scheinlich schwitzen sie eben so wohl, als jene zellichte Hülle der
Wurzelfasern, eine Flüssigkeit aus, welche, wenigstens zum Theil,
als ein Auflösungsmittel des chemischen Processes benutzt wird, durch
welchen die nährenden Bestandteile des Bodens zur Aufnahme in die
Wurzel vorbereitet und der Natur jeder Pflanze assimilirt werden.
Es wäre der Speichel des Thierreichs. Und so wie der Speichel
eines Thiers nicht selten dem andern schädlich ist, so gedeihen auch
verschiedene Pflanzen durchaus nicht, wenn sie von den Wurzeln
gewisser Nachbarn belästiget werden, 8) obgleich weder Mangel an
Nahrung, noch Beschattung, oder Tropfeniäll Statt findet. Daher die
gröfsere Feuchtigkeit, welche das Erdreich oft in der Nähe der starkem
Wurzeln zeigt.
§• 8g.
R e ic h e l zeigte zuerst genauer, dafs die Spiralgefäfse gefärbte
Flüssigkeiten, in welche man abgeschnittene Zweige stellt, aufnehmen
und fortleiten. Neuere Beobachter klagten indefs über das beständige
Mifsglücken des Versuchs, oder sie erklärten sich bestimmter; sie bemerkten,
dafs in dunkeln Kellern, bey kalter, feuchter Witterung
keine solche Einsaugung gefärbter Flüssigkeiten durch die Spiralgefafse
Statt finde. Sie schienen die Folgerung zu bestätigen, welche
sie bestreiten wollten; indem sie bewiesen, dafs die Spiralgefäfse nur
unter solchen Umständen die gefärbten Flüssigkeiten aufnehmen, welche
im natürlichen Zustande den Antrieb der Säfte befördern. 9)
„den Lücken des Erdreichs, sie finden sich auch da, wo Erde anhängt, in
„Menge.”
8 ) Wenn man dagegen einwandte, dafs nach der Entfernnng solcher Pflanzen
das Erdreich sich bald mit denen füllt, welchen sie verhafst waren, so beachtete
man nicht, dafs die Ueberbleibsel der verschwundenen Ursache
durch Thau, Regen, Bearbeitung des Landes entfernt wurden.
9) o e n e b i e r pliyeiol. veget. Tom. IV. p. 19.
S e n eb ie r zeigte sogar, dafs die Beymischuug der Kohlensäure das
Aufsteigen gefärbter Flüssigkeiten befördert, so wie es sehr vermindert
wurde, wenn der Färbestoff blofs mit gekochtem Wasser vermischt
war. *°) An sich erwiesen diese Xnjectionen weiter nichts,
als dafs die Spiralgefäfse die aufgenommenen tropfbaren Flüssigkeiten
mit einer gewissen Schnelligkeit fortleiten können. Es war
allerdings noch der Beweis übrig, dafs solche tropfbare Flüssigketten
im natürlichen Zustande wirklich in die Spiralgefäfse treten können.
Nun zeigt schon der weitere Erfolg einer solchen Injection der Spiralgefäfse,
dafs die gefärbte Flüssigkeit, welche in diesen Gefafsen
aufgestiegen ist, sich in ihre nächsten Umgebungen, und aus diesen
weiter verbreitet. Stellt man z. B. einen fünf Fufs hohen Stengel
des Carolinischen Mays in ein Decoct von Fernambukholz; so färben
sich zuerst die vier Gefäfse Tab. I. fig. 1 d. d. d. d. aller Bündel, aus
diesen dringt die gefärbte Flüssigkeit in die benachbarte zellichte Substanz,
am spätesten in die fibrösen Röhren, so dafs man oft die ganzen
Bündel, selbst in den Blättern, gefärbt sieht, ohne dafs die fibrösen
Röhren irgend eine Spur von Färbung zeigen. Ist in den untern
Gliedern schon die ganze zellichte Substanz der Bündel gerö-
thet, so findet man oft in den obem die erwähnten Gefäfse ganz
gefärbt, und die Färbung läfst sieh schon im Querschnitt genau
bemerken, da die beträchtlich dicken Ringe stark tingirt erscheinen,
bis endlich auch hier die rothe Injection immer weiter anstatt.
Dieser Versuch fällt immer auf dieselbe Art aus, wenn man die
10} Pliysiol. veget. Tom. IV . p- 43. I , , . T 3 Der Einwurf, dafs die Spiralgefäfse sich eben so gut in umgekehrter Lage
füllen, bedarf keiner weitern Widerlegung, da wir gezeigt haben, dafs die
Spiralgefäfse vermöge ihres Baues die aufgenommenen Flüssigkeiten 111 jeder
Richtung leiten können, dafs sie jede Flüssigkeit von derjenigen Stelle, wo
sie am meisten angehäuft ist,‘ nach derjenigen leiten, wo weniger oder gar
nichts vorhanden ist. 4l
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