Bey ihrer Entstehung in der kaum entwickelten Knospe, oder
in der. Spitze des' noch im Wachsthmn begriffenen Zweiges, sind sie
ungleich feiner und haben kaum den fünften Theil des Durchmessers
der erwachsenen. In dieser Periode aber läfst sich ihr wahrer
Bau am deutlichsten bemerken. Sie sind aus. sehr kurzen Schläuchen
zusammengesetzt und zeigen in verschiedenen Graden der An-
fiillung dieselben* Phänomene, welche wir bey den eigenthiimlichen
Gefäfsen des gemeinen Schöllkrauts bemerkt haben. 8) Je länger sie
der Maceration ausgesetzt werden, desto mehr nähert sich ihre ur-
8) W ie leicht sich diese Zusammensetzung der eigenthiimlichen Gefafse übersehen
läfst, zeigt sich auffallend bey den, v o n der übrigen zellichten Substanz
verschiedenen, Schlauchreiheii, welche die Blattrippen des Fucus ve-
siculosus und zugleich jenes netzförmige Gewebe in den Blasen dieses Tangs
bilden. Wenn jene Schlauchreihen in diesen Blasen, wo sie sich am leichtesten
betrachten lassen, mit einem traben braunrothön Safte schwach erfüllt
sind, so stellen sie sich, wie die eigenthiimlichen Gefafse des gemci-
non Schöllkrauts, Tab. IV . fig. 7-, als eine einfache Röhre mit parallelen
Randlinien dar; stärker angefüllt erscheinen sie wie dasselbe Gefäfs, fig. 8-,
in fast gleichen Entfernungen znsammengezogeu und aufgeschwollen, ohne
dafs man eine Spur der Zusammensetzung in ihnen entdecken könnte,
Daher auch selbst Herr Dr. T r e v i r a n u s Cvorn inwend. Ban der Gew.
g 5 S. a3. ) verleitet wurde, sie als eine A r t von Fasern zu betruchten.
W en » sic aber ihren Saft ausgestofsen haben, zeigen sie auf das Unverkennbarste
die Absätze der Schläuche, ans denen sie zusammengesetzt sind.
Merkwürdig ist es, dafs diese Schläuche wirklich kleine Zweige, oder vielmehr
kurze Seitenfortsätze haben, welche ohne Absatz unmittelbar aus der
•H au t des Schlauches entstehen, wie man sie während der Copulation bey
den Conferven wahrnimmt, ( V a u c l i c r hist." des Conferv. PL IV . fig. 3. )
Nur dafs sie hier mit den Schläuchen, aus denen sie entstehen, denselben
Durchmesser haben, und sich m it d em untern Ende eines eben so breiten
Schlauches verbinden. Iudefs verästeln sich diese Schlauchreihen auch auf
eine andere Art, indem sich zwey Schläuche zugleich mit dem Ende eines
andern verbinden. Es giebt also eine doppelte Art der Verästelung, durch
wirkliche kurze Zweige oder Fortsätze, und durch Verbindung zweyer
■ Grundtheile mit einem einzigen.