sondern dafs sie, wie die Membran der zellichten Substanz, 10)
aus einer eyweifsstoffartigen Materie gebildet worden sey. Diefs beweist
das Erweichen in erwärmtem Wasser, das Zusammenziehen
und die Unauflösbarkeit in Alkohol, die Auflösbarkeit in Salpetersäure
und ätzenden Kalilaugen.
W ir müssen demnach ihre Bildung um so mehr als organisch,
betrachten, da die ganze Form dieser Röhren der angenommenen
Art des chemischen Absatzes einer solchen eyweifsstoffartigen Mate—,
rie widerspricht. Wollte man dennoch diese innere Membran der
Spiralgefafse für ein späteres Product des Nahrungssaftes halten,, so.
würden wir am Ende-auf den Grundsatz der W o lf f is c h e n Theorie
(§• 19 ) zurückkommen, welcher alle für sich bestehenden innern
Häute der Gefäfse des vegetabilischen und animalischen Organismus
aus dem sich an die Wände derselben anhängenden Nahrungssafte
10) Wenn man erwägt, dafs nach der interessanten Bemerkung von F o u r c r o y
und V a u q u e l in (_Mem. de l ’mstit. des sc. T . V . und G e h l e n ’ s Journ.
der Chem. und Phys. B. 2. S . 23i .) bey der Kochung von ihierischen oder
vegetabilischen Substanzen, die sich ihrer Beschaffenheit nach den ihierischen
nähern,• mit Salpetersäure, eine gelbe, äufserst bittere Substanz entsteht,
die in ihrer Vollkommenheit und Reinheit die merkwürdige Eigenschaft
zeigt, sich in mäfsiger Warme zu entzünden und zu delonirenj so
könnte man aus unserer Beobachtung:, dafs die bey der Behandlung mit
Salpetersäure nicht aufgelöste, gelbe, brüchige und bittere Masse der Marksubstanz,
nach Entfernung des Aufgelösten und dem Verdunsten der Salpetersäure
im Sandbade, die Eigenschaft hatte, bey fortgesetztem gelinden
Erhitzen in einer kleinen Glasschale im Sandbade, mit Verpuffen und Funkensprühen
sich zu verkohlen, den Schlüfs ziehen, dafs die Membran der
Spiralgefafse mehr den rein vegetabilischen, die Membran der Marksubstanz
-• hingegen, einen der animalischen Natur sich nähernden Charakter trage;
aber cs ist wohl zu merken, dafs in der Marksubstanz sich noch die Faser
des Zellgewebes fand, welche an der innern Membran jener Spiralgefafse
nicht vorhanden; war/ ’
entstehen liifst. Und dann wären schon de&haTb diese Versuche von
grofser W ichtigkeit, weil sie unwiderleglich entschieden, dafs die Spiralgefafse
der Pflanzen, wenigstens nicht allein zur Leitung gasförmiger
Stoffe bestimmt seyn können; wie'es auf jeden Fall die heterogenen
Niederschläge zeigen, welche wir, hier so wohl als bey der
Marksubstanz, der Membran anhängend fanden.
Indem sich diese Haut in den veralterten Gefäfsen mannigfaltig
zusammenzieht und kräuselt, nimmt sie den Schein eines Zellgewebes
an, womit verschiedene Beobachter die Spiralgefafse ungefüllt gesehen
haben wollten.
§. 61.
Nach diesen Beobachtungen widerlegen sich die Einwurfe von
seihst, welche man gewöhnlich gegen das Daseyn einer innern Haut
der Spiralgefafse anzuführen pflegt; dafs, zum Beyspiel, beym Ab-'
wickeln dieser Gefäfse nichts von der angenommenen innern häuti-
„en Röhre übrig bleibe. Erstlich müssen wir bemerken, dafs sich
darüber keinesweges in Längeschnitten und zufällig zerrissenen Windungen
entscheiden lasse. .Wer hat es je gewagt, über den Bau der
thierischen Gefäfse aus solchen abgeschnittenen Scheiben zu urlliei-
len, wo sie durch zellichte Umgehungen verhüllt und auf eine Art
verletzt werden, welche nichts Bestimmtes darbietet. Ueber den Bau
so zarter Theile kann man nur in dem einzeln abgelösten nackten
Gefäfse urtheilen. Und hier bieten uns die Spiralgefafse der Pflanzen,
beym Abwickeln ihrer Fäden, dieselben Phänomene dar, als die
Tracheen der Insekten, in denen sich das Daseyn einer innern Membran
auf das Bestimmteste darthun läfst. Laufen mehrere Wendungen
neben einander, und werden sie neben einander liegend abgewickelt,
so sehen wir zwischen den unverrückten Windungen die
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