der spaltförmigen Oeffnungen bekannten großen Poren, grands po-
res, "-) der Oberhaut. Aber diese Oeffimngen befinden sich nicht
in den Zellenwänden selbst, sondern zwischen den Zellen, und überhaupt
bemerkt man, bey genauerer Untersuchung, in ihrer Umgebung
weder einen zusammenhängenden, einfachen Ring, welchen
uns G r ew , 3) Herr K r o c k e r und M irb e l in ihren Zeichnungen
darstellen, noch einen Schließmuskel, wie ihn Herr R u d o lp h i «)
durch eine genauere Untersuchung dieser Organe darzuthun suchte.
Die fünfte Figur der fünften Tafel stellt ein Stückchen der
Oberhaut der untern Fläche des Blattes der Tradescantia discolor
vor, wo diese Spaltöffnungen und der besondere Bau ihrer Umgebungen
sich. vorzüglich deutlich zeigen. Zumahl unter einer schwachen
Vergrößerung scheint die in der Mitte befindliche Spaltöffnung,
beym ersten Anblick, eine Oeffnung in der Wand der mittleren,
viereckigen, hellgrünen, von vier andern, röthlichen, "leben- oder
sechseckigen, umgebenen Zelle zu sejm. ' *) Aber bey genauerer
Untersuchung bemerkt man bald, daß diese Zelle von zwey Querlinien
(a. b.) durchschnitten ist. Hat man die Zellen, welche die
Oberhant ausmachen, mit der gehörigen Behutsamkeit abgelöst, so
Wird man unter jenen Linien deutliche Querwände gewahr, welche
diese mittlere viereckige Zelle in drey andere Zellen, eine obere
mittlere und untere abtheilen; die obere über a , die mittlere zwischen
a und b, die untere unter b. War das Blatt gesund und
2 ) Aphorlsmes p. i 3o.
3) Anat. o f plants Tab. 48. The T op o f L i lly leaf. Aber es war natürlich,
dafc er einen zusammenhängenden Ring zu sehen glaubte, da er die Spalt-
- “ aUf dem d,ckcn Blatte H »icht in der abgetrennten Oberhaut
betrachtete.
4) Anatomie der Pflanzen S. 66.
5) K r o c k e r de plantaruni epidermidc. Halae 1800. Tab. I. 6g, 1 .
ö5
noch voll Saft, so zeichnen sich diese drey Zellen durch ihre rechts
und links deutlich ausgebogenen Wände aus, welche bey a. und b.
deutlich« Winkel bilden. 6) Aber die mitüere dieser drey Zellen,
die Zelle zwischen a. und b., ist wiederum aus zwey andern Zellen
zusammengesetzt. Man sieht auf der- nächsten Umgehung der Spaltöffnung
, zu beiden Seiten, einen zarten Strich, 7) welcher die Linie
a. mit der Linie b. verbindet und die Zelle "zwischen a. und b. in
zwey andere Zellen abtheilt, deren obere Wand an die Zelle über a.,
die untere an die Zelle unter b. stößt. Die linke Wand der rechten
und dié rechte der linken Zelle bedecken größtenteils die
nächste Umgebung der Spaltöffnung. 8) Gegen, die großem rothen
Zellen sind diese beiden Zellen etwas niedriger, und die angränzen-
6) A lle drey Zollen enthalten hier einen grünen Sa ft; aber oft enthält blofs
die mittlere einen grünen, die beiden andern blofs einen röthlichen Saft.
- Dieis schon würde zeigen, dafs hier wenigstens drey verschiedene, abgesonderte
Zellen sind, nicht eine, wie sie Herr K r o c k e r in der angefuhr-
ten Zeichnung darstellt. ^ jr
Sehr zart erscheint dieser Strich auch- darum, weil weniger Lich t durch
die festere, mit einem dickeren Saft erfüllte nächste Umgebung der SpaltÖffnung
fällt. 1 _ ,
8) W a r das Blatt schmäler und hatte die Pflanze einen schwächeren Wachs-
thum, so fand ich oft die nächste Umgebung der Spaltöffnung schm*-
ler, und jene senkrechten Striche auf den nächsten Umgebungen derselben
lagen ihr näher, oder sie lagen auch auf dem innern Rande der Umgebung
und flossen mit demselben zusammen. Diese Umgebung der Spaltöffnung
war dann nämlich von den beiden Zellen zwischen a. und b. ganz bedeckt.
In denjenigen Pflanzen, wo diefs letztere beständig Statt findet, sind also
auch jene beiden senkrechten Striche auf der nächsten Umgebung der Spaltöffnung
nie vorhanden.- Dagegen finden wir sie beständig in der virgini-
schen Tradescantie, (T ab . V . fig. 4.) wo sie immer fast auf der Mitte der
nächsten Umgebung der Spaltöffnung liegen, und um so weniger ihren Ort
verändern, da diese Pflanze bey nns sehr gut im Freyen fortkommt und
nickt so leicht einer Verkrüppelung ausgi^efzt ist.