
guten Aufnahme die sie unterwegs gefunden hatten: die Ebenen
seien fruchtbar und angebaut, im Gebirge herrliche, wohlgepflegte
Waldungen, wo die Cryptomeria zu erstaunlicher Höhe'wachse;
die Bevölkerung gesund, wohlhabend, thätig, heiter und gutmüthig.
Die breiten Landstrassen sind meist gut gehalten und mit dichten
Reihen hoher Bäume gesäumt; von Meile zu Meile zeigen runde
Hügel mit einer Tanne auf dem Gipfel die Entfernungen an. Auf
allen Stationen giebt es Posthäuser zum Einstellen der Pferde und
zum Wechseln der Lastträger; man bezahlt für die Meile eine bestimmte
Taxe, deren Höhe, sowie das Gewicht der Lasten, die
Trägerzahl für die Sänften u. s. w. von der Obrigkeit für jede
Strecke nach den Schwierigkeiten des Weges normirt ist. Ein
sonderbarer Umstand ist schon von anderen Reisenden erwähnt
worden: die von der unreinen Zunft der Y e t a bewohnten Strecken
zählen nicht mit in den Entfernungen, noch werden Träger und
Pferde dafür berechnet, so dass man hier gewissermaassen kostenfrei
reist und, dem Meilenzeiger nach, oft stundenlang keinen Schritt
vorwärts kommt. — Für jeden District giebt es ausführliche Karten
und Handbücher, so wohlfeil, dass sie in Jedermanns Hand sind, mit
Angaben über den Reisebedarf, die Gasthäuser, Pferde- und Träger-
Taxen, Beschreibung der Gebirgspässe, berühmter Berge, Wallfahrtsorte
und aller. Industrieen, historischen und Natur-Merkwürdigkeiten,
mit Regeln der Wetterkunde, chronologischen Uebersichts-
tafeln, Tabellen über Ebbe und P luth, Aufrissen der gebräuchlichsten
Maasse und einer aus aufstellbaren Papierstreifen gefertigten Sonnenuhr.
In den Stationsorten findet jede Classe von Reisenden angemessene
Aufnahme, sogar die Lastträger sollen nach ermüdendem
Tagesmarsche der Wohlthat des warmen Bades gemessen. Zahllose
Garküchen und Theeschenken am Wege bieten Labung auch armen
Wanderern, von denen die Landstrassen wimmeln. Der Japaner
reist gern und häufig, in Berufs- und Handelsgeschäften, pilgernd,
zum Vergnügen, zur Belehrung. Die Lehnsfürsten nehmen, nach
Y e d d o oder auf das Land ziehend, mit ihrem Gefolge die Landstrassen
oft auf eine Strecke von mehreren Tagereisen in Anspruch; wo sie
emkeliren, wird die Herberge aussen mit Zeltvorhängen bekleidet,
auf denen ihr Wappen prangt. Kämpfer und Thumberg erzählen,
wie sie auf ihren Hofreisen oft Tagelang warten und in Tempeln
wohnen mussten, weil alle Träger, Pferde und. Gasthäuser von
reisenden Grossen in Beschlag genommen waren.
Die Reisenden der englischen Gesandtschaft wurden überall
mit Respect und Höflichkeit behandelt; die D a im io ’s liessen sie an
den Gränzen ihrer Gebiete durch Ehrenwachen empfangen, die Menge
zeigte sich freundlich und ehrerbietig. Kleine Schwierigkeiten entstanden
nur wo sie die Hauptstrasse verliessen, denn den F u s i - y am a
besteigen nur Pilger der ärmeren Classen, und die dahin führenden
Gebirgswege sind für den Empfang vornehmer Reisenden nicht
eingerichtet; es mangelt an jeder Bequemlichkeit. *f- Die Besteigung
des höchsten Kegels war beschwerlich; der Gipfel wurde auf
14,177 englische Fuss Meereshöhe gemessen, der umfangreiche Crater
soll 350 Fuss tief sein. Nach der japanischen Tradition wäre der
Berg im Jahre 286 v. Chr. in einer Nacht aus der Erde gewachsen,
während zugleich im mittleren N i p p o n ein umfangreiches Gebiet
versank und den grossen Landsee von O omi bildete. Furchtbare
Ausbrüche, welche die ganze Umgegend verheerten, erwähnen die
Annalen unter den Jahren 800 und 864 n. Chr. Die letzte Eruption
erfolgte 1707; seitdem gilt der Vulcan für erloschen.
In der Reisegesellschaft des Herrn Alcock befand sich auch
der Major deFonblanque von der englischen Armee in China, welcher
nach Japan geschickt worden war um Pferde zu kaufen. Das
Erstaunen der Minister war anfangs gross, als sie hörten dass die
Engländer dreitausend Pferde wünschten; sie machten allerlei
Schwierigkeiten, vergassen aber sonderbarer Weise den einzigen
triftigen Weigerungsgrund: die Wahrung ihrer Neutralität. So fremd
sind selbst den japanischen S ta a tsm ä n n e rn die Elemente des
Völkerrechtes. Sie versprachen nach kurzem Widerstande die
Pferde herbeizuschaffen, und machten damit wahrscheinlich ein sehr
gutes Geschäft. Etwa zwölfhundert Stück waren in K a n a g a v a angekommen,
und die Hälfte davon nach dem P e ih o verschifft, als
die Nachricht von der Einnahme von T ie n t s in und der Befehl eintraf
den Kauf zu sistiren. Die übrigen Pferde wurden nun öffentlich
versteigert und brachten sehr niedrige Preise, manche nur einen
I t s ib u , während beim Einkauf der Durchschnittspreis gegen dreissig
Dollar betrug.
Das Diner bei Capitän Vyse, welchem auch Commodor
Sundewall, Herr von Bellecourt und der niederländische Consul
Herr de Graeff van Polsbroek beiwohnten, währte bis tief in die
Nacht. Auf den Wunsch unseres liebenswürdigen Wirthes hatte
der Commodor das Musikcorps der Arkona mitgebracht, dessen