Hieraus folgt, dafs die beiden nächsten grünen Umgebungen der Spaltöffnung
hier zum Theil yon den beiden rechts und links anoränzen-
den Zellen bedeckt werden, zum Theil aber über die Oberfläche der
Oberhaut hervorragen. Ihre äufsere freye Fläche würde sich, eben
so wie die der übrigen Zellen, nach der Befeuchtung flach darstellen,
wenn sie nicht ihre vorzügliche Festigkeit gewöhnlich die natürliche
Wölbung hartnäckiger behaupten liefse. Dieselbe Wölbung
finden wir in jenem Versuch auch bey den übrigen Zellen.
Wenn man aber dieselbe Oberhaut mittelst eines Pinsels befeuchtet,
und zugleich etwas niederdrückt, so stellt sie sich durchsichtiger
und in der Ansicht dar, welche in der 4ten Figur ausgedrückt ist; und
man sieht durch die nun flachere Aufsenseite der durchsichtigen Zellen
sehr deutlich die Seiten-und Querwände derselben. Diese Scheidewände
der Zellen scheinen liier ungleich schmaler, als sie wirklich
sind, weil man sie in der Verkürzung sieht. Im Querdurchschnitt
erscheinen sie drey- bis viermal breiter, und die Zellen selbst stellen
genaue, oder wenig längliche Vierecke dar. Ueberhaupt zeigt es
sich bey dieser Pflanze besonders deutlich, dafs die Oberhaut nicht
eine durch Querwände an das innere Parenchyma der Blätter befestigte
einfache Haut ist, sondern aus besondern Zellen besteht. Man
kann diese sich leicht ablösende Oberhaut von einem Querschnitt der
etwas dicken Blätter unter dem Mikroskop abtrennen, und sieht dann,
dafs sich eine besondere Zellenschicht von dem innern Parenchyma
des Blattes entfernt, dessen Zellen eine ganz verschiedene Form
haben.
Alle diese Beobachtungen lassen sich in den angeführten Bey-
spielen um so leichter verfolgen, da man nur die Oberhaut ablösen
darf, um die Umgebungen der Spaltöffnung in ihrer natürlichen Lage
und Verbindung zu betrachten. Aber leichter läfst sich der beschriebene
Bau übersehen, wenn die Umgebungen der Spaltöffnung schwächer
mit der Oberhaut, als mit dem darunter liegenden Parenchyma
verbunden sind. Wenn dann zumahl die Oberhaut sich leicht ablösen
läfst, so bleiben die Umgebungen der Spaltöffnung, und also auch die
Spaltöffnung selbst zurück, und man wird leicht zu den Ansichten
verleitet, unter denen uns Herr K r o c k e r 11) und neuerlich Herr
R u d o lp lii ia ) die Spaltöffnungen der Agave americana darstellten.
Aber die Spaltöffnungen dieser Pflanze sind keinesweges viereckig, und
beide Beobachter haben die eigentlichen Umgebungen der Spaltöffnung
selbst ganz übersehen. Die Oberhaut diesen -Pflanze, welche sich von
beiden Blattflächen leicht abtrennen läfst, und auf beiden denselben
Bau der Spaltöffnungen zeigt, besteht auf der obern Fläche, von der
sie auch Herr K r o e k e r l5 ) und nach ihm Herr S p ren g e l l4) vorgestellt
hat, aus sechs-, selten aus siebeneckigen Zellen, deren Membran
eine beträchtliche Festigkeit und Dicke hat, und sich eben dels—
halb etwas dunkler darstellt. (Tab. V. fig. 6.) Desto leichter unterscheidet
man die helle viereckige Oeffnung, (fig. 6. a.) welche nie geschlossen
erscheint und die eigentlichen Umgebungen der Spaltöffnung
1 6) zum Theil einschliefst. Zum Theil, sage ich, denn da diese
Umgebungen der Spaltöffnung etwas gröfser sind, als jene viereckige
Oeffnung, so werden sie zum Theil von den jene Oeffnung umgebenden
Zellen bedeckt. Da sie ferner beträchtlich gewölbt sind, so biegen
sie die auf ihnen ruhenden Theile dieser Zellen etwas nach aufsen
zurück, und es entsteht eine Falte, welche sich durch einen feinen
n ) De plantar, epidermide, p. io . Tab. II. fig. 5.
1 2 ) Anatomie der PJlanzen S. q3. Tab. I. fig. 4.
1 3) a. a. O.
14) Anleit, zur Kcnntnifs der Gew. Samml. I. Tab. II. fig. 19. 8 .12 1.
1 5) Tab. V . fig. 7. stellt diese eigentlichen Umgebungen der Spaltöffnung mit
den angränzenden Zellen des innern Parenchyma dar.