
der Geist voll himmlischer Freude. Der Prophet theilte dann
die Gottesgabe seinen Schülern mit, welche sie in alle Länder
verbreiteten.
Unter den anderen Nutzpflanzen ist der Bambus eine der
wichtigsten; es gibt mehrere, darunter wahrscheinlich auch einheimische
Arten, wenigstens findet man ihn wildwachsend im dichtesten
Waldgestrüpp. Die ländliche Architectur, das Haus-, Stallund
Wirthschaftsgerätli, die Bewaffnung und Kleidung, das ganze
Handwerk der Japaner ist ohne Bambus garnicht denkbar. Fast
jede Hütte hat ihre Pflanzung, und in den grossen Handlungen von
Y e d d o stehen Tausende von Rohren jeder Länge, Stärke und
Feinheit, vom .Dachsparren bis zum Pinselstiel, in saubere Bündel
sortirt zum Verkauf. Keine Holzart vereinigt solche Leichtigkeit
mit gleicher Stärke und Schwungkraft. Die- äusseren Schichten des
Rohrs sind kieselhaltig und glänzend wie künstlich polirt, dabei
steinhart; sie werden gespalten zu den zierlichsten Korbgeflechten
und Möbeln, zu Bogen, Jalousieen, Fächern, Schachteln, Strohhüten,
Rüstungen, Bekleidung der Sänften u. s. w. verarbeitet,
die vollen Rohre zu Tragstangen, Leitern, Wasserrinnen, Bechern,
Schöpfkellen, Pfeilen, Latemenstangen, Angelruthen, Pfeifenstielen
und hundert anderen Zwecken verwendet. Die zarten Wurzelschösse
macht man in Zucker ein, die stärkeren dienen als Reitgerten; auch
in der Papierfabrication spielt der Bambus eine grosse Rolle. Das
ausgewachsene. Rohr hat vier bis fünf Zoll Durchmesser, der junge
Zweig nur die Dicke einer Stricknadel; alle Zwischenstufen sind
gleich fest und elastisch. Es ist zu verwundern, dass nicht mehr
japanischer Bambus nach Europa importirt wird, denn in manchen
Anwendungen ist er weder durch Holz, Metall noch Fischbein zu
ersetzen; man möchte kaum zweifeln, dass er mit derZeit in Mittelund
Süd-Europa acclimatisirt und eben so heimisch werden könnte,
wie in Italien die aus Amerika eingeführten Aloe (Agave), die indianische
Feige (Opuntia), Mais und andere Pflanzen, wie hei uns der
Tabak, die Rosskastanie und die Kartoffel. Die Cultur des Bambus
würde eine Umgestaltung unserer Zimmer- und Möbel-Architectur,
des Haus- und Küchengeräthes hervorrufen, von der man keine
Ahnung hat, und namentlich dem Landmann den vielfältigsten Nutzen
bringen; zudem ist er mit seinem auch im Winter frühlingsgrünen
Graslaub der herrlichste Schmuck in Feld und Garten. Nach den
Kältegraden, welche er in Nord-China und einigen Theilen von
Japan erträgt, sollte man glauben, dass wenigstens in den südwestlichen
Küstengegenden Europas und an den Abhängen der Alpen
und Pyrenäen, wo feuchte Niederschläge häufig sind, der Anbau
gelingen würde.
Eben so wünschenswerth wäre die Acclimatisirung der Soya-
Bohne. Die bei uns unter diesem Namen bekannte Sauce ist grossen-
theils ein künstlich gemischtes Präparat und kommt nur auf die
Tafeln der Reichen; aber selbst die aus Japan eingeführte ist von
derjenigen, welche dort Jedermann als tägliche Speisezuthat geniesst,
so himmelweit verschieden, wie gekochter Ungarwein von unverfälschtem
Tokayer. Die Bereitung, deren Einzelnheiten leicht näher
zu erfahren wären, soll sehr einfach sein: man kocht die Bohnen
weich, versetzt sie mit Reis- oder Gerstenmalz, und lässt sie an
einem warmen Ort vierundzwanzig Stunden lang gähren: dann wird
Salz und Wasser zugesetzt, die Mischung in den ersten Tagen öfter
umgerührt und darauf zwei bis drei Monate in grossen verschlossenen
Töpfen verwahrt, endlich die Flüssigkeit ausgepresst, in Fässer
gefüllt und verspundet. Die so bereitete Soya ist dünnflüssig und
von leichter salziger Würze, erregt angenehm den Appetit und fördert
die Verdauung; sie soll durch das Alter an Güte gewinnen, hält
sich aber gewiss, wie leichte Fassbiere, nur einen beschränkten
Zeitraum. Alle von den Holländern importirte ist vor der Verschiffung
aufgekocht ; sie hält sich darnach besser, ist aber dickflüssig
und scharf. Wahren Nutzen könnte nur der Anbau bringen,
durch welchen man sie frisch und billig erhielte; sie gibt in diesem
Zustande den fadesten Speisen wie Mehlbrei und dergleichen den
ärmeren Classen zur Nahrung dienenden Gerichten die angenehmste
Würze und leichte Verdaulichkeit. In Japan gemessen Arm und
Reich, Vornehm und Gering Soya zu allen Malzeiten; auf unseren
Schiffen wurde sie von Officieren und Mannschaften fässerweise
verbraucht.
Der Tabak ist den Japanern, die ihn schon früh von den
Portugiesen erhielten, zum Lebensbedürfniss geworden, und das
Rauchen vielleicht in keinem Lande so allgemein; es gibt wohl
kaum einen Erwachsenen, der nicht beständig seine Tabakstasche
bei sicht führte; Frauen und Mädchen rauchen meist nur zu Hause.
Die Blätter werden haarfein geschnitten und haben, aus den kleinen
Pfeifchen mit eichelnapfgrossen Köpfen geraucht, ein feines, etwas
berauschendes Aroma.