den Saft getrübt und scheinen offenbar eine durchaus einfache Röhre
zu bilden. Stärker ist das Gefäfs fig. 8. derselben Tafel angefiillt;
und hier bemerkt man auffallende, fast gleich weit entfernte Aufschwellungen
und Verengerungen, welche sich nicht füglich mit einem
einfachen Canal zu reimen scheinen. Indefs sieht man auch lüer
keine Spur einer Zusammensetzung. Wenn man nun aber ein solches
Gefäfs, es mag mehr oder weniger Saft enthalten, eine Zeit
lang in Wasser macerirt, den Rest des nicht ausgeflossenen Saftes
Verdünnt, und es genau von allen anhängenden fremden Theilen reinigt,
so verräth es (Tab. IV. fig. 9.) offenbar an den Stellen, wo es
fig. 8. auffallend verengert schien, eine Zusammensetzung aus einzelnen
Schläuchen, *) welche gegen ihre Enden etwas keulenförmig auf-
* ) Besonders die Voraussetzung, dafs diese Geföfse allgemein blofse Aushöhlungen,
oder kleine freye Räume zwischen den Zellen wären, scheint die
genauere Bestimmung ihres eigenthiimlichen Baues erschwert zu haben,
wenn er sich auch fast unverkennbar darzustellen schien. „Eine besondere
„Erscheinung ist es aber,” sagt Herr Dr. T r e v i r a n u s , ( Beyträge zur
Bilanzenphysiologie. Gotting. 18 11. S. 46. ) „dafs man in dem Zellgewebe
„der Schöllkrautwurzel, aufser den Gefäßen, welche die gelbe Milch er-
„giefsen, auch Reihen von Zellen außteigen sichet, welche den gelben Saft
„im halbgeronnenen Zustande zu enthalten scheinen.” Aber diese Zeih:;:
sind die eigenthiimlichen Gefäfse selbst, wie es sich entschieden darthnn
läfst, so mannigfaltig auch, unter gewissen Umständen, die Täuschungen
sind, welche ihre Beobachtung erschweren. Veranlafste der weniger behutsame
Schnitt eines, zumahl nicht sehr scharfen, Messers einen zu starken
Druck der verletzten eigenthiimlichen Gefö ßc j so tritt die stark gefärbte
Flüssigkeit über die ganze Fläche ans, zeigt die durchsichtigen Zellen
nur sehr schwach, die dunklem Zwischenwände hingegen oft sehr stark
tiilgirt, und stellt sie unter dem täuschenden Anschein von Gefäfsen dar.
Man kann die ganze Täuschung nachahmen, wenn man eine ganz reine
farbenlose Zellenschicht mit diesem eigentümlichen Safte bestreicht. Trennt
man aber mit einem sehr scharfen Messer und einer gewissen leichten Behendigkeit
einen möglichst dünnen Längeschnitt, nicht dicker als die Zelgeschwollen
sind, und wir entdecken zugleich, indem wir die 9te
Figur mit der 8ten vergleichen, dafs diese keulenförmigen Aufschwellen
ab so sicht man bloß die eigentümlichen Gefäße gefärbt; man sieht,
dafs jene besondern Zellen, die einen geronnenen Saft enthalten sollen, und
welche T r e v i r a n u s ehedem (v om inwend. Bau der Gew. S. 7 7 .) entschieden
für blofse Z w i s e h c n r ä u m c d e r Z e l l e n , für Zcllengänge hielt,
f daselbst S. 10.) die eigentümlichen Gefäße selbst sind, welche sich nur,
nach einer sehr gewöhnlichen Erscheinung, in allen ihren Theilen nicht
gleichmäßig ausgeleert haben; man sieht jene besondern Zellen sich offenbar
in die einzigen eigentümlichen Geföfse öffnen, deren Lage der Querschnitt
bezeichncte, sieht, daß sie ein Ganzes mit denselben ansmachen,
daß ihr gefärbter Saft, mittelst eines leisen Drucks, in diese Gefäße tr it t ;
inan sieht endlich, daß die eigentümlichen Gefäße überhaupt aus eben
solchen Bläschen zusammengesetzt sind.
Aber noch ein anderer Umstand verhüllt hiér leicht den wahren Bau
dieser Gefäfse. D ie Schläuche nämlich der äußern rindigen Substanz der
Wurzel des gemeinen Schöllkrauts, in der sich diese Gefäße befinden, haben
oft einen sehr verschiedenen Durchmesser; die obere breitere ragt daher
über die untere schmälere hervor, und ihre Grundfläche macht mit
der Seitenwand der untern einen rechten Win ke l, mit etwas gebogenen
Schenkeln. Auch von gleicher Breite, sind sie oft so geordnet, daß die
obere Zelle auf zwey uulem ruht. Da nun die eigentümlichen Gefäße
gewöhnlich zwischen den freyen Eckeil der Zellen laufen, so nehmen sie
hier, um von dem Bäumchen, welches die untern Zellen frey lassen, zu
dem der obern zu kommen, oft eine kleine knieförmige Krümmung au.
Beide Schläuche, aus denen das Gefäfs hier zusammengesetzt ist, biegen
sich hovenförmig gegen einander und sind da, wo sie sich berühren, etwas
schräge zusammengefugt und in einander geöffnet. T ra f nun beym Längeschnitt
das Messer diese bogenförmigen Krümmungen, so sieht inan natürlich
lauter einzelne, mit dem orangegelheil Saft mehr oder weniger ungefüllte,
Bläschen, indem das Messer ihre knieförmigen Verbiudungcn wegnahm
, oder man sieht diese Bläschen nur mit einem sehr kleinen Streif-
chen Zusammenhängen, ungefähr so, wie sie T r e v i r a n u s am zuerst angeführten
Ort, Tab. IV . fig. 3o. .dargestellt hat. Da die respective Form der
Zellen hier sehr verschieden ist, so ist auch jene Krümmung und die Art