
letzten, der südlichsten Schanze vorüber war, dass eine grosse
Kanonengiesserei des Fürsten und die Stadt selbst an mehreren
Stellen brannten. Das Wetter wurde immer schlimmer; der Admiral
beschloss jetzt, seine Schiffe aus dem Feuer zurückzuziehen und
einen sicheren Ankerplatz aufzusuchen. Unglücklicherweise war das
Kanonenboot Raceliorse der nördlichsten Schanze gegenüber auf
den Grund gerathen, wurde jedoch durch die vereinten Anstrengungen
der Schiffe Coquette, Argus und Havoc wieder flott, ohne erheblichen
Schaden zu leiden. Der Havoc steckte dann auf Befehl
des Admirals noch fünf grosse Dschunken des Fürsten von S a t s u m a
in Brand, und die Schiffe gingen der Stadt gegenüber, unter S a k u r a s im a ,
ausser Schussweite der Batterieen zu Anker. Die ganze Nacht durch
wehte es orkanartig; der Perseus schleppte seinen Anker in eine
Wassertiefe von fünfzig Faden hinaus und musste ihn schliesslich
mit der Kette fahren lassen. Die brennende Stadt, wo der Sturmwind
das Feuer immer weiter verbreitete, erleuchtete den ganzen
Golf. Am folgenden Morgen bemerkte man, dass die Japaner im
Gebüsch der abschüssigen Ufer von S a k u r a s im a eifrig Batterieen
bauten, die namentlich den kleineren Schiffen gefährlich werden
konnten. Der Admiral liess deshalb um drei Uhr Nachmittags, als G "
der Wind sich etwas gelegt hatte, Anker lichten, dampfte mit seinem
Geschwader zwischen der Insel und den Küstenwerken durch, und
beschoss unterwegs den Palast des Fürsten in K a g o s im a sowie
einige Batterieen auf S a k u r a s im a , die an dein Kampfe des vorhergehenden
Tages nicht theilgenommen hatten. Sie erwiderten das
Feuer lebhaft und thaten den letzten Schuss. Das Geschwader
ankerte dann für die Nacht unter der Südküste der Insel und trat
am 17. August Nachmittags die Rückreise nach Y o k u h a m a an, wo
es am 24. eintraf. Bei der Abfahrt, also über achtundvierzig Stunden
nach Beginn des Kampfes, stand die Stadt noch in hellen
Flammen, und man hatte, wie der Admiral sich in seiner Depesche
ausdrückt, »jeden vernünftigen Grund, an ihre völlige Zerstörung
zu glauben.«
Der Eindruck der durch das Geschwader selbst nach Yok
u h a m a gebrachten Nachrichten von dem Kampfe war der einer
argen Niederlage. Man hatte an Menschenleben und Material beträchtliche
Verluste erlitten; einige Schiffe entkamen übel zugerichtet.
Die Engländer thaten zwar mit ihren Geschossen grossen
Schaden, erreichten aber die Erfüllung ihrer Forderungen in keinem
Puncte und mussten unverrichteter Sache heimziehen; denn das
Brennmaterial ging schon aus und sie konnten den Kampf nicht '
wieder aufnehmen. Unter Officieren und Mannschaften, die sich
ja so pflichttreu und kaltblütig benahmen, wie man es von englischen
Seeleuten gewohnt ist, — soll Unzufriedenheit mit der Führung
geherrscht haben; doch trug wohl auch das arge Wetter, das
die Operationen wesentlich erschwerte, zum schlechten Erfolge bei.
Das Resultat für einen Sieg auszugeben, wie nachträglich geschehen
is t, hatte man gewiss keinen Grund. Die Engländer brachten keine
Batterie zum Schweigen; die Japaner bezeigten bis zum letzten
Augenblick das grösste Verlangen die Kanonade wieder aufzunehmen
und feuerten nach der Aussage englischer Officiere den letzten
Schuss. Das Geschwader zog sieh sowohl am 15. als am 16. August
aus dem Kampfe zurück. Man glaubte in Y o k u h a m a lange, dass
der Admiral die Operationen ¿egen K a g o s im a wieder aufnehmen
würde, in der Anschauung, dass die englische Flagge beschimpft
wäre. Letzteres ist unrichtig, denn die Bemannung that ihre vollb
Schuldigkeit, und kein Schiff hat die Flagge gestrichen. Kriegsunglück,
durch mangelhafte Führung und zufällige Umstände veranlasst,
ist kein Schimpf; aber ein militärischer Erfolg war die
Affaire sicher nicht. Admiral Kuper verbrannte wehrlose Dampfer
und Dschunken mit kostbaren Ladungen, äscherte eine Stadt und
grosse Fabrikgebäude ein und demontirte einige Geschütze. Der
dem Fürsten von S a t s u m a dadurch zugefügte Schaden war gewiss
beträchtlich, stand aber ausser Verhältniss zu dem Verlust seiner
friedlichen Unterthanen. Wenn auch, wie Herr Neale später aus
den Mittheilungen der Gesandten von S a t s u m a bewiesen hat, das
Bombardement den Japanern wenig Menschenleben kostete, da die
Meisten schon nach den ersten Schüssen landeinwärts flohen, so
büssten die Bewohner doch ihre ganze Habe ein. Der Werth der
japanischen Stadthäuser ist durchaus nicht so gering, wie der englische
Geschäftsträger in den zu seiner Rechtfertigung geschriebenen
Depeschen angibt, und der Reichthum einer Handelsstadt pflegt
nebenbei noch in anderen Dingen, vor Allem in ausgedehnten Waaren-
lagern zu bestehen, die sich nicht fortschleppen lassen und wohl
sämmtlich ein Raub der Flammen wurden.
Der moralische Eindruck auf die Japaner war sicher gering.
Ein Geschwader, wie das Land es kaum noch gesehen, hatte bei
voller Kraftentwickelung ohne Erreichung kriegerischer Erfolge nur