sehen dieser Substanz und dem Holze eine neue Rinde, die endlich
aus wechselweise gestellten Reihen viereckiger Bündel fibröser Röhren,
mit flachen Seiten, und zellichter Substanz besteht. *) Durch
diese Masse pflanzen sich die Querschläuche des Holzes bis zu jener
altern, äufseren Rinde fort. So dafs die ganze neue Rinde aus Reihen
fibröser Röhren besteht, welche mit den Bündeln der äufseren
Rinde den Bast ausmachen, und aus zellichter-Substanz, die zwischen
diesen Reihen eingesclilössen ist, und längliche Vierecke bildet, welche
hinten und vorne von den fibrösen Röhren, rechts und links von
den Querschläuchen genau begränzt werden, bis endlich die innerste
Schicht der zellichten Substanz genau an das Holz stöfst, und die
letzte Bastschiclit der Rinde genau' vom Holze absondert. Q Zwischen
dieser innersten Schicht und dem Holze sieht man nun, wenn
man die jungen Triebe des Weinstocks, von ihrer ersten Entwicklung
an, den Sommer hindurch täglich beobachtet, immer neue
Grundtheile der Rinde entstehen, welche sich mit derselben verbinden,
und neue fibröse Röhren, welche dem Holze anhängen. Auch
die SpiraJgefäfse, von einer dünnen Zellenschicht umgeben, bilden sich
zugleich mit den nächsten fibrösen Röhren des Holzes, genau an der
Stelle, welche- sie von dem Zeitpunkt ihrer ersten Bildung an für
immer behaupten. Das Holz selbst besteht, aufser den Spiralgefafsen
und ihrer zellichten Umgebung, aus fibrösen Röhren und den von der
Rinde zum Mark fortgesetzten Querschläuchen.
O Man vergl. M a lp i g h i i anat. pl. Tab. III. fig. <j. io.
l ) Es verdient hier noch bemerkt zu werden, dafs in der mir für die Rauer
eines Jahves berechneten Ranke (cirrhus) blofs jene äufsere Rinde, mit
denen im Durchschnitt halbzirkeiförmigen Bastbündeln vorhanden ist, welche
nie Holz werden, und immer ihre Stelle behaupten; jene neue Rinde
hingegen zusamt den wechselweise gesleilten Reihen fibröser Röbren fehlt,
obgleich die Erzeugung des Holzes auf dieselbe zunächst beschriebene A r t
vor sich geht.
Endlich im Herbst, und diefs ist gerade der entscheidende Umstand
dieser Beobachtung, den wir bisher nur vorbereitet haben, wird
die ursprüngliche Rinde, welche gleich bey der ersten Entstehung des
Zweiges vorhanden war, und sich durch ihre im Durchschnitt halb-
zirkelfdrmigen Bastbündel unterschied, und welche wir für jetzt mit
dem Namen- der. äufseren Rinde bezeichnet haben, allmählich trocken,
bis sie endlich im nächsten Frühjahr, oft noch früher, sich völlig ablöst
und vertrocknet , ohne dafs sich der mindeste Umstand m der
Lage ihrer Theile verändert, oder sich irgend ein Grundtheil aus ihr
verloren hätte; und die im vorigen Sommer erzeugte neue Rinde verrichtet
nun den Dienst der abgestorbenen ersten Rinde.
Im Winter hing die erstere, die neue Rinde, dem Holze so feste
an und hatte dabey eine so holzartige Consistenz, dafs man beym
ersten Anblick verleitet werden konnte, sie mit dem Holze zu verwechseln.
Der Mangel an Consistenz ist also nicht die Ursache ihrer,
wie wir gleich sehen werden, baldigen Zerstörung. )
Bereits in dem nächsten Frühjahr, sobald der vorjährige Trieb
anfängt seine Knospen zu entwickeln, geht der beschriebene Vegeta-
2) Bey allen diesen Untersuchungen ist es unumgänglich nothwendig, die Gegenstände
derselben ein ganzes Jahr hindurch unausgesetzt zu beobachten
und besonders die Erscheinungen, welche mau zu rZ e it des Anhängens der
Kinde an das Holz bemerkte, mit denen zu vergleichen, welche sich zur
Schälzeit darstellen, weil mau sonst, zumahl da, wo die eigenthumlichen
Gefälse reihenweise, durch ein zartes Parenchyma getrennt, in der Rinde
geordnet sind, leicht verleitet werden kann, die sich absondernde alte
Kinde für die ganze Rinde, und die aufser der Schälzcit anhängende neue
Rinde für den Splint zu halten. Schinus Molle und cimge Rhus-Arten
sind hier besonders täuschend, und veranlafsten sogar die Behauptung, dafs
die eigenthumlichen Gefäfse sich in Spiralgeföfse oder poröse Röhren verwandelten.
M i r b e l observations sur 1’origine et le developpem. des vaiss.
propres, pjig. 192.