
sollen zwar fortgefuhrt werden, soweit das hinterlassene Material
es gestattet, doch-ist mit Wicliura ein reicher Schatz persönlicher
Anschauungen und Wahrnehmungen begraben worden, der sich nicht
ersetzen lässt. Er allein war fähig ein lebendiges Bild des japanischen
Gewächsreiches und seiner vielfältigen Benutzung zu zeichnen.
Der Verfasser, welchen dieser Gegenstand immer lebhaft interessirt
hat, muss sieh hier auf eine Darstellung in allgemeinen Zügen
beschränken, welchen neben Wichura’s persönlichen Mittheilungen
auch die Angaben anderer Naturforscher verschmolzen sind, soweit
sie zuverlässig und bemerkenswerth schienen.
Im einleitenden Abschnitt wurde schon angedeutet, dass
das Klima der japanischen Inseln der Entwickelung einer üppigen
und mannichfaltigen Vegetation sehr günstig ist. Der östliche
Continent von Asien leidet unter den Extremen von Hitze und
Kälte. P e k i n g , unter 39° 54' Polhöhe, der Breite von Toledo
und Menorca, hat den Winter von Upsala und den Sommer von
Kairo. Die Hitze steigt im Juli auf 34° R. im Schatten und sinkt
in der Nacht kaum unter 2 8 ° ; die Luft ist dann so trocken, , dass
kein Hygrometer mehr spricht, und vibrirt auf den erwärmten
Gefilden wie über einem Backofen; im November bedecken sich
Flüsse und Seen mit fussdickem Eise und thauen erst im März
wieder auf. Glühende Wüstenwinde streichen im Mai und Juni
vom Innern her über die Küstengegend und hüllen selbst Schiffe
auf der See viele Meilen weit hinaus in dicken Staub. — Japans
Gestade dagegen werden im Sommer von frischen Seewinden
gekühlt, im Winter aber von den warmen Aequatorialströmungen
des Stillen Oceans gleichsam geheizt. In Y e d d o , das unter
35° 38' n. Br., ungefähr wie Malta hegt, ist der Winter kurz
und milde, es friert und schneit im November, December und
Januar zuweilen, aber niemals anhaltend; im Juli und August soll
die Hitze nur selten auf 2 7 ° R. im Schatten steigen. Die südlichen
und östlichen dem Stillen Ocean zugewendeten, nach
Norden und Westen durch hohe Bergketten geschützten Landschaften
gemessen des mildesten Klimas; nach Siebold hätte
Y e d d o einen kühleren Sommer und wärmeren Winter als das drei
Grad südlicher gelegene N a n g a s a k i . Der S i r o - y a m a . — Weisse
Berg — an der Westküste von N i p p o n soll bei einer Erhebung von
sieben- bis achttausend Fuss ewigen Schnee zeigen, während der
viel höhere Fusi - y a m a an der Ostküste oft Monate lang fast
schneelos erscheint8). In den südlichen und östlichen Strichen
gedeihen Palmen, Bambusen, Myrthen, Melastomen, Bignonien,
Musen und andere Scitamineen; an günstigen Stellen reift das
Zuckerrohr, bringt der Reis eine zweimalige Aemte. Die Cultur des
letzteren scheint sich nördlich bis über den achtunddreissigsten
Breitengrad hinaus zu erstrecken, wenigstens gilt die Landschaft
S e n d a i im Nordosten von N i p p o n für die Kornkammer von Y e d d o .
Die Nordspitze der grossen Insel macht eine Wetterscheide, schon
auf 400 n. Br. sollen die Flüsse gefiriereii. Die Provinz M a t sm a i im
südlichen Y e s o hat einen langen, strengen Winter; der Weizen gibt
dort, in der Breite von Rom, nur spärliche Aemten.
Die atmosphärischen Niederschläge sind stark und regelmässig,
Mai und Juni gelten für die nässesten Monate. Um diese Jahreszeit
setzt der Nord-Ost Monsun nach Süd-Westen um; die warmen
mit Feuchtigkeit geschwängerten Winde condensiren an den abge-
3) Fortune theilt in seinem Buche: »Yeddo und Peking, die nachstehenden im
Jahre 1860 angestellten Beobachtungen des amerikanischen Missionars Dr. Hepbum
in K anägava mit:
Thermometer Fahr.
1 8 6 0.
Durchschnitt um
S onnenaufgang.
2 U. N.-M.
Höchster Stand.
Niedrigster Stand.
Helle Tage.
Bewölkte Tage.
Regen -Tage.
~o
SJ
6(00
Ol
Tage mit Schnee'fal^.
Schnee, Zoll.
Erdbeben.
Januar ................ 30 47 59 18 19 9 3 — E H 1
F e b r u a r ............. 32 47 58 19 &4': 12 2 n2 l 2 1
M ä r z ................... 40 51 69 30 9 4 18 64 3 U 2
A p r il................... 49 64 76 36 16 5 9 34 — — —
M ai...................... 58 69 80 44 18 — 13 16£ i g g — 2
Juni . . . C . 7 . 67 76 87 54 10 7 13 1 8 | — 11
■ v Juli...................... 75 82 92 63 17 f??.l 13 84 — ■ 4
A ugust................ 75 87 92 69 21 4 6 — — 2
September . . . . 72 80 89 62 14 4 12 24 — — 2
O c to b e r ............. 57 70 84 50 15 6 10 7 4 . — — 2
November . . . . 45 58 68 36 18 7 5 5 ' — — 4
December . . . . 38 50 71 22 19 5 7 34 1 1 1