
Die Thetis lag schon seit einigen Tagen vor Y o k ü h a m a ;
Seiner Majestät Transportschiff Elbe setzte am 28. Januar von dort
aus Segel um unsere Post mit der Nachricht des Vertragsabschlusses
direct nach Shanghai zu führen. — In der Nacht zum 29. legte sich
der Wind, und der Golf war fast spiegelglatt, als die Arkona mit
Tagesanbruch nach Süden dampfte. Es war ein wunderherrlicher
Morgen; die strahlende Pracht der japanischen Landschaft entfaltete
sich wie zum Abschied in ihrer ganzen Eigenthümlichkeit: der Himmel
rein und blau, nur auf den beschneiten Bergo en laÖgen schwere
graue Wolkenschichten, aus denen der mächtige Kegel des Fusi-
y a m a wie ein weisser Riese emporragte. Tausende weisser Segel
schwammen wie Flocken auf dem leicht gekräuselten Golf und
strömten flottenweise aus allen Buchten hervor, um die ersehnte
Stille zum Fischfang zu benutzen.
Der Tag verging in Y o k ü h a m a unter Abschiedsbesuchen und
Wanderungen durch die Kaufläden. Den 30. regnete es wieder
unablässig in Strömen; wir begaben uns nur an das Land um dem
Verkauf von Heuskens Nachlass beizuwohnen, welchen der holländische
Consul für die Erben versteigern liess. Die Gesandtschafts-
Attache’s und Consuln aller Nationen sowie viele Kaufleute aus
Y o k ü h a m a , welche den Ermordeten gekannt und gebebt hatten,
fanden sich dazu ein; Jeder wollte ein Andenken erwerben und die
Sachen wurden zu erhebbchen Preisen gesteigert. — Nachmittags
gab Graf Eulenburg den anwesenden Gesandten und Consuln auf
der Arkona ein Abschiedsbanket.
FAHRT DER ARKONA UND THETIS VON YOKÜHAMA NACH
NANGASAKI. AUFENTHALT IN NANGASAKI.
VOM 31. JANUAlt BIS 23. FEBRUAR 1861.
D e n 31. Januar früh Achteten Seiner Majestät Schiffe Arkona und
Thetis die Anker und traten die Fahrt nach N a n g a s a k i an, welche
gute Segler bei günstigem Wetter in vier bis fünf Tagen zu vollbringen
pflegen. Uns sollte es anders beschieden sein.
Das Personal der Expedition war für diese Reise folgender-
maassen auf die Schiffe vertheilt: der Gesandte Graf zu Eulenburg
mit dem Legations - Secretär Pieschel und den Attaehé’s Graf A. zu
Eulenburg und von Bnnsen, Dr. Lucius, Kaufmann Spiess, Zeichner
Heine, Photograph Bismark und Maler Berg auf der Arkona;
Legations-Attache von Brandt, Geologe Freiherr von Richthofen,
Zoologe von Martens, Kaufmann Jakob und Gärtner Sehottmüller
auf der Thetis. Dr. Maron war an Bord der Elbe versetzt, Regierungsrath
Wichura mit einem engbschen Dampfboot nach N a n g
a s a k i vorausgegangen.
Früh Morgens war es windstill in der Bucht von Y o k ü h a m a ;
Capitän Sundewall liess daher die Maschine heizen und dampfte
mit der Arkona in den Golf hinaus. Dann erhob sich ein frischer
Nordwind; während auf der Arkona die Schraube aufgewunden
wurde, holte Thetis sie ein. — Die Luft war hell und sonnig,
die Schiffe schwebten, unter allen Segeln fest in den Wind gedrückt,
ruhig neben einander den Golf hinab, ein stattbches Paar. Bald
hatten wir Cap S a g a m i passirt und befanden uns gegen drei Uhr
Nachmittags bei der Vulcan - Insel O h o - s im a . Niemand ahnte
Böses, doch bewiesen die starke Dünung und der heftie nach
Norden gewirbelte Rauch des Feuerberges, dass es draussen nicht
geheuer sei. Die Fluth strömte eben mächtig von Süden her in
den Golf hinein, den Schiffen grade entgegen, die trotz allen ge-
blähten Segeln nicht mehr von der Stelle kamen. Wie' stark der