tionsprocefs der Erzeugung einer neuen Rinde und eines neuen Jahrringes
auf dieselbe Art wieder. vor sich. Es erzeuget sich zwischen
der im vorigen Sommer gebildeten Rinde und dem Holze eine neue
Rinde und eine neue Holzmasse; und im Herbst vertrocknet wiederum
die ganze in jenem vorigen Sommer gebildete Rinde, bis sie
endlich im nächsten Frühjahr völlig abgeworfen wird, ohne dafs sich
ein einziger ihrer Grundtheile, welche wir den ganzen Sommer hindurch
in ihr beobachteten, verloren hätte. Auf dieselbe Art geht nun
die Erzeugung neuer Rinde und neuen Holzes bis zum Tode des
Baumes yor sich.
Sollten sich nun die Bastbündel der Rinde in das Holz des neuen
Jahrringes verwandeln; so müfste offenbar von allem diesen gerade
das Gegentheil erfolgen. Die ganze Rinde könnte dann nicht in ihrer
unveränderten Form abgeworfen werden; sondern wir müfsten sie
allmählich in das Holz übergehen sehen; 3) wir müfsten im Holze
jene abwechselnden Schichten zellichter Substanz und fibröser Röhren
wieder finden, oder doch wenigstens einige Reste der vertrockneten,
zusammengedrückten zellichten Substanz entdecken. Aber von
allem diesen ist keine Spur vorhanden, alle Tlieile, welche wir in
der frischen lebenden Rinde sahen, finden wir in der abgeworfenen
wieder, ohne dafs sich das mindeste von ihren Grundtheilen verloren
hatte. Zugleich sind die äufserst langen fibrösen Röhren des
Weinstocks, sowohl im Holze als in der Rinde, so auffallend von den
Zellen verschieden, dafs man sie auf keine Weise verwechseln k.-.rm
Nie findet hier ein Uebergang des einen Grundtheils in den andern
Statt.
3) W ir müfsten in der Ranke, (cirrlms) wo die Holzmasse eben sowohl den
Sommer hindurch zunimmt, gleichfalls jene wechselweise gestellten Reihen
fibröser Röhren "wieder finden. Vergl. Anmerk. 1.
Mit noch mehrern Schwierigkeiten hat man zu kämpfen, wonn
nach einer von Herrn Professor L in k mit vielem Scharfsinn entwickelten
Theorie, 4) „der Bast die zellichte Substanz der Rinde durch-
„ drin een und wiederum lockerer Bast sich zwischen den andern ein-
„ schieben soll.” In diesem Fall müfste man nothwendig, wenn man
diese Entwicklung ein ganzes Jahr hindurch täglich beobachtet, die
Bastbündel auf ihrem Wege durch das Parenchyma antreffen, da zu-
mahl diese Ortsveränderung so schnell nicht vor sich gehen könnte,;
aber nie sieht man ein einziges Bastbiindel seine Lage ändern. Wir
können hier auch kein Zusammenziehen netzförmiger Maschen zu
Hülfe nehmen; denn die Holzbiindel bilden im Weinstock kein Netz,
sondern sie haben eine vollkommen senkrechte, der Achse dos Zweiges
parallele, Richtung. Auf jeden Fall müfsten die Bastbündel der
Rinde verschwinden und wir würden sie nicht in ihrer ursprünglichen
Verbindung in der abgeworfenen Rinde wieder finden.
Zwar ist nicht bey allen Bäumen die Rinde von so kurzer Dauer,
und noch weniger wird die ganze Rinde des vorigen Jahres so genau
abgeworfen, als beym Weinstock. Aber auch hier ist die angegebene
Erzeugung der Rinde und des Holzes, wenn nicht eben so
augenfällig, doch bey genauerer Untersuchung unverkennbar. Der
gemeine Hollunder (Sambucus nigra) giebt uns hier wieder ein leicht
zu verfolgendes Beyspiel. In der Rinde des jährigen, gegen das Ende
des Sommers ausgebildeten, Triebes finden wir hier, hinter den gro-
fsen wasserhellen Zellen der Oberhaut und einer schmälern Schicht
kleinerer, mit einem dünnen röthliclien Safte erfüllter, Zellen ein
grünes Parenchyma, welches wir, da es sich durch seine genau sechseckigen
Zellen, die Gröfse derselben und die Farbe der Säfte in einer
ziemlich genauen Gränze unterscheidet., mit dem Namen der äufsern
4) L in k Grundlekren der Anatomie und Physiologie der Pilanzen S. i 5o.