
zu schiessen; die Einstellung der Feindseligkeiten würde unter
seinen Vasallen die grösste Entrüstung hervorgerufen haben. — Nun
seien Gesandte des T a 'ik ü n gekommen mit dem Vorwurf, dass er
rücksichtslos die Schiffe angegriffen hätte, während die Verhandlungen
in Y o k u B am a noch schwebten; er habe sich aber auf den
Befehl des M ik a d o berufen, die Feindseligkeiten am 24. Juni zu
eröffnen, und geglaubt, dass die Verhandlungen nur den Bruch
hätten einleiten sollen. Der T a 'ik ü n habe damals seine Vorstellungen
nicht beantwortet, ihm aber durch den Fürsten von Miro angekündigt,
dass die Vertreibung der Fremden fest beschlossen und
ein neuer Termin dafür anberauint sei; dass der T a ik ü n den Fremden
die Ungültigkeit der ohne Zustimmung des M ik a d o geschlossenen
Verträge notificirt habe.' Ein Fürst aus dem Hause des Erbkaisers
habe offen ausgesprochen, dass, wenn ein Theil der D a im io ’s die
Fremden begünstige, die Intriguen des Hofes von Y e d d o an dieser
Spaltung schuld seien. — Erlfj- N a ñ g a t o — habe den M ik a d o aufgefordert,
eine Versammlung nach dem grossen Tempel des Kriegsgottes
bei M ia k o z u berufen, die gewaltsame Vertreibung der
Fremden aus eigener Macht zu bescliliessen und dazu gemessenen
Befehl zu ertheilen. Jener habe geantwortet, er wolle nach dem
Grabe des D s in m u in der Landschaft Y a m a t t o wallfahrten, dann
im Tempel des K a s u ñ g a beten und Kriegsrath halten, endlich
auch nach I s y e gehen. Er und sein Sohn hätten ihm zu dieser
Reise eine militärische Bedeckung angehoten und nach M ia k o gesandt.
Dort sei aber am 30. October 1863 das Palastthor T a k a i -
M o t s i plötzlich von den Truppen des T a ik ü n mit Artillerie besetzt,
seinen Leuten aber die Thorwache abgenommen worden. Diese
hätten ihre militärische'Haltung bewahrt und sich in ihre Provinz
zurückgezogen, worauf er ihnen verboten habe, M ia k o und den
kaiserlichen Palast wieder zu betreten. Er habe nun Befehl erhalten
, gegen seine Leute die Untersuchung einzuleiten; diese behaupteten
aber, ihren kriegerischen Eifer unterdrückt und die
Heiligkeit des Palastes respectirt zu haben. Er könne sie nicht
bestrafen, da sie nur ihre Pflicht gegen den M ik a d o z u thun und
zur Vertreibung der Fremden beizutragen gewünscht hätten. Er
habe nun ein Gesuch eingereicht, mit seinem Sohne zur Rechtfertigung
vor dem M ik a d o erscheinen zu dürfen.
So dunkel dieses Schreiben, — theilweise wohl auch wegen
der mangelhaften Uebersetzung ist, so wirft es doch einiges Licht
auf das Intriguen-Gewebe der Partheien und die zweideutige Politik
der Regierung. Dass der Fürst von N a ñ g a t o jemals aufrichtig
die Vertreibung der Fremden wünschte, wie er behauptet, ist nach
seinem späteren Verhalten sehr zweifelhaft. Jedenfalls conspirirte
er wohl mit dem Prinzen von M i t o , um der Regierung Verlegenheiten
zu bereiten. Das Auftreten seiner Trabanten in M ia k o im
October 1863, die vorhergehende Aufforderung zur Reise und die
Absendung der militärischen Bedeckung schmecken trotz allen
dunkelen Redensarten sehr nach einem Gelüst, sich der Person
des M ik a d o z u bemächtigen, — wofür die damals nach Y o k u h am a
gelangenden Gerüchte sie auch ausgaben. Die Notification des
Verbannungsdecretes am 24. Juni 1863, welche am Tage der gütlichen
Beilegung des Conflictes wie aus heiterster Luft auf die
Diplomaten herabfiel, sowie die Beschiessung des Pembroke an
demselben Tage erklären sich nun aus der Fixirung des Termines,
welchen auch die Regierung formell wenigstens einhalten zu
müssen glaubte. Die Willensäusserung des M ik a d o hatte damals
grosses Gewicht, weil die Kriegsmacht des Fürsten von N a ñ g a t o
hinter ihm stand und der Einfluss der Parthei M it o im Steigen
war. Diese arbeiteten mit dem Erbkaiser vereint auf Krieg mit
dem Auslande hin, wozu es im Juni 1863 wahrscheinlich gekommen
wäre, wenn nicht noch im letzten Augenblicke O n g a s a v a k a und
seine eonservativen Freunde ihr Uebergewicht im Reichsrathe geltend
machten. Nun hatte die Lage sich völlig geändert: der Fürst
von N a ñ g a t o , der vielleicht auch dem Vice-S io g u n gefährlich war,
stand in M ia k o schon seit October 1863 nicht mehr in Gnaden;
die Macht des F t u t s b a s i stieg noch eine Weile, unterlag aber in
dem Augenblick, als sie mit Umsturz des Thrones drohte. Seit
August 1864 ist dieser Fürst aus der. Geschichte verschwunden;26)
der Einfluss der Parthei M it o wurde wahrscheinlich durch Beseitigung
seiner Anhänger in Y e d d o und den Feldzug in das Y a m a t t o
völlig gebrochen. — Dann das gewaltsame Unternehmen N a ñ g a t o ’s
gegen M i a k o , w o seine Truppen unter dem Erbprinzen während
der Katastrophe von S im o n o s e k i noch engagirt gewesen sein müssen.
Die Regierung sah sich plötzlich in der günstigsten Lage: ihr
26) Wenigstens nach dem Material, das dem Verfasser vorliegt. Bei der Unvollständigkeit
der japanischen Nachrichten und nach der Analogie der Geschichte
kann man immer vermuthen, dass er am Hofe des M ikado wirkt oder im Geheimen
Kriegsmacht sammelt, und plötzlich wieder auftauchen wird.