
kühlten Küsten ihre Dünste zu dichten Nebeln und Regenwolken.
Der August scheint einer der trockensten Monate zu sein, aber auch
im Spätherbst und bis in den Januar soll der Himmel oft Wochen
lang kein Wölkchen zeigen. Anders freilich haben wir es erfahren,
doch bezeichneten damals alle Japaner die Witterung als ungewöhnlich.
Der Uebergang des Sommers in den Herbst und Winter
pflegt ganz unmerklich zu sein, mächtig dagegen das Erwachen der
Natur im Frühling. Schon im Januar blühen in den Gärten Apri-
cosen, Cainelien, Mispeln und Cornelkirschen, im Februar Veilchen,
Anemonen, Löwenzahn, Cinerarien, Arum ringens, Perdicium to-
mentosum und Lazula verna. Im März folgen dann Kerrien, Weigela,
Seidelbast, Primeln und Loniceren, Stachyrus, Cercis, Hamamelis,
Calycantlius und Astragalus, Pflaumen, Kirschen und Pfirsiche in
zahlreichen Spielarten. Im April erneuern die immergrünen Laubbäume,
Lorbeern, Myrthen und Eichen ihre Blätter, die Wälder
prangen im buntesten Kleide; mannichfache Azaleen, Euryen, Hy-
drangeen, Magnolien und Paeonien, Viburnum, Evonymus, Crataegus-
und Ruhus-Arten, die Paulownia imperialis in Stämmen yon dreissig
Fuss, Glicine sinensis, Cydonia japónica und manche andere entfalten
köstliche Blüthenpracht. Dazu kommen im Mai und Juni
wilde Rosen/Deutzia scabra, Styrax japónica, Caprifolium, Nelken
und Sommer-Astern, Clematis, Iris, Spiraea Reevesiana und eine
duftende weisse Rose; im Juli Orangen, Osmanthus, Tuberosen,
Orchideen, Hihiscus und Rosenpappel; der Bambus treibt saftschwellende
Sprossen aus dem Wurzelstock und die Musa entwickelt
ihre breiten zarten Blattgewebe. Liliengewächse, Celosien
und Amaranthe, Lippen- und Larvenblumen, Winden und Malven
prangen in Feld und Garten; auf stillen Gewässern treibt der heilige
Lotus duftende Blüthen, und vielgestaltige Rankengewächse wuchern
in Ueppigkeit. Im August erblasst der Blüthenflor bis auf einzelne
Bignonien, Lagerströmien, ein Clerodendron, Patrinia-, Eupatorium-
"und Prenanthes - Arten. Im September zeigen sich Gentianen,
Campanulaceen, Strohblumen und Doldenblüthen. Im October
blühen Rosen und Jasmin, Forsythia, Deutzia und Kerria, sowie
einige Grasarten zum zweite Male; Astern, Herbst-Anemonen und
Winter-Chrysanthemum zieren die Gärten, die Nadelhölzer erneuen
grossentheils ihre Belaubung. Im November erschliessen sich nur
noch einzelne Rosen, Cainelien, Thee und Tazetten, und der De-
cember scheint fast blüthenlos. Aber der Winterschlaf ist nur kurz,
und die Zahl der Tage gering, an denen man auf japanischem
Boden nicht einen hübschen Strauss pflücken könnte. Dazu lügt
die Behauptung, dass die Blumen dort nicht duften, die Vögel
nicht singen: freilich giebt es wenige Singvögel und neben den
wohlriechenden Blumen ähnliche geruchlose, wie bei uns; aber alle
ihrer Natur nach riechenden Arten entwickeln so würzige Düfte als
irgend wo anders.
Japans vorzüglichste Waldbäume sind Nadelhölzer: Pinus
massoniana, P. densiflora, Ahies firma, Retinospora pisifera, R.
obtusa, Cryptomeria japonica, Salisburia adiantifolia, Podocarpus
macrophyllus und verschiedene Taxus; unter den Laubbäumen
mehrere Arten immergrüner Eichen, Kastanien, Ahorn und eine
herrliche Ulme (Ulmus Keaki Siebold), deren schön gezeichnetes
Holz vielfach zum Tempelbau verwendet wird. Die nützlichsteü
dieser Hölzer wachsen in regelrecht bewirthschafteten Wäldern,
andere bedecken mit Lorbeern, Cypressen, Thuja, Myrthen, Camelien,
Stechpalmen, Elaeagnus, mit Bambusgebüsch, Azalien, Rehen,
Liffustrurn-, Viburnum - und Himbeersträuchern O 1 ■ vermischt im wilden
Zustande die steileren Hänge. Zwei Nadelbäume von ausgezeichneter
Form, Sciadopytds verticillata und Thujopsis dolabrata4) finden sich,
obwohl in Japan heimisch, doch verhältnissmässig selten, meist nur
in Tempelgründen und Ziergärten. Der Kampherbaum (Cinnamomum
camphora), den südlichen Strichen eigen, schmückt einzeln und in
mächtigen Gruppen die Friedhöfe um N a n g a s a k i ; er scheint viel
Luft und Licht zu brauchen und kein eigentlicher Waldbaum zu
sein, ebenso der Firniss- und der Wachsbaum, Rhus vernix und
Rh. succedaneum, die beide meist an Abhängen und in Alleen gepflanzt
werden.
Da die Japaner immer eifrig bemüht waren ihrem Vaterlande alle
nützlichen Gewächse der Fremde anzueignen, viele derselben dort auch
ganz heimisch geworden und verwildert sind, so ist es heut schwer,
sich von der ursprünglichen Flora des Landes ein richtiges Bild zu
machen. Sieb old rechnet, dass von etwa fünfhundert dort cultivirten
Nutz- und Zierpflanzen mehr als die Hälfte aus der Fremde stammen;
darunter Rübsamen, Färber-Polygonium, Tabak, Saflor,Mohn,
Hanf, Sesam, Baumwolle, Apfelsinen, Granatäpfel, Pfirsiche, Apricosen,
Birnen und Quitten. Die vorzüglichsten Obstarten sind — neben
4) Thujopsis dolabrata wächst nach Fortune am Abhange des F usiyama in
Wäldern.