
trotzdem eingedrungene Wasser rauschte und fluthete dort beständig
auf und nieder, und zuweilen stürzte eine brausende See durch die
Verdeckluken herab. Auch in den Batteriekammern waren die
Pforten geschlossen, aber am Boden wogte mehrere Zoll hoch die
Wasserfluth; alle losen Gegenstände stürzten sich fühllos kopfüber
in dieses Bad und polterten, mit dem Wellenschläge ‘lustig hin-
und -herschwimmend, tactmässig an die Cajütenwände. Man musste
deu*ganzen Tag Licht brennen und nahm seine Wasserstiefeln mit
zur Koje;4— der Ausdruck »zu Bett«, wird auf See mit Recht verlacht.
Wer irgend konnte schwang sich Morgens von seinem Lager
gleich auf den festgeschraubten Cajiitentisch und suchte dort Toilette
zu machen, das Wasser schwappte ihm aus dem Waschbecken
von selbst in das Gesicht; wer sich beim Anziehen nicht festklammerte
machte unfreiwillig die wunderlichsten Reverenzen und equi-
libristische Kunststücke. Die Küchenfeuer konnten fast die ganze
Zeit nicht angezündet noch die Tafeln gedeckt werden; man nährte
sich aus der Hand von Schiffszwieback und kalter Küche, so weit
sie vorhanden, und trank aus der Flasche. Liess der Wind auf
Augenblicke nach, so wurde wohl Caifee gekocht; wem es dann
gelang eine Tasse des warmen belebenden Saftes unzerbrochen und
unvergossen in'sein Innerstes zu befördern, der konnte von Glück
und Geschicklichkeit reden. Auf Deck ist man bei solchem Wetter
beständigen Staub- und Sturzbädern ausgesetzt und kann sich des
grossartigen Schauspiels nicht allzulange, freuen; die inneren Schiffsräume
sind feucht, dumpfig und dunkel, und man verwünscht von
ganzem Herzen alle Seereisen.
4. Febr. Den 4. Februar trat Besserung ein; der Wind wurde flauer
und etwas nördlicher, die Dünung schwächer, so dass die Geschützpforten
geöffnet werden konnten. Die Schiffsräume trockneten und
wir hatten wieder Tageslicht in der Batterie. Am nordwestlichen
Horizont zeigte sich eine Felseninsel, wahrscheinlich South-Island.
— Wir fuhren Morgens an einer Klippengruppe vorüber, die in den
Karten zwar unter dem Namen »Rocky Islet« verzeichnet war, aber
ohne sichere Ortsbestimmung. Sie lag genau auf der Linie unseres
Coursea, und wir durften unser Glück rühmen die Stelle bei Tage
zu passiren; bei Nacht konnten die Schiffe mit der Strömung, welche
grade darauf los trieb, leicht auf die Felsen rennen. — Es war ein
sonderbarer Anblick, voll unheimlicher Naturschönheit: die Klippen
liegen thtilsunte r Wasser, theils berühren sie die Oberfläche oder
steigen zackig und zerrissen bis zu vierzig Fuss Höhe empor; eine
furchtbare Brandung umbraust die schwarzen Gerippe, Tausende
von Seevögeln flattern rastlos umher und tauchen fischend ‘ in den
milchweissen Schaum, der zwischen den Feisen kocht. Die gränzenlose
Einöde ringsum erhöht den Graus des Riffes, des höchsten
Felsgipfels der unterseeischen Gebirge fern und nah, denn die See
ist ringsum tiefblau, und so weit das Auge reicht nur Himmel und
Wasser sichtbar. 4-; Da wir klares Wetter hatten, so konnten genaue
Observationen gemacht werden; die auf beiden Schiffen angestellten
Berechnungen stimmten bis auf eine Seemeile mit einander und mit
der als wahrscheinlich bezeichneten Ortsbestimmung der Seekarten
überein, so dass die Lage für alle Zukunft mit Sicherheit festgestellt
ist. _ Die Luft war hell und warm, die Temperatur des Seewassers
schon über 20 Grad; ein Wallfisch spielte an der Oberfläche.
Am nächsten Morgen, — den 5. Februar, — wurde es wind- s. Febr.
still; die Arkona heizte, nahm Thetis in das Schlepptau und steuerte
nach Westen, machte aber bei der starken Dünung nur wenig Fahrt.
Den 6. Morgens war es schwül; dann sprang eine Brise aus Ost- e. koiu.
Nord-Ost auf, die später nach Ost-Süd-Ost und Süd-Süd-Ost
herumging. Thetis wurde losgeworfen und beide Schiffe setzten
Segel. Wir hatten endlich günstigen Wind; da man aber fürchten
musste während der Nacht der Küste von K i u s i u nah zu kommen,
so liess der Commodore um acht Uhr Abends beidrehen. Den 7. ?■ Febr.
war der Wind weniger günstig und wir kamen auch an diesem Tage
nicht in Sicht der ersehnten Vandiemensstrasse. Am 8. blies es den ». Febr.
Schiffen grade aus der Richtung ihres Zieles in’s Gesicht, so dass
wir hin und her kreuzend wenig Raum gewannen. Das Wetter •
war warm und regnerisch, ebenso am 9. Februar; der Wind bewegte 9. Febr.
sich zwischen Süden und West-Nord-Westen, die Schiffe.kamen
nicht vorwärts. Den 10. endlich helles Wetter und leidlicher Nord- io. Febr.
westwind. Morgens kam die, Westküste von K i u s i u in Sicht, zuerst
Cap D’Anville, dann Cap Nagoeff; wir gingen hart am Winde bis
unter Land. Dänn wurde es still, Arkona liess ihre Schraube in s
Wasser und dampfte zur Thetis. Das Meer- lag spiegelglatt und der-
Himmel sternenklar, vor uns in der duftigen Dämmerung, die Insel
T a h e g a s im a , wo wahrscheinlich die ersten nach Japan gekommenen
Portugiesen landeten; man konnte die Lichter der Ortschaften unterscheiden.
Die Schiffe furchten glänzende Linien in der dunkelen
Flutli, im Schraubenbrunnen der Arkona funkelte der. Schaum