
Zickzack, beseitigt j eden kräftigen Schuss, und fördert die Entwickelung
von Seitenästen, welche dann auch wieder künstlich gedreht und
niedergehalten werden. Nach einiger Zeit soll der Baum sich dem
Zwange bequemen, und, freiwillig in den vorgeschriebenen Gränzen
bleibend, seine Lebenskraft auf die Erzeugung reichlicher Samen
und Früchte wenden. — Thuja, Juniperus und andere Nadelhölzer,
Bambus, Kirsch- und Pflaumenbäume werden vorzugsweise als Zwergbäume
gezogen; bei letzteren ist es besonders auf die Erzeugung
grösser Blüthen abgesehen. Viele Zwergpflanzen haben gestreifte
oder gefleckte Blätter, und die Erzeugung solcher Varietäten, auch
bei natürlichem Wüchse, ist eine zweite Liebhaberei der japanischen
Gärtner. Man hat Kiefern, Wachholder, Retinospora, PodocarpuS
und Ilicium-Arten, Andromeda japonica, Euryas, Elaeagnus, Aucuba
japonica, Pittosporum Tobira, Aralia, Laurus, Salisburia adian-
tifolia und andere mit weissen, einen Evonymus und die Sciadopytis
verticillata mit goldgelben Flecken und Streifen, ja sogar gefleckte
Camelien, Theesträucher, Orchideen und Palmen. Die grosse Anzahl
und das feste Fortbestehen solcher Varietäten lässt auf ein hohes
Alter dieser Cultur schliessen.
Die Handelsgärten von Y e d d o bedecken ein weit grösseres
Areal als die irgend einer europäischen Hauptstadt; Fortune gesteht
in keinem Lande der Welt eine so ungeheuere Anzahl cultivirter
Zierpflanzen gesehen zu haben. Man findet neben den einheimischen
und eingebürgerten auch viele ganz fremde: Cactus, Aloe, Fuchsien
und andere Südamerikaner. Manche Gärtner beschränken sich auf
die Cultur einer oder weniger Arten; so zog im Wmter 1860 ein
grosses Etablissement bei Süme nur eine einzige Acorus-Art mit
dunkelgrünen Blättern in vielen tausend Exemplaren; sie waren in
zierliche viereckige Porcelantöpfe gepflanzt und neben jedes ein
Stück Achat, Bergcrystall oder andere bunte Steine in die Erde
gesteckt; die Pflanze muss neu und in der Mode gewesen sein. —
Eigentliche Treibhäuser fehlen; man bringt die Gewächse während
der strengeren Monate in langen strohgedeckten Schuppen unter,
die nur bei ganz schlechtem Wetter zugesetzt werden.
Die Anlage der japanischen Ziergärten ist der der französischen
aus dem 17. und 18. Jahrhundert ähnlich; sie haben mit
diesen die Charmillen und steif beschnittenen Sträucher gemein.
Vielleicht verpflanzte sich dieser Geschmack gar erst aus Japan
nach Holland, und von da, weil er der Mode des Jahrhunderts
zusagte, nach den angrenzenden Ländern. Den Vorzug haben die
japanischen Gärten, dass sie, der Architectur ihrer Wohnhäuser
entsprechend, weniger regelmässig sind als die französischen, aber
an barocker Künstlichkeit suchen sie ihresgleichen. Namentlich in
den dem Wohnhause zugekehrten Parthieen behält kein Baum,
kein Strauch seine natürliche Gestalt: da wachsenFächer und segelnde
Schiffe, runde Tische, Candelaber, grosse Halbkugeln und steife
rechtwinklige Wände. Den Boden deckt sammetweicher Rasen, die
reinlichen ■ Kieswege sind mit bunten Steinen, Zwergbäumen und
Blumentöpfen eingefasst; aus den Goldfischteichen und künstlich
gewundenen Wasserrinnen ragen bemooste Duodezfelsen, zu welchen
zierliche Brückchen hinüberführen, und in der heimlichsten Ecke des
Gärtchens steht der Schrein des Hausgötzen. Glücklicherweise bedürfen
solche Anlagen zu sorgfältiger Pflege, um weite Ausdehnung
zu gestatten; sie finden sich meist nur vor der Gartenfronten des
Hauses als angenehme Decoration. Die Natur ist hier salonmässig
verkleidet und frisirt, wie conventioneile Bildung und die Sitte der
»guten Gesellschaft« erfordern. Hohe Charmillen bilden die Seiten-
und Hinterwände dieses grünen Putzstückes und verdecken die
wilderen Parthieen des Gartens, wo man der Natur freieren Lauf
lässt. — Zierlich und freundlich sind jene Lustgärtchen trotz aller
Künstlichkeit, wie ein modisch aufgeputztes hübsches Dämchen.
Den reizendsten Anblick bieten die japanischen Gärten im
Spätherbst, wenn der Ahorn sich in hellen, Azalien und Wachsbäume
in dunkelen Pupur kleiden. Um diese Zeit blüht auch die
Lieblingsblume der Japaner, das Winter-Chrysanthemum, von dem sie
unzählige Varietäten haben. Die Grösse und Pracht der sternartigen
Blüthen, — die man im Wappenzeichen des M ik a d o -Hauses wiedererkennt,
— ist oft erstaunlich; wir sahen sie in voller Herrlichkeit.
In anderen Jahreszeiten sollen namentlich Sommer-Astern, Nelken
und Iris in grösser Vollkommenheit blühen; sie werden,, wie in
manchen europäischen Städten die Blumen der Jahreszeit, in
mächtigen Sträussen auf der Gasse feilgeboten. Das Hauptbestreben
der japanischen Blumenzüchter geht aber auf Erzeugung sehr grösser
und vollkommener Kirsch-, Pflaumen- und Pfirsichblüthen, deren
zarte Schönheit die japanischen Dichter aller Zeiten begeistert hat.
— Die Camelia ist in Japan heimisch; mehrere Arten blühen, Gebüsche
und Hecken bildend, zu verschiedenen Jahreszeiten, die
schönste und grösste, welche die Höhe eines zweistöckigen Hauses