
mächtigster Gegner verging sich gegen den M ik a d o , dessen Willen
nur durch thatkräftigen Beistand Gewicht erhält, und erlitt obendrein
eine arge Niederlage durch die Fremden. Zu gleicher Zeit
änderte sich die Politik der feindlichen D a im io ’s , die, nach vergeblichen
Versuchen den T a ik ü n in Krieg mit den Fremden zu verwickeln,
jetzt die Maske abwarfen und eifrig deren Freundschaft
suchten. Beide Partheien, der T a ik ü n und die D a im io ’s haben seitdem
nur gestrebt, ihre materielle Macht mit Hülfe des Auslandes
zu stärken, um einander die Spitze zu bieten. Den Fremden gefährlich
sind nur noch fanatische Loame, die, jetzt wohl ohne
anderen Rückhalt als den ohnmächtigen des altjapanisch-dünkelhaften
Hofes von Mia k o , hin und wieder Gewaltthaten verüben.
Dass der Reichsrath gegen den Fürsten von N a n g a t o Ernst
machen wolle, bewies er zunächst durch Zerstörung seiner Paläste
in Y e d d o . Dort wurde eines Tages im September eine Procla-
mation in den Strassen angeheftet, welche seine Vergehungen gegen
den M ik a d o aufzählte und den Bewohnern der Hauptstadt verbot,
den folgenden Morgen von acht bis zehn Uhr ihre Häuser zu verlassen;
nachher dürften sie sich das Zerstörungswerk ansehen. Die
Paläste wurden dem Boden gleich gemacht. Nach alt-japanischem
Gesetze waren auch alle Trabanten des Fürsten und deren Familien
dem Tode verfallen, doch scheinen nur wenige, die freiwillig ausharrten,
von der Katastrophe betroffen worden zu sein.
Die Regierungsbeamten verbargen bei Rückkehr der Alliirten
nach Y o k u h a m a ihre Freude über deren Erfolge durchaus nicht,
drangen aber ängstlich auf Zurückberufung der vor S im o n o s e k i gebliebenen
Schiffe; mit der wahren Gesinnung des Fürsten vertraut,
befürchteten sie offenbar die Anbahnung freundschaftlichen Verkehrs.
Die Repräsentanten der Vertragsmächte suchten diese Stimmung zur
Beseitigung drückender Uebelstände zu benutzen und fanden williges
Gehör. Nachdem am 30. September die letzten Schiffe in Y o k u h am a
eingetroffen, gingen am 5. October die vereinigten Geschwader nach
Y e d d o ; die Diplomaten bezogen mit Gefolge und militärischer Bedeckung
ihre früheren Wohnsitze und wurden schon am nächsten
Tage vom G o r o d z io in feierlicher Sitzung empfangen. Sie schlossen
mit demselben eine Convention ab, in welcher die Regierung des T a ik ü n ,
als verantwortlich für allen aus Verletzung der Verträge erwachsenden
Schaden, zur Zahlung von drei Millionen Dollars Kriegskosten
und Lösegeld verpflichtet, ihr jedoch die Wahl gelassen
wird, statt dessen die Eröffnung von S im o n o s e k i oder einem anderen
günstig gelegenen Hafen des Binnenmeeres anzubieten; die Annahme
solchen Hafens statt der Zahlung sollte jedoch vom Ermessen der
Vertragsmächte abhängen. Ferner wurde das Verlangen der Räumung
Y o k u h am a ’s amtlich zurückgezogen und das von den Gesandten
in Paris Unterzeichnete Protocoll in allen Puncten ratificirt. Die
Zahlung der drei Millionen versprach der Reichsrath wohl nur, um
jede Veranlassung des weiteren Verkehrs mit dem Fürsten zu beseitigen.
Die öffentliche Sicherheit schien trotz dem Umschwünge in
der japanischen Politik nicht zugenommen zu haben. Während der
kurzen Anwesenheit der Vertreter in Y e d d o brach zur Nachtzeit
ein Fanatiker in den Tempel der niederländischen Legation, wurde
aber von den YAKUNiNen, deren er mehrere verwundete, in Stücke
gehauen. — Später, im November, ermordeten L o n in c zwei Officiere
vom zwanzigsten englischen Linienregiment in der Nähe von
K a m a k u r a , dessen herrlich gelegene Tempel jetzt ein beliebtes Ziel
der Ansiedler von Y o k u h am a geworden sind. Einer der Thäter, ein
fanatischer Abentheuerer, wurde drei Wochen später ergriffen und
gestand sein Verbrechen unter Verwünschungen gegen die Ausländer,
welche Japan in das Verderben stürzten. Er hörte auch auf der
Richtstätte nicht auf mit Schmähungen, sang bis zum letzten Augenblick
Schandlieder auf die Barbaren, und empfing den Todesstreich
mit einer Entschlossenheit, welche den japanischen Zuschauern Bewunderung
einflösste. v-;
Die Regierung zeigte jetzt guten Willen und liess dem Handel
freieren Lauf, fuhr aber fort, ihn zu ihrem Vortheil auszubeuten.
Seide und andere Erzeugnisse strömten in Menge auf den Markt von
Y o k u h am a . T a k em o t o hatte dort vielfach vertrauliche Besprechungen
mit den Diplomaten über die fernere Regelung des Verkehrs,
und äusserte häufig, -dass die Ratification des M ik a d o für die volle
Gültigkeit der Verträge nothwendig sei; der T a ik ü n werde sich nach
Besiegung des Fürsten von N a n g a t o damit beschäftigen. Dieser
schickte noch Mitte October Bevollmächtigte an die fremden Vertreter
in Y o k u h a m a , um deren Vermittelung bei dem T a ik ü n und
Ermässigung der Kriegskosten nachzusuchen. Letztere konnten die
Diplomaten nicht zugestehen; die Regierung aber schien zu seiner
Vernichtung entschlossen, erklärte ihn aller Titel, Würden und
Länder verlustig und rüstete aus allen Kräften. Die Truppen ver