Luftbläschen fahren. J1) Alle Versuche, welche darthun, dafs die
Insekten die Luft verderben, beweisen nichts fiir die Respiration der
Tracheen. Wir kennen den Bau dieser Thiere und ihre Oekonomie
noch viel zu wenig, als dafs wir es sicher entscheiden könnten, ob
sie nicht durch Theile, über deren Bestimmung wir bisher nur gera-
then haben, ein gewisses Respirationsvermögen äufsern, oder auf eine
andere Art die Mischung der äufsern Luft ändern können. Wir kennen
nicht einmahl den wichtigen Theil, der sich gewöhnlich von
einem Ende des Körpers zum andern erstreckt, durch sehr starke
Muskelbündel, welche sich von seiner äufsern Wand nach aufsen erstrecken,
in einer beständigen Wechsel weisen Ausdehnung erhalten
wird, und sich, wie L y o n et zuerst entdeckte, nach einer plötzlichen
Erweiterung, in einer besondern Höhle des Kopfes öffnet. 1 2) Blofs
weil man farbenlose Säfte in ihm antraf, weil er sich wechselweise
in seinen einzelnen Theilen ausdehnte und zusammenzog, gab man
ihm zu derselben Zeit, als man den Tracheen das Respirationsvermögen
zusprach, die Geschäfte des Herzens; ob man gleich aus diesem
Theile, auf dem sich eine unendliche Menge von Tracheen verbreiten,
nicht ein einziges Gefafs entstehen sehen konnte. Man weifs
nicht einmahl, auf welche Art dieser Theil seine Flüssigkeit enthält.
L y o n et (a. a. O. p. 4i 5.) sah einen grofsen Nerven in den innern
Canal des Herzens treten, und glaubte daraus den Schlufs ziehen zu
dürfen, dafs das Herz die Nerven ernähre. Ein sicherer Beweis der
Verlegenheit, in der sich L y o n e t mit diesem Herzen befand, und ein
sehr wahrscheinlicher Beweis, dafs aer Bau desselben weniger einfach
ist, als wir glauben.
Wären die Tracheen wirkliche Respirationsorgane, erneuerten sie
beständig die Luft im Körper des Insekts, wären durch sie alle innern
1 1 ) R eanm ur a. a. O. p. i36.
12) Lyone t a..a, O. p. 4i2. pl. 12. fig. 1. g.
Theile desselben den Einflüssen der Atmosphäre ausgesetzt; so würden
offenbar diejenigen Theile besonders dieser Einflüsse gemefsen,
welche den Zweigen der Tracheen am nächsten liegen; vorzüglich
also die nächste zelüchte Umgebung und die Theüe der Tracheen
selbst Diese würden zu diesem Zwecke keiner besondern Emnch-
tung bedürfen, da nach jener Theorie nur die Mittheilung atmosphärischer
Luft die Absicht der Tracheen ist. Dagegen verbreiten sich
auf den Wänden der Tracheen andere fein verästelte Zweige, eben
so, wie die nährenden Gefäfse der Arterien und Venen.
Ueberhaupt erreichen die letzten Verästelungen der Tracheen, indem
sie endlich die spiralförmigen Fäden verlieren, einen so hohen
Grad der Feinheit, dafs man sie selbst unter den stärksten Vergro-
fserungen kaum mehr verfolgen kann. Und in diesen unendhch feinen
Gefäfsen soll, ohne irgend eine verhältnifsmäfsige Gewalt, die
Luft zirkuliren, welche ungleich gröfsere Wege gar nicht, oder nur
mit grofser Schwierigkeit durchdringt.
Wenn wir nun ferner die aufserordentliche Menge von Tracheen
sehen, welche die Muskeln, das Gehirn, die Nerven und ihre Ganglien
1 den feinsten Verästelungen durchdringen, wenn wir zugleich
■ » dafs die Gegenwart der Luft, z. B. bey partiellen Windgeschwülsten,
sogleich die Bewegung der Muskeln erschwert, dafs sie
die Natur der Nerven zerstört und sie verhärtet, so wird die Respiration
der Tracheen immer verdächtiger.
§. 86.
Schon R e aum u r machte bey verschiedenen Raupen, welche er
in Weingeist aufbewahrt hatte, die Bemerkung, dafs bey dem Druck
der zuvor bogenförmig gekrümmten Raupe ein Tropfen der Feuchtigkeit
aus dem Stigma trat, und wieder in dasselbe zuruckkehrte,