
in das Japanische übersetzt, bis dahin aber nur in Manuseripten
vorhanden, ‘■tei Ein handschriftliches Exemplar überreichte H o r i
kurze Zeit darauf Herrn von Brandt; seitdem ist das Werk schon
in zwei japanischen Auflagen gedruckt worden. — Die B u n y o ’s
fragten ferner, ob Decker, der Herausgeber der »Handbibliothek
für Officiere« ebenfalls ein Preusse sei, und zeigten sich auch mit
diesem Werke vertraut.
Als H o r i sich nach Tisch einen Augenblick in das Vorzimmer
begab, steckte er sein grosses Schwert an, das bei längeren Besuchen
gewöhnlich abgelegt wird. Der Gesandte fragte nach dem Grunde,
worauf M o r iy a m a erklärte, ein Mann von Stande dürfe niemals ohne
seine beiden Schwerter betroffen werden. » H o r i könne ja von
Mördern überfallen oder durch ein plötzliches Erdbeben gezwungen
werden auf die Strasse zu flüchten; dann sei er entehrt ohne seine
beiden Schwerter.« Ein redendes Zeugniss für die Häufigkeit der
Gewaltthaten und Erdbeben! Auch schlafend scheinen die S a m r a i
sich nicht von ihren Waffen zu trennen. ¡JöjyDie B u n y o ’s waren
diesmal ungewöhnlich gesprächig, besonders S a k a I , aus dessen
ganzem Wesen der behagliche Lebemann und gemüthliche Familienvater
sprach. Er erzählte allerlei Schönes von seinen Kindern,
unter denen der älteste Sohn der Spielkamerad des T a ik ü n sei und
täglich in dessen Palast gehe.
Bei ihrem nächsten Besuche übergab Graf Eulenburg den
B u n y o ’s im Namen seiner Regierung die für den T a ik ü n bestimmten
Globen des Himmels und der Erde. Dieses Geschenk machte einigen
Eindruck: »Der Kaiser«, sagten sie, »werde es als einen besonderen
Schatz bewahren.« Sie' liessen sich den Weg unserer Schiffe und
den des Gesandten zeigen, wussten recht gut Bescheid über die
Lage der Länder und lachten herzlich über die verschwindende
Kleinheit der japanischen Inseln. Der joviale S a k a i sprach den
Wunsch aus, einmal als Gesandter nach Preusseh zu gehen: »Er
fürchte nur, dort so viel zu trinken, dass ihn der Schlag rühren
würde.« Kalte Küche und Champagner mundeten ihm auch diesmal
vortrefflich und es entspann sich ein heiteres Gespräch.
S a k a i erzählte, sein Sohn sei heut nach seinem zweiten
Palast gegangen um dort Ball zu spielen; , jeder Mann von Stande
besitze nämlich zwei .Häuser in verschiedenen Stadtvierteln, »um,
wenn das eine brenne, nicht in Verlegenheit zu gerathen.« Das
Ballspiel wird zu Pferde geübt, die Spieler führen Stangen mit
kleinen Netzen an der Spitze: sie theilen sich in zwei Partheien,
die eine mit rothen, die andere mit weissen Bällen, jede vertheidigt
ein Eangloch und sucht ihre eigenen Bälle , in das des Gegners zu
treiben. Das Spiel erfordert viel Gewandtheit zu Pferde; es soll
wild dabei hergehen. S a k a i seufzte über die ausgelassene Jugend
und machte einige Mittheilungen über Kindererziehung: die Söhne
o-uter Familien erhielten niemals Schläge; eine gewöhnliche Strafe
sei, sie mit dem Schwert an der Seite eine Zeit lang knieen zu
lassen. — Dann kam das Gespräch auf die Jagd: sie ist in der
Umgegend von Y e d d o seit dessen Gründung als Residenz Regal des
T a ik ü n . Die Jägerei, liiess es, werde von Vielen, sehr geliebt und
von einigen D a im io ’s auf ihren Besitzungen auch wolil ausgeübt;
doch gebe es im ganzen Lande auch Jäger von Profession, die vom
Waidwerk lebten und verpflichtet wären, alle schädlichen Thiere
auszurotten. In einigen Districten habe der Landmann das Jagdrecht
auf seiner Pachtung, ohne dafür eine besondere Steuer zu
zahlen; der Eigenthümer könne dasselbe dort nur dann einem Ändern
übertragen, wenn der Pächter nicht selbst jagen will. In manchen
Gegenden dürften die jagdberechtigten Landleute sogar auf dem
o-anzen Territorium ihres Grundherrn das Waidwerk üben, in anderen
würde dieses Recht besonders verpachtet. Kaufleuten und Handwerkern
wäre alles Waffentragen, also auch die Jagd ein für allemal
verboten. — Das meiste Wild kommt nach Y e d d o aus der Umgegend
des Fusi - y a m a , wo es viM Hirsche und Wildschweine giebt. Die
niederen Classen allein essen deren Fleisch; den meisten Secten ist
nur der Genuss des Geflügels erlaubt.
Auch diesmal wurden die B u n y o ’s wieder mit Kleinigkeiten
beschenkt. H o r i freute sich besonders an einer Schnur Bernsteinperlen:
»die wolle er s e in e r a l te n H a u t schenken«;»# er meinte
seine siebzigjährige Mutter. — Die Japaner kennen den Bernstein,
der auch auf Y e s o , aber nur in kleinen Stücken von dunkeier Farbe
gefunden wird. S a k a i warf ein Stückchen auf das Kohlenfeuer und
fächelte sich den Duft in die Nase. Er liess sogleich eine Perle an
seinen Schwertgriff befestigen; die grösste sollte ^Seinen Tabaksbeutel
zieren. Auf des Grafen Frage, wie ihm die neulich geschenkte
Stahlklingel gefalle, antwortete S a k a i , sie.behage ihm selbst sehr
wohl, nie ht aber »seiner Jungfer«, die jetzt viel öfter als sonst gerufen
werde. Dabei kam heraus, dass vornehme Japaner für die äusseren
Gemächer männliche, für die inneren nur weibliche Bedienung