unterscheiden und als besondere Organe eigner Art betrachten; und
so betrachten müssen, wenn wir nicht beständigen Mifsverständnis-
sen ausgesetzt seyn wollen.
Wenn wir gleich jene Röhren, in Ansehung ihrer Function, auf
keine Weise mit den einfachen Muskelfäden der Thiere vergleichen
können; so haben sie doch in ihrer äufseren Form und der Art ihrer
Verbindung eine auffallende Aehnlichkeit mit denselben; selbst gewis-
sermafsen mit den ersten von einer häutigen Scheide eingeschlosse-
nen Bündeln dieser Fäden, «) wie sie P ro ch a sk a , s) nach ihm L o -
d er 6) und besonders Monro ') gezeigt und beschrieben haben, und
auf die allein M a lp igh i bey seiner Benennung der fibrösen Röhren
Rücksicht nehmen konnte. Aber bey jenen einfachen Muskelfäden *)
kann man eben so wenig, als bey den einfachsten Grundtheilen der
Sehnen, unter jeder Vergröfserung und Behandlung, einen zellichten
Bau entdecken. Ungleich leichter als bey den vollkommneren Thie-
ren lassen sich die Muskeln der Insecten in ihre einfachsten fibrösen
Grundtheile zerlegen, da sie nicht von besonderen gemeinschaftlichen
Hüllen eingeschlossen, sondern nur durch ein zartes zellichtes Gewebe
verbunden sind. Zumahl bey den gröfsern Käferarten, als beym
kastanienbraunen Hirschkäfer, (Lucanus Cervus,) gellt diese Operation
sehr leicht von Statten. Die Muskeln desselben bestehen aus einfachen,
durch Zellgewebe verbundenen Röhren, welche nach einer mä- 4 5 6 7 8 9
4) Faisceaux charnus primitifs nach F o n ta n a, Traité sur le venin de la v i -
père. Florence 1781. 4. Tom. II. p. 238. '
5) De carne musculari Tafo. II. fig. 2.
6) Tabulae anatomicae Tab. 5 i. fig, 18.
7 ) M o n r o observât, on the struct. and funct. o f the nerv. syst. Edinb. 1783.
fol. pâg. 169. Tab. 38. fig. 1. .
8) Fils charnus primitifs, nach F o n t a n a a. a. O. S. 228.
9) F o n t a n a a, a. O. S. 223.
fsigen Länge,' eben'so wie die fibrösen Röhren der Pflanzen, (Tab. II.
fig. 17. 18,).' allmählich verengt, mit einer blinden Spitze endigen.
Ihre Verbindungsart ist dieselbe, welche man daselbst m der i()ten
und uosten Figur dargestellt sieht. Die erste Figur der fünften Tafel
zeigt eine solche einfache scheidenförmige Röhre frisch abgelöst, in
Verbindung mit den auf ihr laufenden Nervenfädchen, und die folgende
zweyte Figur eine ähnliche, etwas macerirt und von jenen Ner-
venfadehen getrennt; beide aus dem kastanienbraunen Hirschkäfer.
Zwar könnte eine gewisse äufsere Aehnlichkeit diese einfachen Scheiden
leicht mit den noch zusammengesetzten einfachen Fleischbündeln (fais-
ceaux eharnus primitifs, nach F o n ta n a ,) verwechseln lassen, wie sie
besonders M onr o (a. a. O. T .38.) vorstellt. Aber sie lassen sich nicht
weiter in feinere Fäden zertheilen, sie enthalten eine gallertartige Masse
von verschiedener Consistenz, und zeigen einen ähnlichen Bau als die
einfachenFleischfädchen, fils eharnus primitifs, nach F o n tana. (a. ä.O.
Tab. VI. fig- 9-) Auch sind sie hier 4oo und die Muskelfibern von
Monro (a. a. O.) nur 1A7 Mahl im Durchmesser vergröfsert. Zwar
sind sie merklich gröfser als bey den vollkommneren Thieren; aber sie
iiben auch eine verhältnifsmäfsig ungleich gröfsere Kraft aus.
Die ganze Röhre (Tab. V. fig. 1.) ist mit abwechselnden hellem
und glänzendem, mattem und dunklern Querstreifen bezeichnet, welche
die Röhre ununterbrochen in ihrer Breite schneiden, und mit geringen,
kaum merklichen Biegungen, eine horizontale Lage haben.
Bisweilen weichen sie indefs von dieser Richtung etwas ab, und zugleich
zeichnen sich die hellen Streifen, wenn man sie zumahl stärker
erleuchtet, durch einen so auffallenden Glanz aus, dafs man verleitet
werden könnte, sie mit andern Beobachtern für eine spiralförmig
gewundene Faser zu halten. Aber sie lassen sich nicht nur auf keine
Weise abwickeln, sondern bey genauerer Beobachtung sieht man auch