Es ist merkwürdig, dafs jene beiden grofsen Gefäfse an der
bestimmten Stelle als wahre Spiralgefäfse schon völlig ausgebildet
sind, wenn die Treppengänge und porösen Röhren, welche doch eine
unmittelbare Fortsetzung von ihnen sind, noch mit einer durchsichtigen
Gallerte, ohne bestimmte Bildung, überzogen scheinen. Sie
zeigen sich an der bemerkten Stelle schon vollendet, wenn die Knoten
des Stengels noch um keine Linie von einander entfernt sind;
und da in diesem und den nächsten Zuständen die einzelnen Glieder
der künftigen Treppengänge und porösen Röhren eine äufserst geringe
Länge haben, oder kaum bemerkbar sind, so gehen die wahren Spiralgefäfse
in diesem Zeitpunkt von einem Knoten zum andern. Das
ganze kleine Glied hat dann noch die Zartheit der jüngsten Zweige
der Laubhölzer. So wie mit der Verlängerung des Gliedes die Treppengänge
und porösen Röhren ausgebildet werden, gewinnen auch
ihre Umgebungen bald in immer wachsenden Verhältnissen einen
ungleich gröfseren Grad von Festigkeit, als die der wahren Spiral-
gefafse, welche zwar mit der Zeit etwas erhärten, aber nie die Con-
sistenz der ersteren erreichen. Besonders zeigen die kleineren Ring-
und Spiralgefäfse (Tab. I. fig. 3 . d. e. f. fig. 1. d. 2— 4. $. 5o. S.
188.) in ihrer ganzen Länge eine vorzügliche Zartheit der Umgebungen.
Eben so finden wir die wahren Spiralgefäfse, welche in
den jungem Zweigen der meisten Laubhölzer die ersten Anfänge
des Jahrwuchses bilden, und auch hier bey der ersten Entwickelung
des Zweiges, wenn der Wachsthum am lebhaftesten von Statten
geht, allein vorhanden sind, beständig von zarteren Umgebungen
eingeschlossen; und erst später bilden sich in den später erzeugten
festeren Umgebungen Treppengänge und poröse Röhren. Es scheint
also, dafe der Bau der Spiralgefäfse mit der Consistenz der Umgebungen
in einer gewissen Verbindung steht; dafs in Beziehung auf
die Flüssigkeit, welche diese Gefäfse führen, *und die besondere Art
ihrer Th'ätigkeit, bey z'drtem Umgebungen die Form der Ring- und
wahren Spiralgefäfse 31) in Verbindung mit jenen zarten der Länge
nach fortlaufenden Fäden, angemessener ist; und dagegen bey festeren
Umgebungen eine andere Form, welche wir gleich näher
erörtern wollen, nothwendig wird, so wie die verschiedene Consistenz
der zellichten Schläuche selbst auf ihre Absonderung einen
entschiedenen Einflufs hat. Doch ist es unverkennbar, dafs die
Stelle, wo sich die beiden grofsen Gefäfse immer als R in g - oder
wahre Spiralgefäfse zeigen, in dem reiferen Gliede ungleich fester
ist, als es die Umgebungen der Treppengänge und porösen Röhren
waren, da sich die Gefäfie bildeten. Und wir können um so Weniger
den Grund der verschiedenen Formen in dem schwächeren und
stärkeren Wachsthum finden, da die kleineren Gefäfse jenseits jener
Stelle weit hinauf wahre Spiralgefäfse sind und bleiben, wo die
grofsen sich als Treppengänge und poröse Röhren zeigen, und die
letzteren wenigstens nicht älter, vielmehr jünger, als die erstem sind.
Wenn wir zumahl erwägen, dafs im jüngern Gliede, wo die Treppengänge
und porösen Röhren eine sehr geringe Länge haben, oder
kaum bemerkbar sind , gewisser Mafsen blofs Spiral- und Ringge-
fäfse von einem Knoten zu dem andern gehen, und selbst im reiferen
Gliede die kleineren Spiral- und Ringgefäfse (Tab, 1. fig. 5.
d. e. f.) durch das ganze Glied schon völlig ausgebildet sind, wenn
die Treppengänge und porösen Röhren von ihrer völligen Vollendung
noch beträchtlich weit entfernt sind; so scheint es, dafs zu der Entwickelung
des jüngern Pflanzentheüs, in gewissen Fällen wenigstens,
3l ) Uh nmfs hier bemerken, dafs ich, um Mifsverständnisse zu verhüllten, die
angenommenen allgemeinen Benennungen der wahren und falschen Spil'al-
• gefäfse und die besonderen der Treppengängc und porösen Röhren gebrauche,
ob es sich gleich in der Folge zeigen wird, dafs diese Namen koinesweges
passend sind.