
getrieben. Da nun das Wetter dick und nebelig- wurde und die
Einfahrt in den Y a n g t s e wegen der davor liegenden Barre sehr gefährlich
ist, so musste man sich daran genügen lassen, bin- und
herkreuzend wo möglich auf derselben Höhe zu bleiben. Es war
immer kälter geworden je mehr wir uns der chinesischen Küste
näherten; das Thermometer zeigte am folgenden Nachmittage, den
27. Febr. 27., wo der Himmel sich zwar auf Augenblicke erheiterte, der Wind
aber heftiger und ungünstig wurde, nur noch drei Grad Wärme.
Das Meer glich, durch die ungeheueren Wassermassen des Y a n g t s e
und des T s ie n t a n g getrübt, einer dicken gelben Lehmbrühe und
brach sich in hässlichen regellosen Spritzwellen; die Earbe der
Luft und selbst der Sonnenschein, wo er durchbrach, waren kalt
und bleiern, die ganze Seelandschaft so graugelb und unfreundlich,
wie man sie wohl vor der Scheldemündung findet. Thetis
und ein amerikanisches Barkschiff, die zugleich mit uns N a n g a s a k i
verlassen und den Cours besser getroffen hatten, kamen nordöstlich
in- Sicht. Arkona suchte den ganzen Nachmittag an den
Saddle-Islands vorbeizukreuzen, bewerkstelligte das aber erst in der
Nacht, als Wind und Wellen sich etwas gelegt hatten, mit Hülfe
ihrer Schraube.
28. Febr. Am Morgen des 28. war die See ruhiger, der Wind nicht
ungünstig. Die Thetis hatte glücklich manövrirt und war uns etwas
vorausgekommen. Wir steuerten nord-nord-westlich auf Gützlaff-
Island, eine Lootsenstation, die im Ausflusse des Y a n g t s e liegt,
dann auf ein Lootsenboot zu, das uns entgegenkam, und sandten
ein zweites das sich uns näherte, nach der Thetis. Gegen zwölf
passirte Arkona die Barre, auf der ein Leuchtschiff einsam in der
weiten Wasserwüste hegt. Eine Stunde später kam zu unserer
Rechten Land in Sicht, die Insel T s u n g - m in g , welche die hier vierzehn
bis fünfzehn deutsche Meilen breite Mündung des Y a n g t s e
in zwei Arme spaltet, ein langer flacher Streifen. Dann wurde das
Südufer des Stromes sichtbar, dem wir uns immer mehr näherten.
Eine Menge chinesischer Dschunken und europäischer Kriegs- und
Handelsschiffe ankerten im Elusse, und über die niedrige mit Weiden
bewachsene Landzunge, welche uns vom W u s u n g - Elusse
trennte, ragte ein ganzer Wald von Masten. Der Lootse, ein Amerikaner
, führte die Arkona nah an das Ufer, und der Commodore
liess um halb vier an der von ihm bezeichnten Stelle Anker werfen,
Die Kette riss: sogleich wurde ein zweiter ausgworfen. ' Das Schiff
kam zum Stehen, bewegte sich aber nicht mit der Strömung um
seinen Anker I wir sassen fest. Der Yankee hatte ^ t a n d e n uns
auf eine kleine ringsum von tiefem Fahrwasser umgebene Sandbank
zu führen, die einzige Untiefe der ganzen Gegend, deren Lage durch
weithin sichtbare Landmarken für die Lootsen sehr deuthch bezeichnet
ist. Das Schiffscommando traf keine Schuld. . . ,
Da die Arkona beim höchsten Wasserstande der Springfluth
auflief, so war der Eall bedenklich. Sie ging zwanzig Euss üef
und konnte sich bei der nächsten Ebbe, wo an dieser Stelle nur
neun Euss Wasser sein sollten, leicht stark auf die Seite legen
oder gar kentern. Alle nächsten Finthen mussten niedriger sein:
ein so hoher Wasserstand wie zur Zeit des Auflaufens konn e ers
nach vierzehn Tagen wieder eintreten. Es musste also Alles daran
gesetzt werden, sogleich oder bei der nächsten Eluth loszukommen.
Die Lothungen ergaben, dass rings um das Schiff und auch
seinem Buge das Wasser tiefer war, d o c h misslangen ahe Versuch ,
sich mit der vollen Kraft der Schraube hinüberzuschieben. Capitan
Sundewall liess deshalb alle Stengen und Raaen an Deck bringen,
alle Boote aussetzen und das Schiff auf den Seiten stutzen sandte
auch den Elaggenofficier an die commandirenden englischen und
französischen Schiffe, um Unterstützung nachzusuchen, die bereitwillig
zugesagt wurde. .
Um eilf Uhr Abends trat der niedrigste Wasserstand ein,
der starke Nordost-Wind staute aber glücklicherweise das Eluss-
wasser zurück, so dass es nicht so tief sank als erwartet wurde.
Das Schiff hatte sich zudem mit dem Kiel tief m den Schlamm
rannt und neigte sich, auf den Seiten gestützt nur um drei bis
vier Grad. Das e n g l i s c h e Kanonenboot No. 93. und der französische
Aviso H o n g k o n g stellten sich auf Befehl der beiden Stationscom-
mandanten noch denselben Abend zur Verfügung des Commodore
und legten sich langseit der Arkona. Zur Zeit des Hochwassers,
von halb drei bis vier Uhr Morgens arbeitete deren Maschine wieder
mit voller Kraft, aber vergebens. Unsere Mannschaft muhte
sich die ganze Nacht rastlos das Schiff zu erleichtern: die Eisenmunition
wurde auf den französischen, das Geschütz auf den englischen
Dampfer gebracht, und um zwei Uhr den folgenden Nachmittag
war schon ein Gewicht von über 150,000 Pfund ausgeladen.
Die englische Dampffregatte Chesapeake hatte sich kaum eine Schiffslänge
vor unserem Buge vor zwei Anker in das Fahrwasser gelegt